Foto: Annika Rath

90 närrische Gruppen begeistern am Sonntagmittag mit einem abwechslungsreichen Programm das Publikum.

Rottenburg - Narri, Narro: 90 bunte Gruppen haben am Sonntagnachmittag das Rottenburger Publikum in der Innenstadt begeistert.

13.30 Uhr, der Startschuss fällt. Am Eugen-Bolz-Platz setzt sich der Rottenburger Fanfarenzug in Bewegung. Nachdem er die Sprollstraße hinter sich gelassen hat, überquert er über die Kepplerbrücke zum ersten Mal den Neckar. Weiter geht’s durch die Tübinger und Ehinger Straße, schließlich über den Ehinger Platz und die Obere Brücke ein weiteres Mal über den Neckar. Dann führt der Weg über die Königstraße und den Marktplatz wieder zurück zum Eugen-Bolz-Platz, bevor der Zug bei der Festhalle aufgelöst wird.

Auch wenn der Weg weit ist, macht es laut einem Teufel "brutal Spaß"

"Hier bekommt man ja einige Kilometer zusammen", meint ein Teufel der Esslinger Gruppe "Zwiebelgoscha", als er die Zuschauer auf der Oberen Brücke mit Süßigkeiten versorgt. "Bald habt ihr es geschafft", versichert ihm daraufhin ein Rottenburger Kenner des Umzugswegs lachend. "Es macht ja auch brutal viel Spaß", versichert ihm der Teufel, malt ihm schwarze Farbe ins Gesicht und hüpft mit seinen Gleichgesinnten davon.

Neben den Besuchern aus Esslingen nehmen 89 weitere Gruppen am diesjährigen Rottenburger "Ommzug" teil. Dem Fanfarenzug folgt die Rottenburger Narrenzunft: Stadthexen, Laufnarren, Pompele und Ahlande, die Hauptfigur der Rottenburger Fasnet. Der historische Teil wird von Gräfin Mechthild zu Hohenberg, Erzherzogin von Österreich, angeführt. Während der närrischen Zeit wird Rottenburg von einer Frau regiert.

Aber nicht nur Gruppen aus der Kernstadt, sondern auch zahlreiche Teilnehmer aus den Teilorten und den umliegenden Orten erfüllen die Innenstadt mit närrischem Treiben und Musik. Die "Butzenzunft Kiebingen" ist dabei oder "Los Mexicanos" aus Bühl. Passend zu ihrem Namen trägt die Musikgruppe mexikanische Hüte, die Rhythmen und Melodien erinnern an Lateinamerika. Auch die "Original Eselgruppe" aus Obernau macht ihrem Namen alle Ehre. Gleich zwei Esel werden von den Narren durch die Straßen geführt.

Die Narrenzünfte gehören der schwäbisch-alemannischen Tradition an. Sie wechseln sich mit Fanfarenzügen, Musikvereinen, bunten Guggamusikern und speziellen Fasnetskapellen ab. Langweilig wird es da nie. Mal bekommen die bunt verkleideten Zuschauer am Rand Farbe ins Gesicht oder Konfetti in die Haare. Weibliche Fasnetsbegeisterte werden gerne mal in Stroh geworfen. Immer wieder wird auf ein "Narri" mit einem "Narro" geantwortet.

Regentropfen machen dem Publikum nichts aus – denn das trägt die "Sonne im Herzen"

Regionale Traditionen sind Teil des Umzugs, es wird aber auch über den eigenen Tellerrand geschaut. Die "11er Frösch Züri" und die Guggamusiker "Zürigugge Ladykillers" sind aus der größten Stadt der Schweiz angereist, um mit den Rottenburgern viel Spaß zu haben. Da macht es fast nichts, dass gegen Ende des zweistündigen Umzugs ein paar Regentropfen fallen. "Es ist Fasnet – da haben wir die Sonne sowieso im Herzen", lachen zwei Zuschauerinnen aus Tübingen.

Schon die Jüngsten stehen am Straßenrand und freuen sich über Bonbons oder Schokolade. Oft werden sie sogar in Wägen mit den Narrenzünften mitgezogen. Und die Älteren haben Stühle mitgebracht, um sich den kompletten Umzug anschauen zu können. Spaß für Jung und Alt – das bietet der "Ommzug" der Rottenburger Narrenzunft auch in diesem Jahr wieder. Und ist dabei gleichzeitig familiär und doch so groß.