In Rottenburg und Ergenzingen sollen noch weitere Flüchtlinge unterkommen. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Asylbewerber bedeuten auch eine Chance für die Stadt.Nachbarschaftshilfe ist gefordert. Sprachkurse beginnen im November.

Rottenburg - Über die derzeitige Flüchtlingssituation informierte Oberbürgermeister Stephan Neher den Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung am Dienstagabend.

Prekär ist die Lage schon: Denn neben Rottenburg musste die Stadt auch in Ergenzingen auf dem Dräxlmaiergelände Flüchtlinge unterbringen. Hier ist laut Neher geplant, dass es irgendwann 1000 Menschen sein werden, die in der zur Notunterkunft umfunktionierten Halle untergebracht werden.

Ein klares Konzept hat die Stadt in puncto Flüchtlingsunterbringung freilich nicht. Zum einen wird befürchtet, dass es bei Gebäuden, die in Planung sind, wie andernorts in der Bundesrepublik geschehen, brennen kann, zum anderen sind die Flächen in Rottenburg am Limit. Daher sind die Flüchtlinge und Asylbewerber derzeit auf 15 Standorte in Rottenburg verteilt.

Doch was ist mit der Integration der Menschen, die aus fernen Ländern nach Rottenburg kommen? Werden sie etwa alleingelassen, mit ihren Sprachproblemen und in ihren "Flüchtlingsghettos"? Weit gefehlt. Denn in Rottenburg kümmern sich etwa in Ergenzingen weit über 150 ehrenamtliche Helfer um die Flüchtlingswelle. Und gemeinsam mit der Volkshochschule konnte ein Paket geschnürt werden, welches mehr Sprachkurse vorsieht. Hierfür wurde der Volkshochschule auch eine halbe weitere Stelle zusätzlich bewilligt. Auch werden weitere 100 Deutschlehrer eingestellt.

Doch man sollte nicht nur über Belastungen und Kosten reden – denn die Flüchtlinge und Asylanten sind eine Chance auch für Rottenburg. Sie werden auf lange Sicht zum wirtschaftlichen Wohlstand beitragen, es ist eine Möglichkeit, das Land weiter zu entwickeln. Die Mischung verschiedener sozialer Schichten und Gruppierungen wird Rottenburg auf lange Sicht eine Bereicherung bringen.

Neher berichtete zur Situation in Ergenzingen, dass das Personal während der Sommerferien um 15 Prozent aufgestockt wurde. Er dankte auch den freiwilligen Helfern sowie der Volkshochschule. Wer einmal Lehrer war und Unterrichtserfahrung hat, kann als Sprachdozent für Deutsch als Fremdsprache eingesetzt werden. Vier mal pro Woche werden zweistündige Sprachkurse angeboten, die Raumsituation wird derzeit noch abgeklärt, erklärte Neher.

Sprachkurse starten im November

Im Gespräch sind das Kolpinghaus, das Eugen-Bolz-Gymnasium sowie die Realschule. Zudem wurde ein Kleintransporter angeschafft, um die Kinder der Asylbewerber in verschiedene Kindertageseinrichtungen fahren zu können. Es sei besser, wenn die Kinder, die kein Deutsch sprechen, auf viele verschiedene Einrichtungen verteilt werden, so Neher. Auch seien traumatisierte Kinder dabei, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Die Kleinkinder werden auf freie Plätze im gesamten Stadtgebiet verteilt.

Die Sprachkurse für die Erwachsenen starten am 1. November. Auch will die Stadt vom neuen Programm der Bundesregierung "Ehrenamt für Flüchtlingsbetreuung" profitieren. Dann kann eine halbe Stelle, die dafür derzeit vorgesehen ist, auf eine Stelle aufgestockt werden. Zur Situation in Ergenzingen sagte Neher, dass man Nachmittags gegen 16 Uhr erfahren habe, dass Flüchtlinge ankommen. Um 18 Uhr waren dann die Flüchtlinge da. In Ergenzingen gibt es derzeit eine Kapazität für 560 Flüchtlinge, 1000 sollten nicht überschritten werden, so Neher.

Täglich kämen Sonderzüge nach Baden-Württemberg, einige der Menschen kommen auch in Ergenzingen unter. Der Polizeiposten in Ergenzingen hat künftig bis 20 Uhr geöffnet, statt bislang bis 17 Uhr, und eine Streife fährt nur in Ergenzingen. Auch sei die Stadt mit Gemeindevollzugsbeamten vor Ort, um Ansprechpartner zu sein und den Anlieferverkehr zu regeln.

Es ist für die Zukunft vorgesehen, dass Flüchtlinge auch in Ergenzingen registriert werden können. Die technischen Voraussetzungen seien aber ein wenig Mangelware, so Neher.

Das Regierungspräsidium wird einen Leiter der Asylbewerberunterkunft bestellen, so dass der Normalbetrieb schnell läuft. Die Gemeinderatsfraktionen signalisierten Neher, dass man hinter den Planungen stehe. Die dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge solle Angriffe erschweren. Nachbarschaftshilfe sei nun gefordert. In einer Pressemitteilung bedankte sich Oberbürgermeister Neher für das bisherige Engagement für die Asylanten und forderte die Bürger auf, auch weiterhin zu helfen.