Die Sänger und Sängerinnen des Chores "Feuervogel" zeigten, dass zu einer Kultur auch die Kleidung gehört. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Sechste Kulturnacht lockte zahlreiche Gäste in die Stadt / Spannende Stadtführungen bringen neue Erkenntnisse

Von Annika Rath

Rottenburg. Eine Stadt, eine Nacht, etwa 30 Veranstaltungsorte und unzählige Darbietungen: Bereits zum sechsten Mal wurde am Samstagabend gezeigt, wie abwechslungsreich und ausdauernd Rottenburg ist.

So ist die Domstadt einerseits schwäbisch, andererseits auch sehr international. Ersteres zeigte sich in der Weinstube Stanis, wo Timo Dotzauer, Andreas Fiedler und Ingo Dollenmaier, bekannt als "Bisinger Brettle", mit schwäbischem Mundartkabarett für Lacher sorgten. "Schwäbisch ist die Sprache der Seele", sind sich die drei Künstler einig. In der Festhalle stellten Thomas Felder und Bernd Merkle ihre Muttersprache in den Mittelpunkt. Beide hatten bereits den Sebastian-Blau-Preis gewonnen.

"Vielfalt hören und sehen" hatte sich die Volkshochschule auf ihre Fahne geschrieben. Drinnen wurde musiziert, gemalt, erzählt und getanzt. Dass Kultur auch immer den Austausch mit anderen Bräuchen und Gewohnheiten benötigt, wurde hier gezeigt. So durchfluteten arabische Melodien das Gebäude. Ayman Temmo war vor fünf Monaten mit seiner Familie aus Aleppo nach Deutschland geflohen. "Was mit Worten und Sprache nicht geht, geht mit Musik", so die Möglichkeiten der Begegnung.

Auch die Sänger des russischen Chor "Feuervogel" sorgten in ihren blau-weißen Trachten für Abwechslung. Bei Lesungen auf Deutsch, Persisch und Arabisch wurden ebenso Einblicke in andere Kulturen gegeben wie bei der Ausstellung "Bilder von Menschen auf der Flucht." Mitgetanzt werden konnte beim Zumba oder lateinamerikanischen Tänzen.

In Bewegung brachten einige spannende Stadtführungen. Durch den Keller von Juwelier Schäfer führte Jürg Gaebele, für die musikalische Umrahmung sorgten Kathryn Döhner, Wolfgang Reichert und Julian Kehrer. Auch in der Kirche St. Moritz konnten spannende Informationen gesammelt werden: Der ehemalige Diözesankonservator und Diakon Wolfgang Urban erzählte von der Geschichte und der Gegenwart des Kirchenbaus. Kurzweilig gestaltete sich die Führung durch das Zusammenwirken mit der Choralschola St. Moritz. Unter der Leitung von Anton Aicher füllten sie die besondere Atmosphäre mit ihren Klängen. Rosemarie Sieß-Vogt schaute der Stadt aufs Dach und brachte den Interessierten die Häuser, Tore, Mauern und Kirchen näher.

Zur Kultur gehört immer auch Kunst. In der Galerie "KUnst im KApuziner" wurde die Ausstellung "Mensch – Kunst – Raum – eine Begegnung" eröffnet. Mit dem Thema "Sitzen" beschäftigten sich die Werke, die die Inhaftierten der JVA in der Kunstgruppe erstellt haben. In der Zehntscheuer zeigten die Mitglieder des "Kulturvereins Zehntscheuer" ihre Kunstwerke. Petra Mattes’ Installation "Ist das Kunst oder kann das weg?" konnte auf dem Marktplatz bestaunt werden.

Wer nach all der Kunst, Musik, Literatur und Film noch nicht genug hatte, konnte die Kulturnacht bei der Abschluss-Party in der Festhalle ausklingen lassen. Eine Gruppe junger Erwachsener war extra aus Nagold nach Rottenburg gekommen und zeigten sich begeistert: "Verrückt, was hier alles auf die Beine gestellt wurde. Sonst gehen wir nicht so oft ins Museum oder hören klassische Musik. Aber so macht Kultur richtig Spaß."