Ehrung: Anton Pfeifer als Ehrenvorsitzender der Abendrealschule gewürdigt / Um Bildung verdient gemacht

Rottenburg. In einem kleinen Kreis mit illustren Gästen fand die Überreichung der Ehrenurkunde des Vereines der Ehemaligen und Förderer der Abendrealschule Rottenburg an Staatsminister a.D. Anton Pfeifer statt. 

Pfeifer wurde 1991 als Nachfolger des verstorbenen Gerd Weng zum Vorsitzenden gewählt. Im September 2014 musste er aufgrund seiner schweren Krankheit das Amt niederlegen, Regierungspräsident Klaus Tappeser übernahm damals kommissarisch sein Amt, das er bis heute inne hat.  

Sichtlich erfreut und bewegt begrüßte er die Gäste, ganz besonders Anton Pfeifer mit seiner Frau Renate. Er bezeichnete den Ehrengast als Spiritus Rector und Kristallationskern. Er bekannte sich dazu, schon immer ein großer Bewunderer des Jubilars gewesen zu sein, der frühzeitig erkannt habe, dass Bildung enorm wichtig sei.   

Ähnlich sah es auch Generalvikar Clemens Stroppel in seiner Laudatio: Staatsminister Pfeifer war sehr eingespannt in die Politik, trotz allem hielt er an seinem Lieblingsprojekt der Abendrealschule fest und nahm sich Zeit dafür. Ein zuverlässiger Politiker, eher in der zweiten Reihe zu finden, aber mit unumstößlichen Prinzipien. Die Abendrealschule Rottenburg wurde im Februar 1966 konstituiert und im März 1966 durch die Initiative der Kolpingsfamilie Rottenburg  gegründet. 

In ihrer Satzung ist verankert: "Einziger Zweck des Vereins ist die Weiterbildung von Jugendlichen und Erwachsenen im Sinne Adolph Kolpings durch den Betrieb einer privaten Schule."

Anton Pfeifer erlebte die stürmische Zeit der Innen- und Außenpolitik jener Jahre ganz bewusst – und auch die verschiedenen Schulsysteme, die Zuwanderer und Gastarbeiter sowie die Schwierigkeiten der Berufstätigen, die sich weiter bilden wollten. Als Helmut Kohl Bundeskanzler war, wurde Pfeifer 1982 zum parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft berufen. "Die beachtliche Leistung, aus einer Zwergschule eine der größten Abendrealschulen zu machen, nötigt mir vollen Respekt ab, ich verneige mich", sagte Tappeser.  

MdL Winfried Mack (Vorsitzender des Landesverbandes Abendrealschulen Baden-Württemberg) bezeichnete den Jubilar als "Scharnier im Föderalismus", der zwischen Bund und Ländern auch bei der Wiedervereinigung vermittelt und bezahlbare Bildung frühzeitig erkannt habe. Von ihm gab es ein herzliches "Glück auf" an die Schule und das Lehrerteam.  

Ernst Schiebel, ein langjähriger Freund Pfeifers, überreichte einen Gutschein für einen "mundenden baden-württembergischen Wein" im Stammlokal der Familie Pfeifer sowie einen Blumenstrauß an seine Frau Renate.  

Anton Pfeifer bedankte sich bei allen Gästen: "Vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass ich diese Ehrungen in Empfang nehmen kann. Was mich sehr gefreut hat, war die Aufmerksamkeit für meine Frau. Ich hätte die Jahre und meine Arbeit nicht so überstanden ohne sie". Er fühle sich geehrt durch die Gäste wie Clemens Stroppel, Winfried Mack, Roland Löhle, OB Stephan Neher oder Klaus Tappeser.

Es ist ihm bewusst, dass sich zwischenzeitlich vieles geändert hat – ob Allgemeinbildung, Technik und das Internet. Viele Zuwanderer, vor allem junge, unbegleitete Menschen seien auf die Schule angewiesen. Laut Statistik machen 20 bis 25 Prozent der Jugendlichen das Abitur, um ein Studium beginnen zu können. Die anderen 80 Prozent seien aber genau so wichtig und sollten die gleiche Chance erhalten. Seine Rede endete mit dem dringenden Appell: "Bitte versprechen Sie mir, das Ihnen Möglichste zu tun, damit die Abendrealschule eine Zukunft hat. Auch wenn es nur fünf oder zehn Absolventen sind, der Aufwand lohnt sich".  

Neue Kurse an der Abendrealschule sind soeben gestartet: Um in zwei Jahren die mittlere Reife zu erlangen oder "Deutsch und Englisch für Zuwanderer". Ein Einstieg ist eventuell noch möglich. Informationen gibt es unter 07472/2 22 34 oder www.abendrealschule-rottenburg.de.