Mit einer tollen Leistung beim Jahreskonzert in der Heilig-Geist-Kirche wartete der Ergenzinger Musikverein auf. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahreskonzert: Ergenzinger Musikverein präsentiert bei Darbietung in Kirche buntes Programm

Von Johann Sebastian Bach bis Charlie Chaplin: Der Ergenzinger Musikverein gab in der Heilig-Geist-Kirche ein eindrucksvolles Konzert mit einem umfangreichen Repertoire zum Besten.

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Ergenzingen. Mit einem neuen Weg ein neues Ziel zu finden, das hatte sich der Ergenzinger Musikverein nach seinem Auftritt in der Breitwiesenhalle im vergangenen Jahr auf seine Fahnen geschrieben. Und dies ist ihm beim sonntäglichen Jahreskonzert, das einer Premiere gleichzustellen war, in der fast voll besetzten Heilig-Geist-Kirche vortrefflich gelungen.

In der Tat, was Dirigent Alexandr Kalinin und seine Musikusse anderthalb Stunden bei toller Akustik im Gotteshaus boten, war anspruchsvolle, konzertante Blasmusik auf hohem Niveau und so gab es am Schluss der Veranstaltung lang anhaltenden Beifall, zufriedene Besucher und Lob von allen Seiten.

Schwermütige Klänge, aber auch leichtere Kost

Eher bescheiden hatte Vorsitzender Peter Richter zu Beginn seine Gäste mit den Worten begrüßt: "Gucket, höret, mer spürt’s". Seine Worte wurden Wahrheit.

Zu den einzelnen Musikstücken wurden Bilder aus dem Jahresablauf des Musikvereins oder der Interpreten an die Wand geworfen, die Kapelle selbst erwies sich als wohl geformter Klangkörper und man spürte förmlich den Bezug der Musik zu Geschichte, Zeit und Ort. Die Moderation oblag Stephanie Dambacher, die kurzfristig einsprang und auf das Leben und Wirken der Komponisten und deren Werke einging.

Ein musikalischer Ohrenschmaus waren das Präludium, das Menuett und das Rondeau aus der Suite von Johann Sebastian Bach. Dessen Kompositionen stehen für höchste Virtuosität und die Kapelle meisterte die hohen Anforderungen, die Bachs Werke an die Musikanten stellten, mit Bravour.

Dann entführten die Musikusse ihre Zuhörer in die Zeit Richard Wagners und damit in die vierte Szene des zweiten Aufzuges der Oper "Lohingrin", die bekanntlich ein tragisches Ende nimmt. "Elsa’s Procession to the Cathedral" (Elsas Zug zum Münster) wurde, obwohl schwermütig, eindrucksvoll widergegeben, was die Besucher mit Beifall honorierten.

Etwas leichtere Kost hatten die Besucher mit dem "Mountain Panorama" von Manfred Schreiber zu verdauen. Sie durften sich in einem Hochgebirgsexpress fühlen, der sich mit rasanter Fahrt, die sich in entsprechenden Tempi ausdrückte, durch eine herrliche Alpenlandschaft bewegte. Imposante Bilder ließen dieses Musikstück auch optisch zu einem Highlight werden.

Zuhörer würdigen hervorragende Leistung

Das "Amen", ein feierliches Werk des Pragers Pavel Stanek, optisch untermauert von Ergenzinger Feldkreuzen, steigerte sich Phrase um Phrase bis hin zum feierlichen Schlussakkord und verlangte von den Akteuren ein Höchstmaß an Konzentration. Auch diese Hürde meisterten Kalinins Musikanten, bevor sie am Schluss – wie das Publikum auch – zunächst einmal kräftig durchschnaufen mussten.

Mit dem Stück "Lacrimosa", einem Denkmal für die Kinder des Krieges, wurde es sogar aktuell. Thomas Doos hatte es für Kinder in Kriegsgebieten geschrieben, die in Hunger und Armut leben müssen und deren Alltag aus Angst und Verlust besteht.

Dieses sich musikalisch etwas "schräg und schrill" anhörende Stück, immer wieder durch Kinderstimmen angereichert, wird zwar die Welt nicht verändern, wie Doost dereinst sagte, aber es verfehlte aufgrund seiner nicht ganz alltäglichen Konstellation auch in der Heilig-Geist-Kirche seine Wirkung mit Sicherheit nicht.

Der unvergessene Komiker Charlie Chaplin, der musikalisch, im Stil der damaligen Zeit mit Bildern hinterlegt, präsentiert wurde, leitete dann über zu Leonard Cohens berühmtem "Hallelujah". Mit der ergreifenden Melodie überließ die Kapelle in abgedunkelter Kirche die Besucher sich und ihren Erinnerungen selbst.

Den Schlussakkord setzten die Akteure dann mit Uli Roevers "Highlight Cathedral". Mit lang anhaltendem Applaus würdigten die Zuhörer letztlich die hervorragende Leistung der Kapelle an diesem Abend, der bei den Ergenzinger Musikussen sicherlich für einen weiteren Motivationsschub sorgen dürfte.