Kultur: "Von schwarz zu bunt?" lautet der Veranstaltungstitel zur Kulturentwicklung

Von Annika Rath

Rottenburg. Das Neckarfest war nur eines von zahlreichen kulturellen Angeboten in der Stadt am Neckar. Ob Konzerte, Ausstellungen oder Theateraufführungen – für jeden Geschmack lässt sich an ganz unterschiedlichen Orten etwas finden. Doch gab es schon immer eine solche kulturelle Vielfalt? Diese und weitere Fragen standen bei der Veranstaltung "Von schwarz zu bunt? Tendenzen der Rottenburger Kulturentwicklung" im Mittelpunkt.

Rottenburg in den 1950er Jahren. Ein Ehepaar schaut sich den einzigen Film an, der im örtlichen Kino läuft. "Was machen wir, wenn der Film vorbei ist?", fragt die Frau ihren Gatten. "Ha, trinken wir halt noch einen Absacker in der Wirtschaft", so seine Devise. "Schon wieder? Das machen wir jedes Wochenende", zeigt sie sich unzufrieden. Doch die Fasnet ist schon vorbei und Turnen nichts für die Beiden, also bleibt keine andere Alternative.

Aus Markthalle wird ein Raum für Kunst

Die kurze schauspielerische Einlage sorgte im neuen Sitzungssaal des Rathauses für Lacher. Im Rahmen der Reihe "Kultur am Nachmittag", organisiert von der VHS, berichteten Vertreter der Stadt, Zeitzeugen und Kulturverantwortliche von ihren Ideen, Erfahrungen und Wünschen im kulturellen Bereich. Durch die kurzweilige Diskussion führte das Ludwigsburger Schauspieler-Duo Sandra Hehrlein und Jörg Pollinger vom "Q-Rage Theater." Mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor, Informationen und Unterhaltung, Schauspiel und Realität wurde es zu einem interessanten Nachmittag.

Auf eine Reise in die Vergangenheit nahm Alt-OB Winfried Löffler die Anwesenden mit. Während seiner Amtszeit wurde die Zehntscheuer von der einstigen Markthalle in eine Räumlichkeit für Kunst, Kultur und Musik verwandelt. Bis heute hat Karl Friedrich Baur den ersten Vorsitz inne. "Das erste Gebot ist: Die Qualität muss stimmen", erklärte Baur. Bekannte Musiker und Künstler kamen so schon nach Rottenburg.

Herbert Schmidt vom Künstlerhof zeigte sich überzeugt, dass es zwischen der hochstehenden und der laienhaften Kultur auch noch einen Mittelweg geben müsse. Aus diesem Grund eröffnete 1993 der Künstlerhof seine Pforten. "Ich finde die Unterscheidung zwischen hoher und niedriger Kunst albern", war Heidi Heusch vom Theater am Torbogen anderer Meinung. "Mir ist das Miteinander der Generationen und Nationen wichtig." Besonders das Kindertheater liegt der Verantwortlichen am Herzen. Dort spielen rund 100 Kinder für Kinder.

Auch im Theater Hammerschmiede finden immer wieder Aufführungen statt. Wer dann noch nicht genug hat, kann die Programmfilme im Kino Waldhorn genießen. "Nicht nur in der Kernstadt, sondern auch in den Teilorten gibt es abwechslungsreiche kulturelle Angebote", blickte Gemeinderätin Ursula Sieber über den Tellerrand hinaus.

Natürlich dürfen die Vereine und Organisationen nicht vergessen werden. Die Bürgerwache gibt es seit 700 Jahren, den Turnverein seit 1861. Die Stadtkapelle, Fasnetsorganisationen oder internationale Vereine sind nur ein Teil der gebotenen Vielfalt, die Rottenburg ausmachen.

Wie sieht die Entwicklung aus? Wunsch-Karten konnten die Vertreter der Kultureinrichtungen beschriften. Diese wurden dann vom Schauspielerpaar in ein improvisiertes Theaterstück eingebaut. "Mehr Geld für alte und neue Projekte", waren sich alle einig, aber auch "eine größere Würdigung für das, was wir tun." Begeistert zeigten sie sich von der Idee, die bereits bestehenden Angebote besser zu vernetzen oder ein Kultur-Festival zu etablieren, damit nie wieder der Weg zurück in die 50er-Jahre gegangen werden muss.