Seniorengenossenschaft Rottenburg soll in eine Lücke springen, die keine Pflegeversicherung abdeckt

Von Marly Scharnowski

Rottenburg. Die Initiative Seniorengenossenschaft Rottenburg hatte am Dienstagabend in das AWO-Heim eingeladen. Erstaunlich viele Interessenten fanden sich ein.  

Josef Martin, Vorsitzender der Seniorengenossenschaft Riedlingen, hat jahrelange Erfahrung mit einem solchen Projekt, er stellte es sehr anschaulich vor. 

Das Geld fehle allenthalben, ob bei der Rente, der Pflege, beim betreuten Wohnens oder den kleinen, verständlichen Wünsche der Senioren, zum Beispiel im Auto zum Arzt zu kommen, Anträge ausfüllen, Einkäufe oder Schriftverkehr leiten.

Viele ehemalige Berufstätige, die in die Rente eintreten, sind fit und genießen ihre Zeit, so Martin. Trotzdem möchten sie sich sinnvoll in die Gesellschaft einbringen. Ehrenämter bieten sich an, Vereine freuen sich, wenn sie ein paar zuverlässige "Mitarbeiter" mehr bekommen. Die Gedanken "Was mache ich, wenn ich älter werde?" oder "Wie kann ich möglichst lange in meiner Umgebung bleiben?" stellten sich spätestens mit den ersten "Zipperlein" ein.  

Hier biete sich die Genossenschaft an. Wer in aktiven Zeiten bereit sei, Älteren zu helfen, bekomme – ähnlich wie bei einer Bank –, Stunden gut geschrieben. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt honoriert.

Die Seniorengenossenschaft springe in eine Lücke, die von keiner Pflegeversicherung oder Altenhilfe abgedeckt werde, betonte Martin. Man könne um handwerkliche Hilfen, Näharbeiten, Hilfe bei der Wäsche oder gar um Gassi gehen mit dem Hund bitten.

Junge Senioren würden die Älteren besser verstehen, umgekehrt hätten diese ebenfalls mehr Vertrauen. Pflegerische Leistungen werden durch die Sozialstationen durchgeführt, sie arbeitet eng mit der Genossenschaft zusammen.  

Die Seniorengenossenschaft ist im Sinne eines Vereines zu verstehen, ähnlich einer Selbsthilfeeinrichtung, die sich selbst finanziert. Der Jahresbeitrag beträgt 32 Euro für eine Einzelperson und 46 Euro für ein Paar. Angeforderte Stunden für Hilfe werden mit einer Aufwandsentschädigung abgerechnet. Von den 70 Anwesenden entschlossen sich 27 spontan dazu, sich näher zu informieren. 

Eine Besucherin erzählte außerhalb der Veranstaltung: Pflegeheime seien schlimm, sie habe einen Schwerbehinderten im Haushalt und wisse, wovon sie spreche. Die Einrichtung sei freundlich, das Gleiche gelte für die Pflegekräfte, nur der Hauptfaktor sei sehr rar: die Zeit.

Ansprechpartner für die Genossenschaft sind Renate Wurster, Telefon 07472/52 01 und Gabriele Lenz, Telefon 07472/9 84 21 81