Mitglieder des Familienbündnisses sprachen im historischen Saal des Rathauses über neue Herausforderungen. Foto: Schwarnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Familienbündnis berät über aktuelle und zukünftige Aufgaben

Von Marly Scharnowski

Rottenburg. Etwa 20 Mitglieder des Familienbündnis Netzwerktreffen fanden sich im historischen Sitzungssaal des Rathauses Rottenburg ein. Oberbürgermeister Stephan Neher begrüßte die Anwesenden, er freute sich darüber, dass das Familienbündnis stabil ist und mit zehn sachkundigen Gruppen gut fundiert ist.

Zunächst wurde ein sachkundiger Einwohner für den Sozialausschuss gesucht, nach einiger Diskussion erklärten sich Ute Hentschel und Heike Stoll bereit, wenn die Möglichkeit gegeben ist, sich gegenseitig zu vertreten, das Amt zu übernehmen.

Hermann Steur, der das Projekt der Lotsen am Eugen-Bolz-Platz ins Leben gerufen hat, berichtete vom Erfolg. Zur Zeit gibt es sechs Lotsen, die allerdings überlastet sind, dringend werden neue Interessenten gesucht. Die Arbeitszeit geht von 7.15 bis 7.45 Uhr, sollten sich zusätzliche Helfer melden, wäre auch für mittags von 11.50 bis 12.50 Uhr dieser wichtige Dienst möglich.

Bernadette Löffler stellte die neuen Deutschkurse vor, das "MOKKA" bietet Kinderbetreuung an, der Kurs und die Betreuung sind kostenlos. Es gibt spezielle Gruppen für Frauen und gemischte Klassen, angeboten von der Volkshochschule, der Hohenbergschule, Morizles Kleiderkiste, Künstlerhof, Grundschule Kiebingen und der Hebammenpraxis. Niederschwellig werden die einzelnen Angebote angenommen.

Julia Mildner-Powell referiert über das Thema "Wohnungen für Frauen in Not". In Rottenburg gibt es kein Frauenhaus, auch einzelne Not-Räume sind spärlich. Susanne Locher von der Hebammenpraxis berichtet über die angespannte Situation für Schwangere, Mütter mit Neugeborenen, Wochenbett-Nachsorge und Schwangeren-Vorsorge. Sie weist darauf hin, dass auch Väter von Wochenbett-Depressionen heimgesucht werden können. Künftig gibt es noch die "vertrauliche Geburt". Das erfordert wiederum sowohl vermehrt Platz als auch Kosten.

Sozialpädagogin Ute Hentschel legt eine umfangreiche Präsentation über den Eltern- und Tagesverein, sowie die Kindertagespflege vor. Dringend werden Kinderfrauen sowie Tagesmütter gesucht. Der Weg dahin ist steinig, es erfolgt eine kostenlose zweijährige Ausbildung. Laufende Kontakte werden zugesichert. Zur Zeit gibt es in Rottenburg 17 Kinderfrauen und acht Tagesmütter bei 131 bedürftigen Kindern. Die Arbeit ist aufwendig, für diese Aufgabe werden "Profi-Mütter und –Väter, Eltern und Großeltern" mit Engagement, Erfahrung gesucht. Seit 23 Jahren arbeitet der Eltern- und Tagesverein Tübingen erfolgreich mit dem Jugendamt zusammen.

Lone Cornelius vom Netzwerktreffen Inklusion berichtet über verschiedene Einrichtungen aus Vereinen und Gruppen, die sich engagieren, mit denen die Inklusion gut funktioniert. Es hat sich eine feste Gruppe aus begeisterungsfähigen Menschen gebildet, die den dritten Treff zum Austausch geplant haben. Alle Interessierten sind eingeladen. Ein Termin für Familien mit Behinderten als Inklusionstag ist der 5. Dezember von 13.30 bis 17.30 Uhr im Foyer des Landratsamtes Tübingen.

Locher von der Hebammenpraxis weist unter dem Punkt "Verschiedenes" noch einmal auf die angespannte Situation der freien Hebammen hin. Sie spricht ein kommendes Problem, nämlich die Flüchtlinge, die erwartet werden, an. Nach einer Anweisung müssen die freiberuflichen Hebammen Frauen ablehnen, wenn ein vorgegebenes Pensum abgearbeitet ist. Die Nachwuchsprobleme sieht sie in der Berufspolitik. Ein kühner Gedanke von Locher wäre, dass die Stadt Hebammen als Stadtangestellte anstellt. Die umfangreiche Darstellung der kommenden und derzeitigen Notsituation erweckte sowohl Interesse als auch Verständnis, konnte aber innerhalb des Netzwerktreffens nicht weiter abgeklärt werden.