Wolfgang Urban zeigte sich als profunder Kenner der Geschichte der Weggentalkirche. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Historie: Kloster Weggental besitzt eine spannende Geschichte / Bis zu 100 00 Gläubige kommen pro Jahr

Im Rahmen der Reihe "Kultur am Nachmittag" referierten Professor Wolfgang Urban und Monsignore Dompfarrer Harald Kiebler über Geschichte und Zukunft des Klosters Weggental.

Rottenburg. Dass die Geschichte des Klosters viele Menschen anspricht, konnte man beim Vortrag in der Wallfahrtskirche erleben. An die 100 Interessierten wollten von Kiebler und Urban mehr über die Geschichte des Weggentals erfahren.

Anfang Oktober verließ der Franziskanerorden das Konvent, und am vergangenen Sonntag kamen bereits die Nachfolger, indische Patres, um nun das Weggental spirituell zu versorgen (wir berichteten). Sie kommen vom Orden der unbeschuhten Karmeliten und werden von der Dompfarrgemeinde unterstützt, so Kiebler.

Professor Urban berichtete, dass die Franziskaner jeden Tag Beichtgelegenheiten angeboten hatten und auch Messen feierten. Diese waren immer gut besucht, und auch die Beichtgelegenheit wurde rege angenommen. Die Franziskaner prägten 100 Jahre lang die Geschichte der Barockkirche Weggental und des angegliederten Konvents.

Doch schon zuvor hatte das Weggental eine große Bedeutung. 1687 wurde die Weggentalkirche eingeweiht, bis zum Jahr 1773 wurde das Weggental von Jesuiten betreut. Schon in früheren Jahrhunderten hätten sich viele Gläubige zur Wallfahrt ins Weggental aufgemacht. Dabei berief er sich auf eine Quelle aus dem Jahr 1736.

Urban berichtete auch, dass auf die Jesuiten die Säkularisation folgte, in der Klöster geschlossen wurden und Wallfahrten nicht gerne gesehen waren. Zuvor gab es noch einige Jahre, in der der Kapuzinerorden die Wallfahrtskirche betreute – dies bis zur landesweiten Auflösung der Klöster während der Säkularisation.

Vier Monate nach Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1919 übernahmen zwei Franziskanerpatres die Fürsorge für das verwaiste Kloster. Urban erklärte, dass dies das erste Männerkonvent auf württembergischem Gebiet seit der Säkularisation war.

An diesem Johannestag im März strömten die Menschen in Massen zum Gottesdienst in die Wallfahrtskirche. Ein Chronist habe das Ereignis folgendermaßen dargestellt: Das Sonnenlicht umflutete die Gestalt des Oberhirten von Bischof Keppler und spielte mit dem Gold der Mitra und dem des Hirtenstabes. Der Konvent sei schnell gewachsen, vier Patres und drei Brüder kümmerten sich in der Folgezeit um das Weggental.

Patres lassen Stätte der Wallfahrt aufblühen

Die Präsenz der Patres habe die Wallfahrtsstätte zu einer Hochblüte geführt, sagte Urban. Die Besucherzahlen seien auf über 100 000 Gläubige im Jahr gestiegen. Das Weggental sei zu einer Stätte geworden, wo Menschen in der Beichte das ansprechen konnten, was sie zutiefst belastete. Dies waren etwa Kriegserfahrungen und Traumata der Kriegsteilnehmer, und die Kriegsteilnehmer hätten Fürchterliches bekannt.

Diese Menschen hätten nach der Beichte im Weggental wieder den Weg ins Leben gefunden, so Urban. Der frühere Pater Ludger habe jedoch geklagt, er habe Herzbeschwerden bekommen von der Abnahme der Beichte.

Akribisch hatten Chronisten der Franziskaner sieben hundertseitige Bände mit allem gefüllt, was im Kloster Weggental geschah. Die Jahre 1938 und 1939 blieben jedoch aus Angst vor den Nazis ausgespart. Obwohl es während der Nazizeit keine offiziellen Wallfahrten gegeben habe, sei die Kirche immer geöffnet gewesen, so Urban. Seit dem Jahr 1919 wirkten rund 100 Franziskaner-Patres im Weggental. Sie seien damit ein "Teil der Frömmigkeitsgeschichte des 20. Jahrhunderts", so Urban. Ihre Seelsorge habe deutliche Spuren hinterlassen.

Dompfarrer Kiebler betonte, dass es ein Beschluss der Ordensgemeinschaft der Franziskaner gewesen sei, dass die Patres das Weggental verlassen. Hinter den Kulissen sei schwer gekämpft worden, damit die Franziskaner bleiben.

Im kommenden Jahr werde 500 Jahre Kloster Weggental gefeiert. Umso mehr freue es Kiebler, dass die unbeschuhten Karmeliten gekommen seien. Sie werden nun Teil des Pastoralteams und arbeiten zunächst als Pfarrvikare mit.