Literatur: Christian Hörburger legt sein neues Buch vor

Rottenburg. Tübingen rockt! Und das in vielerlei Hinsicht. Christian Hörburger, Autor und Medienwissenschaftler, beschreibt in seinem neuen Band "Café Hölderlin" Tübinger Stadtansichten mit Lebenden, Toten und Scheintoten. Das 268-seitige Buch ist pfiffig, mit Verve und Weitblick geschrieben.

Die Handlung: In der Hölderlin-Metropole Tübingen beschäftigen sich Kultur, Wissenschaft und Politik noch immer mit dem Dichterfürsten und dem Sohn der Stadt, Friedrich Hölderlin. Im Café Hölderlin in der Tübinger Psychiatrie trifft man sich zu einem Symposium und erforscht die Hintergründe von Genie und Wahnsinn. Angemeldet haben sich unter anderem die in die Jahre gekommene Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, der ewige Grüne Boris Palmer, Margot Honecker, die Lyrikerin Friederike Kempner, Caspar Hauser, Walter Jens, Helene Fischer, die Bundeskanzlerin Ursula von der Leyen, Jakob van Hoddis, Professor Sauerbruch sowie die Katze Milou und viele andere Geistesgrößen aus Tübingen und Rottenburg. Denn: Das Treffen hat es in sich, und Rottenburg spielt mit. Man schreibt das Jahr 2035. Wie vieles ist auch das nicht ganz sicher.

Hörburger gliederte sein Buch in 35 Kapitel – von "Aufbruch" über Botanischer Garten, Parkhäuser, Candlelight und Freies Radio Wüste Welle bis hin zu Arbeitsessen, Kunsthalle, der Anschlag, Café Hölderlin sowie Katzenjammer. Das Buch packt den Leser von der ersten Seite an – der Ankunft von Praktikantin Lucy in Tübingen. Hörburgers Art zu schreiben ist witzig, er beobachtet seine Umgebung genau und genauso konkret sind auch die fantastischen Gestalten, die auftreten. Hörburger entpuppt sich als nonchalanter Erzähler, der die Materie kennt, kenntnisreich durch Tübingen führt und den einen oder anderen Scheintoten oder Toten lebendig werden lässt. Oder auch Zukunftsperspektiven auf Baden-Württemberg eröffnet, etwa mit der arabisch angehauchten Ministerpräsidentin, die den Botanischen Garten besucht. Ein ganzes Kapitel widmet er der Katze Milou – er ist Katzenfan.

Alltägliches wird bedeutungsvoll, und alles spitzt sich zu bis zum Showdown der Lebendigen, Toten und Scheintoten. Das Buch ist gespickt mit Lokalkolorit und hintergründigem Humor. Erschienen ist der 268 Seiten starke Band im Verlag der Deutschen Literaturgesellschaft und kostet 14,80 Euro.