Musikalisch: Auch mit 80 Jahren greift Martin Bernhard noch ab und zu zum Blasinstrument. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Martin Bernhard feiert heute seinen 80. Geburtstag / Der Jubilar ist noch fit: "Natürlich schaff i au no a bißle"

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Baisingen. Seinen 80. Geburtstag feiert heute Martin Bernhard im Vogelsang 4 und er tut das rüstig und bei guter Gesundheit im Kreise seiner Familie, guten Freunden und seinen vier Enkelkindern.

Der waschechte Baisinger ist seinem Heimatort ein Leben lang treu geblieben. An seine Volksschulzeit erinnert der Jubilar sich noch gut. Da galt es, schon bevor er in die Schule ging, in der heimischen Landwirtschaft mit Hand an zu legen und nicht selten, so Martin Bernhard, habe er vor dem Schulgang noch vier Kühe gemolken.

Im Alter von 14 Jahren verlor er seine Mutter. Das hatte zur Folge, dass er zu Hause gebraucht wurde. So wurde er vorübergehend und gezwungenermaßen Landwirt und bediente zwei Jahre lang noch die örtliche Dreschmaschine, die früher von einem Bauern zum andern gezogen wurde.

Im Alter von 18 Jahren begann er dann bei der Firma Bruckner in Bondorf eine Lehre als Maurer, die er erfolgreich abschloß. Bis 1970 blieb Bernhard seiner Firma treu, dann zog es ihn zur IBM, wo er bei der Feuerwehr und beim Werkschutz tätig war. Im Alter von 58 Jahren nahm der Jubilar das Angebot vom Daimler an und machte vom Vorruhestand Gebrauch.

Bis dato ging das Leben von Martin Bernhard seinen gewohnten Gang. Ende der 1950er-Jahre verguckte sich der Jubilar als echter Baisinger in seine Gisela, natürlich auch eine echte Baisingerin. "Die war emmer guat druf, so wie i au", sagt er. "Wenn mer gfeschtet häbe, häbe mer gfeschtet ond wenn mer gschafft häbe, häbe mer gschafft."

Zusammen bauten sie 1961 ihr Häusle, wie es sich für zwei echte Schwaben gehört. 1962 wurde geheiratet. Eine Tochter und ein Sohn entsprossen dieser Ehe.

Dann meinte es das Schicksal nicht mehr ganz so gut mit Martin Bernhard. 1995 verlor er seine Frau, die unverschuldet nach einem Verkehrsunfall am Ortseingang von Baisingen verstarb. "Da war dann nichts mehr, wie es mal war", erinnert sich das Geburtstagskind und irgendwie war auch die Lebensfreude weg.

Ein paar Jahre nach dem Tode seiner Frau lernte er seine spätere Lebensgefährtin Elly kennen, die jedoch vor drei Jahren ebenfalls verstarb.

Geblieben ist Martin Bernhard vor allem eines: Sein frohes und natürliches Naturell. Er kann auch mal die Fünfe gerade sein lassen und er ist vor allem ein exzellenter Musikus.

In seinem Keller, der schon so manchen Sturm erlebt hat, findet man neben vielen Bildern auch ein Horn aus seiner 30-jährigen aktiven Feuerwehrzeit, eine Trompete und ein Flügelhorn. Insbesondere die letzteren beiden Instrumente hat der Jubilar, je nach Bedarf, 60 Jahre lang, von 1949 bis 2009, beim Musikverein Baisingen gespielt.

20 Jahre lang gehörte er zudem zu der Bondorfer Veteranenkapelle und auch für Begräbnismusik war er sich nicht zu schade. Zu seinen engsten Freunden zählt im Übrigen auch Peter Schad von den oberschwäbischen Dorfmusikanten, zu dem er regen Kontakt hat.

Auch in Ergenzingen mag man den Baisinger, der gerne mal in der Restauration oder im Waldhorn vorbeischaut. Dann wird nämlich gesungen. Und dass der Martin ein umfangreiches Repertoire an "Lompaliedle" auf Lager hat, weiß man dort zu schätzen.

"Natürlich schaff i au no a bißle", so der Jubilar, der in der örtlichen Metzgerei zur Hand geht. Dort weiß man seine Dienste zu schätzen und so erhielt er vom Chef persönlich vor geraumer Zeit ein nicht alltägliches Geburtstagsgeschenk in schriftlicher Form: Nämlich, dass er jeden Donnerstag, so lange er lebt, kostenlos Saitenwürstle holen kann.