Jazz auf dem Marktplatz begeistert Publikum / Big Band des hessischen Rundfunks tritt auf

Von Anne Jethon

Rottenburg. Es war ein Jazz-Konzert der ganz großen Klasse: die Big Band des hessischen Rundfunks präsentierte mit Rebekka Bakken ein breites Spektrum an Tom-Waits-Songs.

Auf ihre eigene Art und Weise wurden diese auf dem Marktplatz gespielt und machten den Abend zu etwas ganz Besonderem.

Normalerweise arbeiten Rebekka Bakken und die Big Band des hessischen Rundfunks nicht zusammen. Für das Tom-Waits-Projekt haben die beiden Jazz-Größen jedoch zueinander gefunden. Von Jörg Achim Keller, dem Dirigenten der Big Band, wurde die Norwegerin angefragt. Später konnten dann die passenden Songs ausgewählt werden: "Wir haben uns bei der Auswahl viel Mühe gegeben. Wir wollten Songs aussuchen, bei denen sich die Sängerin auch wohl fühlt und die ihr gefallen", erklärt Jörg Achim Keller.

Songs aus allen Schaffensphasen von Tom Waits wurden so zum Besten gegeben: von seinen Werken aus der Anfangsphase seiner Karriere, aber auch große Songs wie "Bad as me" durften die Besucher hören. Wo bei den Originalen mit Klavier und Gitarre gespielt wird, wurde die Sängerin beim Konzert mit den gesamten Bläsern der Big Band begleitet.

Die orchestralen Arrangements schrieb Jörg Achim Keller: "Das hat seine Zeit gedauert. Im Grunde ist eigentlich die Probe am Ende viel weniger aufwendig. Das geht dann in vier bis fünf Tagen über die Bühne."

Die Mühe lohnt sich: mit ihrem ganz eigenen Stil konnte die Sängerin die Songs von Tom Waits präsentieren. Nicht zu sehr ist sie in die Originale des Sängers eingetaucht, sie eignete sich die Songs selbst an. Mit ihrer kräftigen und klaren Stimme machte sie aus rauen Songs helle und soulige Stücke. Wo beim Original Unruhe und Dramatik zu hören ist, tröstet und besänftigt die Sängerin.

In ihrem eigenen Gedankengang reagiert die Sängerin auf die Musik und bringt ihren eigenen und geschätzten Stil ein. Im Zusammenspiel mit den Musikern der Big Band stand der Begeisterung des Publikums nichts mehr im Wege.

Stücke wie "Hang On St. Christopher" oder "Just The Right Bullets" wurden kraftvoll vorgespielt. Viele Facetten zeigte auch der Rest des Auftritts: schöne Balladen wie "I Wish I was in New Orleans" oder "Christmas Card from a Hooker in Minneapolis" standen im Kontrast zu Songs wie "Little Drop of Poison".

Interessant war auch die typisch amerikanische Filmmusik aus "Night in Earth" mit ihrem anarchischen Charakter. Bekannte Stücke von Waits wie "Time" oder auch "Downtown" wurden gespielt.

Ein Abend, der sich nicht nur für Jazz-Kenner gelohnt hat. Schon in Dreieich und Nürnberg wurde das Tom-Waits-Projekt aufgeführt, weitere Auftritte folgen unter anderem in Lübeck, Heidelberg, Freiburg, Stuttgart und Kaiserslautern. Auch eine CD stand bereits zum Kauf aus.