Wenn schon mal ein Original im Wirtshaus sitzt, dann ist die Gelegenheit günstig, dachte sich wohl Zunftvize Alexander Nisch, und so geriet auch der ehemalige Schweinehändler Hermann Stopper, im Volksmund auch "Saustopper" genannt, unter seinen Federwisch. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: Ergenzingen Narren stauben alles und jeden ab / Neue Kampagne ist eingeläutet / "Fleckahuper" feiern 30. Geburtstag

Die fünfte Jahreszeit hat Rottenburgs größten Stadtteil in Beschlag genommen. Nach den zwölf Raunächten heidnischen Ursprungs kamen am Abend des Erscheinungsfestes die Narren in voller Montur aus ihren Startlöchern.

Rottenburg-Ergenzingen. Sie stellten damit unter Beweis, dass trotz noch brennender Christbaumkerzen die schwäbisch-alemannische Fasnet zu den kirchlich verwurzelten Bräuchen gehört.

Unter den Klängen der "Fleckahuper", die vor dem Rathaus aufmarschierten, freuten sich viele Besucher trotz klirrender Kälte auf das Maskenabstauben, welches in diesem Jahr ohne Zunftmeisterin Gabi Schall stattfand.

Für sie sprang Vize Alexander Nisch in die Bresche, der Narren und Zuschauer mit wohlgereimten Versen willkommen hieß. Nach dem närrischen Prozedere machte Brauchtumsmeister Manuel Ranft das Volk mit den Besonderheiten des Narrendaseins vertraut und stellte fest, dass das Narrenleben gemessen an der Lebensuhr relativ kurz sei und reimte: "Kaum ischt diea Omdrehong rom, no stoht mer do ond gucket domm."

Auch der Vize bekommt den Wisch zu spüren

Den Narren empfahl er "Seid echte Narra ohne Reu, am Aschermittwoch ischs vorbei". Anschließend wurde die große Masken- und Hästruhe geöffnet, und die närrischen Utensilien erfreuten sich einer gründlichen Entstaubung durch Nischs Federwisch.

Ironie des Narrenschicksals: Auch der Zunftvize und seine Frau Doris entgingen dem Federwisch nicht. Die beiden wurden wohl auf Anraten der urlaubenden Zunftmeisterin vom Brauchtumsmeister besonders gründlich entstaubt und auch verbal unter die Lupe genommen.

Abschließend folgte die innerliche Reinigung durch "hochprozentiges Fruchtwasser", und den Larven wurde der närrische Odem eingehaucht. Dann ging es in die Wirtshäuser, in denen noch manch staubiger Bruder und manche muffige Schwester mit dem Federwisch Bekanntschaft machte.

Weiter geht es in den heimischen Mauern, wo am Sonntag, 15. Januar, das "Morgenwecken" mit anschließendem Kirchgang ansteht.

Am Samstag, 28. Januar, findet der "Kappaobed" mit buntem Programm im Zunftheim statt. Der 30. Geburtstag der "Fleckahuper" wird am Freitag, 10. Februar, mit buntem Programm gefeiert und am Samstag, 18. Februar, wird zur Kinderfasnet in die Breitwiesenhalle eingeladen.

Der Endspurt beginnt am "Schmotzigen" mit der Schülerbefreiung und der Entmachtung von Ortsvorsteher Reinhold Baur. Am Fasnetssamstag geht der Brauchtumsabend über die Bühne, am Fasnetssonntag ist Narrenparty angesagt, und am Fasnetsdienstag wird mit dem Umzug der Schlussstrich unter die Kampagne gezogen.