Mit allerlei Unbill musste sich der Schaffner (Reiner Heilig) im Bistro des "Interlux-Express" herumplagen. Die Radsportlerin Hannelore Renz ging dem Zugpersonal jedenfalls gehörig auf den Wecker. Fotos: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Furiose Premiere des Ergenzinger Kolpingtheaters / Sogar ein Überfall ereignet sich / Weitere Aufführungstermine folgen

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Ergenzingen. Überall waren die Laienspieler der Kolpingsfamilie in ihrer Theatertradition schon zu Hause, auf Campingplätzen, in Wohnzimmern oder auf dem Schiff. Dieses Jahr feierten sie ihre Premiere äußerst gelungen im Zugbistro des "Interlux-Expresses", auf der Strecke von "Kleinparis" nach Paris.

"Einsteigen bitte" hieß das Lustspiel in drei Akten und das Premierenpublikum ließ sich nicht zweimal bitten. Es erlebte eine Bahnfahrt, der schrulliges und nicht gerade höfliches Fahrgastpersonal und ein Räuberpärchen die Krone aufsetzten. Letzteres, hervorragend gemimt von der Debütantin Larissa Baur und dem bereits bühnenerfahrenen Oliver Künnert, nahm zu Beginn den Weg durch den vollen "Wartesaal", und so erfuhren die Reisenden, dass die Kasse des Zugbistros Ziel des Gaunerduos war. Ein resoluter Schaffner Wischnewski (Reiner Heilig), der die Ticketpreise in seinem Kopf besser gespeichert hatte wie jeder Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn AG, ließ sich sogar noch zu einem Tänzchen hinreißen, bevor er pflichtgemäß den Zug mit seiner Trillerpfeife in Bewegung setzte.

Versicherungsmakler zieht es in den Speisewagen

Was folgte, war Situationskomik am laufenden Band. Da sorgte die Bistrokellnerin Gertrud (Dorothee Heilig) mit sichtlichem Desinteresse an ihrem Job gekonnt dafür, dass sich jeder Fahrgast unwohl fühlte und der Versicherungsmakler Stefan Fettenläufer (Oskar Honz) genervt den Speisewagen aufsuchte. Für Farbtupfer sorgte die sächselnde Zugchefin Gesine Grube-Steckel (Heike Wagensommer), die aus ihren Quasselqualitäten keinen Hehl machte. Oder Schaffner Wischnewski (Reiner Heilig), der zwischendurch seinem Beamtenstatus gerecht wurde, indem er eine Radsportlerin (Hannelore Renz), die es gewagt hatte, das Fahrrad mit ins Zugbistro zu nehmen, mit Vorschriften belehrte und sie des Wagens verwies.

Das maskierte Gaunerpärchen Rudolf (Oliver Künnert) und Kati (Larissa Baur) nutzte die Gunst der Stunde zu einem dilettantischen Überfall auf das Zugbistro. Dabei glänze Oliver Künnert in seiner Rolle als völlig unbedarfter Krimineller, dem mit der Pistole in der Hand die Füße schlotterten und der stotternd und vom Zettel ablesend der Bistrokellnerin mitteilte, dass dies ein Überfall sei.

Das erbeutete Geld machte sich auf abenteuerliche Weise auf den Weg durch den ganzen Zug und landete letztlich wieder im Kühlschrank des Zugbistros. Zuvor hatte der "Interlux-Express" auf offener Strecke angehalten, um die Polizisten Axel Zöllner (Alfred Nisch) nebst seiner Kollgin (Hannelore Renz) einsteigen zu lassen.

Kolpingsvorsitzender Alfred Nisch war in die Rolle des schwerfälligen Polizisten geschlüpft, dem die Wortwahl schwer fiel und der immer wieder von seiner Kollegin (Hannelore Renz) humorvoll ergänzt werden musste. Das Ermittlungsergebnis war natürlich gleich null. So kam die Bistrokellnerin Gertrud (Dorothee Heilig) auf die Idee, das Geld, das ohnehin in ihrem Kühlschrank lag, mit der Reinigungsfrau Ilse Oppending (Erika Grammer) zu teilen und damit Urlaub zu machen.

Zu den illustren Reisenden des "Interlux-Expresses" gehörten noch die ältere Dame Lieselotte (Erika Roth), ihr Enkel Harvey (Johannes Urban) und die Schweizer Pathologin Piepenbrink (Erika Grammer). Letztere verdarb ihrer Tischnachbarin mit dem Hinweis, deren Essen sehe aus wie bestimmte Teile eines obduzierten Menschen, gründlich den Appetit. Letztlich war auch das Gaunerduo geläutert und lediglich die verpinkelte Hose von Rudolf (Oliver Künnert) erinnerte an dessen dunkle Machenschaften. Alles in allem war es eine äußerst gelungene Premiere.

Die Spielleitung hatte Erika Grammer. Souffleuse war Ann-Kathrin Raible. Für die Maske zeigte Manfred Schäfer zuständig, für die Technik Daniel Künnert. Für den Bühnenaufbau hatten Mitglieder der Kolpingsfamilie nebst Helfern gesorgt. Weitere Aufführungstage – jeweils um 19 Uhr – sind am 5., 9., 10., und 11. Januar. Die Nachmittagsveranstaltungen sind bereits ausverkauft.