Gemeinderat: Erweiterung wird kontrovers diskutiert / Erhebliche Mehrkosten bereiten Bauchschmerzen

Selbst Oberbürgermeister Stephan Neher musste im Gemeinderat einräumen, dass zur Rathauserweiterung eine komplizierte Situation eingetreten sei.

Rottenburg. Der Gemeinderat musste entscheiden, ob es aufgrund erhöhter Baukosten einen Baustopp und Abriss oder einen Weiterbau des Projektes geben wird. Die errechneten Preise würden nicht ausreichen, um zunächst den Rohbau zu finanzieren.

Die Stadt muss bei der Rathauserweiterung finanziell ordentlich nachlegen, um den Anbau finanzieren zu können. 580 000 Euro teuer ist die überplanmäßige Ausgabe, der einige Gemeinderäte nur mit Bauchweh zustimmten. Bei zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen gab der Gemeinderat nach längerer Diskussion dennoch grünes Licht.

Insgesamt wird der Rathausanbau 5,08 Millionen Euro kosten. Hochbauamtsleiter Markus Gärtner forderte eine Entscheidung: Entweder Abbruch oder Weiterbau. Dass die Kosten derart aus dem Ruder gelaufen seien, sei der "schlechten" Konjunktur geschuldet und den stetig steigenden Baukosten.

Die Mehrkosten seien ein leidiges Thema, so Gärtner. Doch seien sie auch bedingt durch die schwierige Lage des Grundstücks. Die Hanglage und ein schwieriger Aushub sowie eine beengte Baustellenfläche würden sich in den Kosten niederschlagen.

Ausgangslage der Berechnungen waren vergleichbare Grundstücksverhältnisse bei einem Bauprojekt in Bad Urach, welches der Bauleiter betreut hatte. Doch in Rottenburg sei alles noch schwieriger, so Gärtner. Wenn man nun die Ausschreibung aufheben würde, sei dies mit erheblichen Schadensersatzforderungen verbunden. Das Projekt abzublasen, sei bei einem so fortgeschrittenen Projekt nicht empfehlenswert.

Gebraucht wird für den Weiterbau ein Spezialbagger sowie Spezialfahrzeuge. Zudem werde es einen Mehraufwand in Geologie und Statik geben, so Gärtner. Die Frage sei nur, wo das Projekt landen werde bezüglich der Baukosten. Der Rohbau sei aber das schwierigste Gewerk, die anderen Gewerke seien nicht so risikobehaftet.

Man wisse aber nicht, was die Stadt bei den Bauarbeiten noch erwartet, so Gärtner. Momentan würde ein Baustopp 475 000 Euro kosten, ein Weiterbau 580 000 Euro für den Rohbau. Auch müsste dem Landkreis, mit dem Verträge über eine Familienberatungsstelle abgeschlossen wurden, ein Ausweichquartier angeboten werden.

Gärtner sprach sich dafür aus, den Bau weiter zu führen. In der Diskussion war die Finanzierung der Kostenüberschreitung Thema. Kämmerer Berthold Meßmer möchte im Mai aufzeigen, wie die Mehrkosten finanziert werden können. Alfons Heberle sprach sich gegen einen Weiterbau aus, ebenso Peter Cuno, der meinte, dass gute 600 000 Euro an Mehrkosten nicht zu akzeptieren seien.