Bei Sonnenschein kamen zahlreiche Zuschauer und -hörer in das Schänzle. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeister der türkischen Partnerstadt eröffnete das "Fest der Nationen" mit OB Stephan Neher

Von Annika Rath

Rottenburg. Nationen sind vielfältig, ihre Kulturen sind es ebenso. Wie vielfältig allein die Hintergründe in Rottenburg sind, zeigte das fünfte "Fest der Nationen" im Freizeitpark Schänzle.

Je näher man dem Platz kommt, umso lauter wird die arabisch klingende Musik. Sie mischt sich mit dem Geruch von Gegrilltem und Kaffee. Auf den Tischen stehen Blumen in bunten, selbst bemalten Vasen. Schaut man genauer hin, dann lassen sich auf den Flaschen Flaggen erkennen. Ein Blick auf die Bühne zeigt Anatalia Vela Flores beim persischen Bauchtanz.

Ein kleines Jubiläum konnte am Wochenende gefeiert werden: Das "Fest der Nationen" ist ein halbes Jahrzehnt alt. Zur Feier reiste sogar eine Delegation aus der Türkei an. Denn das Jubiläum wurde genutzt, um gleichzeitig eine tolle Neuerung zu feiern.

So eröffnete OB Stephan Neher mit dem Bürgermeister der türkischen Stadt Yalova, Vefa Salman, das Fest. Die neue Städtepartnerschaft zwischen den beiden Städten war schon zuvor besiegelt worden. Die neunköpfige Delegation aus der Türkei freute sich mit Neher über den deutsch-türkischen, ja sogar schwäbisch-türkischen Abend. Die Behindertensportgruppe des TV Rottenburg führten einen türkischen Tanz auf. Einen Einblick in hiesige Gewohnheiten gab die schwäbische Band "Subb’r Sach." Sprachschwierigkeiten wurden mit Händen und Füßen und gemeinsamen Lachen leicht überbrückt.

Zur Kultur gehört neben Musik, Tanz und Theater auch das Essen. So konnten im Schänzle neben den klassischen Pommes oder der roten Wurst auch türkisches Lahmacun, also Fladenbrot mit Hackfleisch, oder gefüllte Weinblätter, Sarma genannt, genossen werden. Zum Kuchen am Nachmittag boten sich türkischer Tee oder bosnischer Kaffee an.

Unterhaltung und Essen – Kultur macht ganz schön viel Spaß. Dass aber auch ernstere Themen dazu gehören, zeigte eine Tafel am Eingang zum Schänzle. Dort hatten Schüler aufgeschrieben, was für sie Selbstbestimmung bedeutet. Die Lehrerin Christine Jerabek, mit verantwortlich für das Projekt, erzählte: "Es ist spannend, wie vielfältig die Antworten ausgefallen sind."

Befragt wurden Schüler unterschiedlicher Schularten in und um Rottenburg. Die meisten von ihnen sind in Deutschland geboren, haben aber einen Migrationshintergrund. Für sie ist es die eigene Entscheidung für einen Beruf oder der Respekt, der einer Person von seinen Mitmenschen entgegengebracht wird. Der 18-jährige Alexander besucht die zehnte Klasse der Werkrealschule und schrieb: "Freiheit heißt, du lebst dein Leben nach deinem Plan."

Diese Möglichkeiten haben viele Flüchtlinge nicht. Sie leben mittlerweile in Rottenburg, weil in ihrem Heimatland keine Selbstbestimmung möglich war. Der Syrer Ahmed Ghazi ist seit drei Monaten hier. Trotzdem traut er sich mit einer Tambura auf die Bühne. Die Zuhörer nahm er mit den Melodien aus seiner Heimat mit auf die Reise in eine ganz andere Kultur.

Seit etwa einem Jahr üben die rund 15 Kinder und Jugendliche Tänze aus ihrer Heimat Bosnien. Passend zum Hintergrund des Festwochenendes heißt der bosnische Verein "Vielfalt leben." Mit traditionellen Kleidern und Kopfbedeckungen brachten sie das Publikum mit schnellen Beinbewegungen, Figuren und Drehungen zum Staunen. Bei der gewünschten Zugabe trauten sich Einige aus den Zuschauerreihen mit auf die Bühne und tanzten mit.

An einem weiteren Stand machte der ehemalige Baubürgermeister Holger Keppel auf seine "Malawi Freunde Rottenburg" aufmerksam. "Es gibt nicht nur Jüngere, sondern auch Ältere, die sich freiwillig engagieren", schmunzelte er. Das Projekt unterstützt eine Schule und ein Mädcheninternat in Tawuka.

Wieder einmal war das Fest ein voller Erfolg. So hielt das Wetter an beiden Tagen und zahlreiche Gäste strömten in den Freizeitpark. "Rottenburg ist vielfältig", brachte es Birgit Reinke, Koordinatorin für bürgerschaftliches Engagement und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, auf den Punkt. Wie schön das sein kann, zeigten die Programmpunkte.