Der Musikzug der Bürgerwache umrahmte unter der Leitung Michael Johners den Festabend musikalisch. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerwache feiert mit einem Festakt 700-jähriges Bestehen / Wehrgeschichte liegt nun auch in Buchform vor

Von Annika Rath Rottenburg. Anlässlich des Jubiläums stellte die Bürgerwache Rottenburg ein Buch von Dieter Manz vor, in dem er deren 700 Jahre alte Geschichte aufarbeitet. Auf der Treppe des Hauses der Bürgerwache stehen sechs Mitglieder der Bürgerwache in ihren roten Uniformen und begrüßen die Gäste. Den Abend beginnt der Musikzug mit einer festlichen Eröffnung des amerikanischen Komponisten Alfred Reed. Grund zu feiern hat die Bürgerwache, die ihr 700-jähriges Bestehen feierte.

Anlässlich dieses Festes hat Dieter Manz, Ehrenmitglied im Sülchgauer Altertumsverein, ein Buch über die Vergangenheit der "Jubilarin" geschrieben: "Die Bürgerwache Rottenburg, Streifzüge durch 700 Jahre Geschichte." Auf 252 Seiten wird die Tradition der Bürgerwache aufgearbeitet. "Vor etwa fünf Jahren haben wir uns entschlossen, die Wehrgeschichte Rottenburgs auf solide Füße zu stellen", beschrieb Major Rudi Ulmer bei seiner Begrüßung.

Eine Zeitreise durch die vergangenen 700 Jahre machte Kulturamtsleiter Karlheinz Geppert mit den Gästen. 1314 wurde die Bürgerwache erstmals urkundlich erwähnt. "100 Helme für Habsburg", so der Festredner, könne das Dokument auch genannt werden. Denn Graf Rudolf von Hohenberg sicherte dem Habsburger Friedrich im Kampf um die Krone gegen Ludwig den Bayer 100 Helme zu. Am Ende wurde Ludwig König – trotz des Einsatzes der Rottenburger.

Mal Wehr, mal Garde und dann Wache: Namen wechseln

Viele Höhen und Tiefen, Verwirrungen um das eigentliche Gründungsdatum, Umwälzungen und Neugründungen erlebte die traditionsreiche Einrichtung. Auch ihr Name änderte sich: mal wurde von einer Wehr, mal von einer Garde und schließlich von einer Wache gesprochen. Schon das 600-jährige Bestehen wurde groß gefeiert. Der damalige Kaiser Wilhelm II. unternahm sogar eine Reise an die Domstadt am Neckar, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen.

Oberbürgermeister Stephan Neher verwies auf die Geschichte der Stadt, aus der auch die Bürgerwache nicht wegzudenken sei. "Die Bürgerwache hält diese Geschichte wach", lobte er. Heimatverbundenheit und Freude an repräsentativen Aufgaben seien wichtige Eigenschaften ihrer Mitglieder. Dennoch verwies er mit Blick auf die Weltgeschehnisse auch auf die möglichen Schattenseiten: "1314 war das eine Miliz. Für uns sind Frieden und Demokratie heute selbstverständlich, aber es gibt auch gegenwärtig militärische Einrichtungen, um sich Freiheit zu erkämpfen."

Landeskommandant Harald Neu betonte, dass Mitglieder von Bürgerwachen keine Militarisier seien, obwohl manche dieser Ansicht seien. "Vom guten Alten das Beste erhalten", sei stattdessen das Motto.

Lobende Worte fand auch Generalvikar Clemens Stroppel. Er verwies auf die Bedeutung der Bürgerwache für kirchliche Feste wie Fronleichnam. "Sie gehört einfach zu Rottenburg. Wie der Dom, die Fasnet oder Sülchgau", verglich er.