Markus Urban (von links, Vorstandsmitglied Raiba Oberes Gäu), Andreas Groll (Niederlassungsleiter KWB Ergenzingen), Michael Bay (Vorsitzender CDU-Ortverband Oberes Gäu/Rottenburg) und Christoph Unger (Geschäftsführer Heizungsbau Pulvermüller) diskutierten gemeinsam über die Frage "Hat Handwerk noch goldenen Boden?". Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

In Ergenzingen ist die Situation deutlich besser als in der Kernstadt / Podiumsdiskussion bei der CDU

Von Klaus Ranft Rottenburg-Ergenzingen. Die Frage, ob das Handwerk noch goldenen Boden habe, stellte der Vorsitzende des CDU-Ortsverband Oberes Gäu, Michael Bay, bei einer Podiumsdiskussion in der Firma KWB. Diese wurden mit einem eindeutigen "Ja" von den Diskussionsteilnehmern – Andreas Groll (Niederlassungsleiter KWB Ergenzingen), Markus Urban (Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Oberes Gäu) und Christoph Unger (Geschäftsführer der Rottenburger Firma Heizungsbau Pulvermüller) – beantwortet.

Der Diskussion voran ging eine Betriebsbesichtigung der Firma KWB, die seit einigen Jahren in "Ergenzingen Ost" beheimatet ist und Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholzheizungen herstellt und vertreibt. Zum eigentlichen Podium konnte Michael Bay neben den Kandidaten sowie Kreis- und Gemeinderäten auch den CDU-Kreisvorsitzenden Klaus Tappeser und die Rottenburger Stadtverbandsvorsitzende Martina Müller willkommen heißen.

Wie kann die Kommunalpolitik das Handwerk stützen? Das war die einleitende Frage von Michael Bay. "Indem sie die nötigen Grundstücke für Mittelstand und Handwerk bereit stellt", so Christoph Unger. Er habe vor sechs Jahren die Firma Pulvermüller übernommen, würde gerne erweitern, aber in der Kernstadt fehle es an Gewerbeflächen.

Diese seien in Ergenzingen vorhanden, so Ortsvorsteher Hans Beser. Man reagiere flexibel auf den Markt und könne auch kleinere Parzellen anbieten. Dazu Unger: Eine Ansiedlung in Ergenzingen hätte für seinen Servicebereich, der sich von Rottenburg aus nach Osten ausdehne, Mehrleistungen an Fahrten von rund 80 000 Kilometern im Jahr verursacht.

"Nähe zur Hochschule hat Charme"

Markus Urban (Raiba Oberes Gäu) bezeichnete sein Kreditinstitut als klassischen Finanzierer von Handwerksbetrieben und kleinerer Unternehmen. Wenn diese ansiedeln wollten, müssten allerdings auch vielfältige Rahmenbedingungen stimmen. Dafür habe die Kommunalpolitik zu sorgen.

Andreas Groll (KWB) erläuterte, dass Tübingen "als grüne Stadt" durchaus interessant für ihn gewesen sei. Die Erreichbarkeit sei aber dort nicht so toll gewesen. Zudem habe man eine Bestandsimmobilie gesucht und diese in Ergenzingen gefunden. Charme habe auch die Nähe zur Fachhochschule Rottenburg, bei der sein Haus die Infrastruktur der Forscher nutzen könne.

CDU-Kreisvorsitzender Klaus Tappeser wollte von Christoph Unger wissen, wie viele Aufträge er schon von der Stadt Rottenburg bekommen habe. Der konstatierte: "Bislang noch keinen". Er zahle Tarif- und keinen Mindestlohn. Bei der Stadt könne er aber nicht über 40 Euro Stundenlohn gehen, sonst sei der Auftrag ohnehin futsch. Die Stadt selbst verlange aber zwischen 58 und 60 Euro pro Stunde.

Das Thema "Erneuerbare Energien" beschäftigte dann die Diskussionsteilnehmer. Auch Baisingens Ortsvorsteher Horst Schuh, der die Frage aufwarf, ob man nicht mit anderen ein Heizungsprojekt verwirklichen könne. Dazu Unger: Das könne man schon – entweder über einen Investor, der das Heizungsprojekt baue und dann Wärme verkaufe, oder über eine Genossenschaft, innerhalb dieser dann mehrere Häuser mit Wärme versorgt werden. Diese Geschichten liefen derzeit aber auf kleiner Flamme.

Den Regularien der Energiewende stellten alle Teilnehmer ein Armutszeugnis aus. Markus Urban: "Nach außen viel zu wenig konzeptionell und mit einem Riesenaufwand verbunden".

Auf Frage von Tappeser, ob die Menschen denn die beim Landkreis geschaffene Energieagentur nutzten, hatte Unger keine zufriedenstellende Antwort. Er habe sich bei 95 Kollegen umgehört. Das Resultat seien zwei oder drei Aufträge in fünf Jahren. Andreas Groll brachte es abschließend auf den Punkt: "Die Leute bauen keine Heizung ein, so lange ihre alte funktioniert. Obwohl eine Pelletsheizung 50 Prozent an Energiekosten spart, stellen sie sich lieber ein neues Auto in die Garage".