Sommer-Theater in Baisingen kommt bei den vielen Besuchern sehr gut an / Darsteller mit Genuss und Engagement im Einsatz

Von Marly Scharnowski

Rottenburg-Baisingen. An einen traumhaft sommerlichen Abend unterhielt die Theatergruppe Baisingen ihr Publikum. Schon im Vorverkauf waren eigentlich keine Plätze mehr zu haben. "Wenn noch jemand kommen sollte, stellen wir halt ein paar Stühle dazu", lautete die spontane Devise. Helmut Stopper bekam große Augen, die Sitzplätze waren voll und es kamen immer noch Besucher mit gültigen Eintrittskarten. Mit diesem Andrang hatte keiner gerechnet. Das Thema "Camping, Grill und Seewiesa" wurde publikumsnah und Lachmuskeln strapazierend umgesetzt.

Joachim Herm, Drehbuchautor und Regisseur, hat ein Meisterstück geliefert. Er kennt seine Baisinger-Truppe und hat quasi die einzelnen Rollen den Akteuren auf den Leib "geschrieben". Das merkte man an den Darstellern, die sich mit Genuss und viel Engagement in ihren Rollen perfekt präsentierten.

Die großartige Kim Herms setzte die türkische Putzfrau Bestegül mit viel augenzwinkerndem Charme um, Mimik, Gestik und der wunderbare Slang trieben manchem Besucher Lachtränen in die Augen. Bei dem Stück handelt sich um den "ganz normalen Wahnsinn" auf einem Camping-Platz, der natürlich im Gäu liegt und für jeden nachvollziehbar ist.

Zum Stück selbst: Die Camping-Saison ist eröffnet, der "Gäu-Camping"-Platz hat auch Gäste, die kompliziert sind. Da wären das nur hochdeutsch sprechende Ehepaar, zwei Paare die sich an der Größe ihres Wohnwagens messen, doch nach dem gemeinsamen Grillen ist alles wieder in Ordnung. Dann gab es noch Power-Frauen, die dann aber feststellen: "Ohne Männer fehlt Dir was." Schließlich sind da noch Kinder mit genervtem Vater.

Alfred Mai (Rolf Bernhard) ist überfordert, eigentlich sollte die Leitung des Platzes der Vater Karl Mai (Peter Kiefer) machen, um in seinem Rentnerdasein fit zu bleiben. Mit Unterstützung von Ewald (Alexander Pfeffer), der als Mädchen für alles fungiert, und der gnadenlos ihre türkische Putzfrauenlogik umsetzenden Bestegül wird alles komplizierter. Nachdem man auch noch erfahren hat, dass sich ein Kontrolleur "einschleichen" will, ist jeder verdächtig.

Das Stück hebt sich wohltuend von den üblichen schwäbischen Mundartspielen ab. Es ist pfiffig, mit Seitenhieben in jede Richtung und garantiert knapp drei Stunden lang beste Laune und viele Möglichkeiten, die Lachmuskeln zu trainieren.

Häufiger Beifall auf offener Bühne und begeisterter Applaus zum Abschluss bestätigte die Laien-Theatergruppe. Natürlich wurde die Bewirtung nicht vergessen, der berühmte Baisinger-Leberkäs war bereits beim zweiten Akt ausverkauft, Rote und Bier waren noch zu haben.

Die Rollen wurden gespielt von: Kurt Schwörer (Roland Gölz), Doris Schwörer (Gudrun Stopper), Alfred Becker (Mathias Pohl), Gerlinde Becker (Melanie Edele), Ewald (Alexander Pfeffer), Bestegül Aydeniz (Kim Herm), Alfred Mai (Rolf Bernhard), Karl Mai (Peter Kiefer), Wielobald Ingenschad (Joachim Herm), Inge Strumpf-Ingenschad (Margret Straub), Peter Sattler (Alessandro Fiorilla), Hanni und Nanni (Elisa Küfer und Samira Rauschenberger), Paula (Elke Ruf), Alice (Heidrun Rauschenberger), Jenny (Ute Fuhrer).

Übrigens: Für die gestern Abend wegen der unsicheren Wetterlage abgesagten Vorstellung wird es am morgigen Sonntag ab 11 Uhr noch eine zusätzliche Theater-Vorführung geben, zu der man auch noch spontan kommen könne, so der Veranstalter. Karten für die abgesagte Vorstellung sind für die Zusatzvorstellung gültig.