Seit Freitag hat der Ergenzinger Liederkranz eine neue Vereinsspitze. Rosemarie Baur (links) wurde zur ersten Vorsitzenden, Annerose Urban zu ihrer Stellvertreterin gewählt. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Vorsitzende beim Liederkranz Ergenzingen / Querelen vor der Versammlung / Walter Weiß hört auf

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Ergenzingen. 158 Jahre alt wird der Ergenzinger Liederkranz dieses Jahr. Der betagte Verein tat sich bei der Hauptversammlung im "Waldhorn" vor allem in einem schwer: die Vorstandsämter zu besetzen.

Vorausgegangen waren interne Querelen, die zum Rücktritt der zweiten Vorsitzenden Rosemarie Baur geführt hatten. Da hatte Ortsvorsteher Reinhold Baur, der als Wahlleiter mit "Engelszungen" fungierte, erhebliche Mühe, den Verein vor der Führungslosigkeit zu bewahren. Kurzum, an Wahlvorschlägen fehlte es nicht, aber an der Bereitschaft zur Kandidatur. Auch der bisherige Vorsitzende Walter Weiß ließ sich nicht mehr dazu bewegen, weiter zu machen.

Letztlich setzte sich das Argument eines Neuanfangs durch und Rosemarie Baur war vorbehaltlich einer geheimen Wahl bereit, für das Amt des ersten Vorsitzenden zu kandidieren. Ebenso Annerose Urban, die für das Amt der zweiten Vorsitzenden antrat. Beide erhielten 99 Prozent der Stimmen und damit einen gehörigen Vertrauensvorschuss. Die restlichen Wahlen waren Formsache, denn die Amtsinhaber machten alle weiter.

Zu Beginn der Versammlung hatte Vorsitzender Walter Weiß appelliert, die Förderung und den Spaß am Chorgesang noch möglichst lange aufrecht zu erhalten. Es gehe darum, so lange als möglich durchzuhalten, zumal die Aussicht neue Sänger oder Sängerinnen zu gewinnen, gleich null sei.

Reinigungskosten im Vereinsdomizil sollen für die Vereine sinken

Wie ein Damoklesschwert hing das von Weiß angeführte Beispiel eines anderen Vereins über der Versammlung, der nach 150 Jahren einfach aufhörte zu existieren. Ansonsten konnten sich die Aktivitäten 2014 durchaus sehen lassen. Es gab elf Auftritte und ein tolles Konzert mit dem Harmonikaclub. Das Jahresprogramm stehe noch nicht fest, so Weiß, da die Ziele erst definiert werden müssten.

Schriftführer Michael Nisch ging dann im Detail auf das Jahresgeschehen ein, verwies auf 32 Singstunden und Aktivitäten beim 225-jährigen Marktjubiläum, bei der Einweihung des neuen Vereinsdomiziles im Bahnhof, bei der Einweihung des Heimes für betreutes Wohnen und der Verabschiedung von Ortsvorsteher Hans Beser. Die Stärke des gemischten Chores bezifferte Nisch mit 18, die des Männerchores mit 14 singenden Stimmen.

Zufrieden zeigte man sich auch vom Kassenbericht, den Josef Jauch offen legte. Zum ersten Male seit Jahren hatte man ein, wenn auch kleines Plus, zu verzeichnen.

Ortsvorsteher Reinhold Baur konnte dem Vorstandschaft einstimmige Entlastung erteilen. Das Ortsoberhaupt brachte den Stellenwert des Liederkranzes im Ort dankend auf den Punkt: "Bestimmte Veranstaltungen, unter anderem auch die Feierstunde beim Ehrenmal am Volkstrauertag, sind ohne das Mitwirken des Liederkranzes einfach undenkbar".

Auch zu den relativ hohen Reinigungskosten im neuen Vereinsdomizil "Bahnhof" – der Liederkranz musste für ein halbes Jahr 400 Euro berappen – nahm Baur Stellung. Er stellte eine stärkere Frequentierung der Räumlichkeiten, auch seitens der Gemeinde, in Aussicht, die für eine finanzielle Entlastung der Vereine sorgen könnte.

Die Versammlung endete mit dem Schlusswort der neuen Vorsitzenden Rosemarie Baur, die sich für das Vertrauen bedankte und für die Zukunft mit den Worten: "Ich denke, dass wir das hinkriegen" zuversichtlich zeigte.