Hinten gehts ins Bürgerbüro – vorne zur Kunst: Göttelfingens Kunstschaffender Joachim Gölz lud zu einer ganz neuen Form der Vernissage ein. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Joachim Gölz mit einer außergewöhnlichen Vernissage im Rottenburger Rathaus / Doof ist da, Dick hingegen nicht

Von Peter Morlok

Rottenburg/Eutingen-Göttelfingen. Joachim Gölz, in Göttelfingen lebender und bei der Stadtverwaltung Rottenburg arbeitender Hobbykünstler, vervollständigte seine aktuell laufende Ausstellung im Rathaus der Bischofsstadt um einige weitere Bilder, die er im Foyer aufhängen ließ.

Gölz lud dazu Jeden, der im Rathaus vorbei schaute, ein, die Bilder mit auszuwählen, die nun für drei Wochen die Besucher dieses Amtsgebäudes empfangen werden.

Es war ein gut gewählter Zeitpunkt, da viele Rottenburger die Bürgersprechstunde nutzten und im Rathaus vorbei schauten. So wurden sie mit in die "Ausstellungsmache" eingebunden und kamen auf diesem Weg ganz unvermutet in den Genuss, darüber mitbestimmen zu dürfen, was denn nun an die Wände gehängt wird und was nicht.

"Wir wollen einen zielführenden Dialog aufbauen", verriet Gölz seine Grundidee. Dafür hatte er Bilder ausgesucht, deren ganze Bildaussage oft nur in einem korrespondierenden Werk zu finden ist. Er malte häufig zwei identische Werke, in denen die Hauptfiguren teilweise als Schatten, als Nichts, dargestellt sind.

Titel wie "Nichts und Doof", bei dem Stummfilmstar Stan Laurel komplett ausgemalt ist und sein Partner Oliver Hardy ein Schattendasein führt, verdeutlichen die Herangehensweise von Gölz an die bewusst herbeigeführte Konfliktsituation, in die er den Betrachter damit automatisch bringt. "Warum ist nur der Doof zu sehen und nicht der Dick – die gehören doch zusammen, die sind doch nur im Team erfolgreich", könnte so eine Überlegung sein.

Gölz hatte seine "doppelten Ansichten" bereits vor einigen Jahren im Rohrdorfer Rathaus ausgestellt und Ortsvorsteher Rolf Walddörfer schaute aus diesem Grund ebenfalls in Rottenburg vorbei, um mitzuentscheiden, welche der Bilder nun ausgestellt werden sollen.

Als "Wahlhelfer" fungierten Melanie Edele und Peter Kiefer von der Theatergruppe Baisingen, die mit geschickter Hand und einem gewissen Augenzwinkern die Bilder aussuchten, über die die Besucher dieser Vernissage abstimmen durften.

Von 16 Bildern schaffen es 13 an die Wände

Von den 16 Bildern, die der Kunstschaffende für diese basisdemokratische Abstimmung mitgebracht hatte, zierten am Ende einer interessanten halben Stunde 13 die Wände. Lediglich die große Politik – der Rücktritt von Christian Wulff – schaffte es nicht, in der Gunst der Besucher so weit nach vorne zu rutschen, dass man sich dieses Trauerspiel noch weitere drei Wochen anschauen wollte.

Musikalisch umrahmt wurde dieses Happening vom Blechbläserensemble des Musikvereins Baisingen unter Leitung von Horst Rometsch.

Was Joachim Gölz hier so mutig inszenierte, schreit geradezu nach Nachahmung. Nicht der Künstler entscheidet, was wo an die Wand kommt, sondern der Betrachter. Eine Herangehensweise, bei der der Initiator hinterher mit Fug und Recht behaupten kann: "Das ist Ihre Ausstellung."