Bürgerversammlung Bad Niedernau mit kontroversen Themen / Kurpark verwahrlost immer mehr

Von Marly Scharnowski

Rottenburg-Bad Niedernau. Wann hat man das schon einmal, dass alle drei Bürgermeister nebst Ortsvorsteher, Ortschaftsräten und Gemeinderäten anwesend sind? Diese Gelegenheit ließen sich rund 50 Personen bei der Bürgerversammlung nicht nehmen.

Zu dieser hatte Ortsvorsteher Wolfgang Merz geladen – und sich ein großes Programm vorgenommen. Bereits zuvor gab es eine Ortsbegehung. Dabei wurden die Stationen Marienbergstraße, Schule, Kindergarten, Diener’sches Anwesen, E-Werk Stengle, Feuerwehrgebäude, Jugendraum, Sanatorium, Steiner’sche Villa, Kurpark und Rathausplatz besichtigt. 

Viel ist in der neuen Amtszeit von Wolfgang Merz bereits passiert. Erfolgreich konnte das Hochwasserrückhaltebecken in Dettingen abgeschlossen werden, die neue Brücke über den Katzenbach eingeweiht und der Spielplatz in der Kanalstraße saniert werden. In Vorbereitung sind die Fußgängerbrücke Bad-/Bachstraße, Verkehrsgeschwindigkeitstafeln und Tiefbauarbeiten für den Kanalanschluss Bahnhof.  

Neue Ziele sind die Umgestaltung des Rathausplatzes als gemeinsamen Treffpunkt, der Erhalt des Backhäusle für Kunst und Kultur, der Erhalt des Lehrer- und Försterhauses sowie die Sanierung des Feuerwehrmagazins.  

Eine große Kröte ist zu schlucken, nämlich der Kurpark, der ist in den letzten Jahren verwahrlost. "Er ist ein Kleinod" oder "Tafelsilber der Gemeinde", so die Ansicht von Albert Bodenmiller. Dem stimmte der frühere Ortschaftsrat Achim Müller aus vollem Herzen zu. Seiner Ansicht nach haben "Kleingeister" die Sanierung des Schänzles wichtiger gehalten als dieses Biotop; außerdem sei die Grünpflege in ganz Bad Niedernau schlecht. Es sollte klare Kompetenzen geben, wer für was zuständig ist.  

Stadt beteiligt sich mit 300 000 Euro

Oberbürgermeister Stephan Neher konnte beruhigen. Der Bauhofleiter werde versuchen, dieses sensible Gebiet effizient wieder aufzubauen. Neher kann sich auch vorstellen, dass das Gebiet um Bad Niedernau zu einem Prämienwanderweg ausgebaut wird.  

Geplant sind auch Toiletten in Park. Als Bürgersaal biete sich der ehemalige Kursaal an. Er soll klar von der Klinik abgetrennt werden mit eigener Küche, Toiletten und Eingang. Die Stadt Rottenburg wird sich mit einen Zuschuss von 300 000 Euro beteiligen und behält sich das Nutzungsrecht vor, das heißt, sie bezahlt keine Miete, sondern lediglich die Nebenkosten. Baubeginn ist voraussichtlich 2016.  

Das Diener’sche Anwesen ist denkmalgeschützt, ein früherer Plan, die Räumlichkeiten der Allgemeinheit zugänglich zu machen, scheitert durch die extrem hohen Kosten, die entstehen würden. Das Lehrer- und Försterhaus soll bestehen bleiben, denn es prägt das Gesamtbild.  

Die Schulmensa der Kilian-von-Steiner-Schule soll ausgebaut werden, auch im Hinblick darauf, dass die Ganztagesbetreuung immer mehr in den Vordergrund tritt, dafür sind 150 000 Euro vorgesehen. Neher lobte den Plan, er sieht einen Schwerpunkt darin, dass die Schule im Dorf bleibt, geplant ist eine Koordinationsstelle der Schulfördervereine.  

Emanuel Peter hatte eine andere Frage, nämlich wie die Kosten am Bahnhof aufgeteilt werden. Baubürgermeister Thomas Weigel erwiderte, dass die Baukosten geklärt seien und entsprechend dem Erschließungsbeitragsgesetz abgerechnet würden, Zahlen wollte er nicht nennen.  

Für die Zeit, in der man noch Räume vom Diener’schen Anwesen und der Steiner’schen Villa benutzen kann, hat Albert Bodenmiller viele Ideen: zum Beispiel ein ökologisches Lernzentrum, ein Josef-Eberle-Haus als Museum oder ein Haus der schwäbischen Sprache.