Wolfgang Urban referiert zur Klausenkirche / Namensgeber Remigius für Christianisierung mitverantwortlich

Rottenburg (ms). Der 300. Geburtstag der Klausenkirche wurde würdig mit einem Gottesdienst gefeiert.  

Diözesankonservator a. D. Wolfgang Urban hielt den Festvortrag über die wechselhafte Geschichte der kleinen Kirche, wobei er auch auf den Namensgeber St. Remigius einging. Etwa 50 Zuhörer hatten sich eingefunden. In weitem Bogen, über Jahrhunderte hinweg, berichtete er über die Geschichte der Kirche und den Namenspatron Remigius.  

Remigius (436–533) wurde im Alter von 22 Jahren zum Bischof berufen. Nach der Eroberung seiner Heimatregion durch eingedrungene Franken bemühte er sich erfolgreich um die soziale und religiöse Integration der neuen Machthaber in die spätrömische Tradition. Zusammen mit Königin Chlothilde, der Frau Chlodwigs, wird Remigius als Wegbereiter des Christentums in Europa gesehen. 

Das Patrozinium Remigius weist darauf hin, dass sie in der fränkisch-merowingischen Christianisierungsperiode zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert gegründet wurde. Im Früh- und Hochmittelalter war sie Mutterkirche für die umliegenden Dörfer. 1364 gingen die Pfarrerrechte auf die Stiftskirche St. Moriz über.  Bald nach der Schenkung des Patronatsrechts zog in das Pfarrhaus eine Frauengruppe ein, die in klösterlicher Gemeinschaft lebten, 1357 wurde das erstmals urkundlich erwähnt.

1381 nahmen die Klosterinsassinnen Franziskaner-Regeln an. Irgendwann scheint das Klosterleben "einen regelwidrigen Wohlstand" anzunehmen, auch schien die klösterliche Disziplin nachgelassen zu haben: eine Insassin wurde schwanger. Das hatte zur Folge dass das Franziskanerinnenkloster 1782 aufgehoben wurde. Im Jahr 1713 begannen die Franziskanerinnen mit dem Neubau ihrer Klosteranlage. Die alte Remigiuskirche wurde abgerissen, 1724 konnte die neue/alte Kirche geweiht werden. Im Turm hängen 2 Glocken, darunter die älteste der Stadt aus dem 14. Jahrhundert.

Bei einem Brand am 25. Mai 2005 wurde nicht nur die Sakristei beschädigt, die ganze Kirche mit den Bildern, Büchern, sakralen Gegenständen und die Orgel wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Heute ist die kleine Kapelle bei den Rottenburgern nach wie vor beliebt und wird gerne aufgesucht.