Gemeinderat: 2070 Bürger unterschreiben gegen ein Gewerbegebiet im Kiebinger Galgenfeld

Rottenburg-Kiebingen. Voll war es am Dienstagabend im Sitzungssaal des Rathauses. Nicht nur die Gemeinderäte waren zu ihrer Sitzung gekommen. Auf der Empore waren die Stühle belegt, zahlreiche Personen standen an der Wand gelehnt. Ihr Grund: Als Aktionsbündnis gegen ein Gewerbegebiet Galgenfeld in Kiebingen übergaben sie dem Gemeinderat ihre gesammelten Unterschriften.

2070 Unterschriften wurden in einem roten Ordner vom Kiebinger Ortschaftsrat Oswald Bachmann übergeben. Sowohl Personen aus Kiebingen als auch aus der Kernstadt gehören dazu. "Wir gehen davon aus, dass die Unterschriften Anlass für den Gemeinderat sind, sich noch mal Gedanken zu machen", erhofften sich die Anwesenden des Bündnisses. Schon eine halbe Sunde vor der Sitzung hatten sie sich auf dem Marktplatz versammelt, um ihre Meinung kundzutun.

Dietmar Lipkow, Sprecher des Bündnisses, hatte mehrere Fragen an OB Stephan Neher. So erkundigte er sich danach, ob die Stadt bereits mit dem Regionalverband in Verhandlungen stehe. Außerdem erkundigte er sich nach dem weiteren Zeitplan. "Wir sind im ständigen Kontakt mit dem Regionalverband", so Neher.

Eine neue Gewerbestrategie hatte die Regionalversammlung noch am Vormittag ausgearbeitet. Davon berichtete Neher: "Die Region boomt, wir haben 14 Prozent Zuwachs an Arbeitsplätzen. Aber das geht nicht ohne neue Flächen." Aus diesem Grund soll 2018 der Regionalplan weiter vorangebracht werden.

Doch bevor das geschieht, steht eine Grundsatzentscheidung des Gemeinderats bevor: Er muss überlegen, ob und wo er neue Gewerbegebiete haben möchte. Die Entscheidung soll auf der Grundlage eines Gutachtens fallen. Es wird im Moment von Vertretern des Regionalverbands, Gemeinde- und Ortschaftsräten ausgearbeitet.

Im Gutachten wird nicht nur das Galgenfeld als möglicher Standort eines kernstadtnahen Gewerbegebiets bewertet. Auch andere mögliche Standorte werden beurteilt. Noch im Dezember soll das Gutachten in den Gemeinderat, im Februar könnte dann die Entscheidung folgen. Eine Tendenz gebe es laut Neher bisher nicht.

Das Aktionsbündnis setzt sich ein für "den Erhalt der unbebauten Landschaft für Erholung, Klima und Landwirtschaft zwischen Rottenburg und Kiebingen." Ein Gewerbegebiet sei nicht per se negativ, argumentierte der OB dagegen: "Das ist eine einseitige Sichtweise. Wir sind jetzt schon eine Pendlerstadt und brauchen Ausbildungsplätze für die nachfolgende Generation. Oder wo soll die dann mal arbeiten?"

Auch daran müsse man denken. Irgendwo müsse man hierfür Flächen verwenden. Im Moment könne schon keinem ansässigen Unternehmen eine Erweiterung ermöglicht werden. Von neuen Firmen ganz zu schweigen. So habe eine Umfrage unter den Rottenburger Firmen ergeben, dass ein Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen von etwa 30 bis 50 Hektar bestehe.

"Der Mensch braucht auch die Natur", so die Gegenstimme. "Wir erwarten, dass Sie einfach mal in Kiebingen aufkreuzen", formulierten die Bürger des Aktionsbündnisses, bevor sie den Sitzungssaal des Rathauses verließen.