Ein Bett neben dem anderen: So sieht es in der Flüchtlingsunterkunft in Ergenzingen aus.. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt will bei Erweiterung in Ergenzingen bremsen / Viele Flüchtlinge wollen etwas Sinnvolles tun

Von Angela Baum

Rottenburg-Ergenzingen. Zwar ist die Flüchtlingsaufnahmestelle in Ergenzingen nicht mehr mit so vielen Fragezeichen behaftet wie in den ersten Tagen. Nun, in der dritten Woche hat sich der Alltag eingependelt und das Leben hat sich zumindest halbwegs normalisiert.

Oberbürgermeister Stephan Neher erwartet, dass künftig nicht mehr so viel improvisiert wird und das Leben in der Unterkunft auf dem Dräxlmaier-Areal in gefestigte Strukturen kommt.

Die Frage, die sich der Verwaltung und den über 200 freiwilligen Helfern stellt, ist derzeit: Wie lange werden die Flüchtlinge in Ergenzingen bleiben? Denn wenn die Unterbringung, die das Land vornimmt, auf lange Sicht geplant ist, kann die Stadt etwa mit Maßnahmen wie dem Bau eines Spielplatzes flankierend unterstützen. Wenn aber die Ergenzinger Erstaufnahmestelle nur kurz betrieben wird, wird die Stadt keine weiteren Baumaßnahmen einleiten.

Die Kosten für die Erstaufnahmestelle trägt das Land, auf die Stadt kommen erst einmal keine Kosten zu. Doch es stellt sich derzeit auch die Frage, wie es im Winter dort weitergehen wird. Noch wird ein Teil der Halle von einer Firma genutzt, die jedoch demnächst ihren Anteil aufgeben will. Dann sollen weitere Flüchtlinge einziehen.

Doch die Stadt bremst: Mehr als 1000 Flüchtlinge sollen es in Ergenzingen nicht werden. Dies ist ganz schön viel für die 4000-Seelengemeinde.

Damit der Betrieb der Erstaufnahmestelle im Gewerbegebiet nicht aus dem Ruder läuft, dafür trägt auch der Polizeiposten Sorge. Er hat nun länger geöffnet, zudem fährt die Polizei vermehrt Streife. Die 560 Flüchtlinge in Ergenzingen bekommen Kleidung und Verpflegung gestellt, eigens für sie wurde eine Kleiderkammer vor Ort vom Deutschen Roten Kreuz geschaffen. Das DRK regelt auch den Alltag in der Erstaufnahmestelle. Der Vertrag, den das Regierungspräsidium mit dem DRK geschlossen hat, läuft bis Ende 2016.

Für die Essensanlieferung, der Sicherheitsdienst sowie das Reinigungspersonal wurden aber die Dienste fremder Firmen zugekauft. Nicht alles kann das DRK machen. Bei vielen Arbeiten helfen aber auch die Asylbewerber mit.

Fährt man zur Unterkunft, dann muss man erst einmal eine Schranke und ein Wärterhäuschen passieren.

Schlagbaum, am Abend große helle Scheinwerfer: Die Atmosphäre ist sehr von der eines Gewerbebetriebes geprägt. Das Leben in der Halle: Ein Bett am anderen. Zum Winter hin sollen Stockbetten aufgestellt werden, damit es Freiflächen gibt, die als Aufenthaltsflächen dienen. Romantisch geht es hier nicht zu, eher nüchtern.

Aufgeräumt sieht es auf dem Hof aus, auf dem derzeit an die 560 Mahlzeiten ausgegeben werden – so viele Flüchtlinge leben derzeit in der Halle. Von dem, was von der Bevölkerung gespendet wird, kommen besonders Spiele gut an – auch für Erwachsene, etwa Brettspiele und Gemeinschaftsspiele.

Der Tag ist lang in der Erstaufnahmestelle, viele wollen etwa Sinnvolles tun, den Tag ausfüllen, nicht nur rumhängen. Die Stimmung in der Bevölkerung hat sich auch etwas gewandelt: Von anfänglicher Zurückhaltung oder gar Ablehnung ist nicht mehr viel zu spüren. Man hilft, wo man kann, bringt Kleider oder andere Dinge vorbei oder kommt vielleicht mit dem einen oder anderen Flüchtling sogar ins Gespräch.