Foto: Scharnowski

Die "Kübele" haben auch politische Forderungen mit an Bord. Strahlender Sonnenschein lockt zahlreiche Besucher.

Rottenburg-Bieringen - Selbst bei intensivem Nachdenken konnte sich niemand erinnern, dass es die Bieringer Kirbe verregnet hätte. Nur der Neckar war teilweise launisch, mal zu viel Wasser, mal Niedrigwasser. So zeigte er sich auch am Sonntag. Strahlender Sonnenschein, viele Gäste auch von auswärts.

Um die Mittagszeit war das Zelt voll, ebenso die Sitzplätze davor. Lange Schlangen bildeten sich vor den Kassen und an den Ausgaben, obwohl die Mitarbeiter im Dauerlauf Bestellungen an den Tischen abstellten und Geschirr wegräumten. Ein Radler-Ehepaar war extra von Gomaringen angeradelt, das Hauptinteresse galt den Kübele.

Jedes Mal die Hoffnung, dass sie nicht sinken

Vor 30 Jahren kam Rolf Schorp auf die Idee, bei der Kirbe auch den Kindern etwas zu bieten. Hüpfburgen und Ähnliches waren damals noch nicht "in". Im Laufe der Zeit entwickelte sich die "Kübele-Kultur". Viele abenteuerliche, schwimmende Gegenstände waren zu sehen, teilweise lustig, teilweise nachdenkenswert, schlicht oder überladen, aber immer verbunden mit dem Stoß-Seufzer: Hoffentlich sinkt es nicht.

Dieses Jahr waren 20 Kübele am Start, die meist in humorvoller Weise eine Aussage hatten, zum Beispiel die Neckar-Nessi, die geheime Neckarmission oder die Bieringer Honigbienen, ganz charmant in gelb-schwarz. Der Einbaum – "fünf Tonnen schwer und fünf Meter lang" – bewies sich zum vierten Mal. Die Narrenzunft Klein-Paris aus Ergenzingen, die ebenfalls am Start war, hat einen besonderen Hintergrund: Als Napoleon gerade auf dem Weg nach Russland war, machte er Rast in Ergenzingen. Am frühen Morgen rief er aus: "Hier ist es so schön wie in Paris!" (das fehlt bisher in den Geschichtsbüchern).

"Kübele" kennt sich aus auf dem Neckar

Das Kübele "Roter Baron" kennt sich mittlerweile aus auf dem Neckar, diesmal gesteuert von Walter Dettling. Zwar versuchte der "Polit-Kübel" mit Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher, SPD-Bundestagskandidat Martin Rosemann und Rottenburgs Bürgermeister Thomas Weigel den Baron zu überholen, aber für beide Kübele bot die Stromschnelle in der Kurve dieselbe Tücke. Auch gab es den "Müll-Kübel". "Schützt die Umwelt", fanden Sarah, Anna und Laura wichtig. Sie waren im Urlaub am Meer und staunten über den vielen Plastikmüll. Beeindruckend war das Werk der Familie Noll aus Börstingen, die mit ihrem Kübel auf den Klimawandel aufmerksam machen wollte. Viele Lacher und Applaus erntete die "Familie Feuerstein", manchmal war Wilma dabei, Fred und Barny zu überholen, was die beiden zu "Jabadabadu" anfeuerte. Die Schwalldorfer-Lumpenkapelle schmetterte auf ihrem Kübel unbekümmert ihren Sound. Zusätzlich wurden noch ein Geburtstagsständchen und an der zweiten Brücke das Lieblingslied von Lorenz Truffner gespielt: "Ein weißer Schwan" – er sang begeistert mit. 

Viel Spaß und Stimmung gab es über die drei Kirbetage. Die Küche war fast leer gegessen, das Kuchenbuffet wurde gestürmt – "ha des send de beschde Kucha", meinte eine Besucherin, sie hatte zwei Teller mit jeweils fünf Stücken. Ein besonderes Lob kann der Feuerwehr gelten, sie war "Mädchen für alles". Hilfe im Wasser, am Ufer, auskunftsbereit für alle Fragen in Zusammenarbeit mit dem DRK, Tröster und Helfer für Kinder die sich zu weit in das Wasser trauten, Ersatzklamottenspender für die Jugendfeuerwehr, die trotz Schutzanzug nass wurde.  Auch dieses Mal hat es der Musikverein (MV) Bieringen wieder geschafft, sein Volksfest auf die Beine zu stellen. Sicherlich mit vielen Helfern, die nicht dem MV angehören, aber wenn Bieringen feiert, "lassen wir die Sau raus und alle helfen mit."