Eine der "Eidechsen-Burgen". Foto: stb Foto: Schwarzwälder-Bote

Naturschutz: Klaus Brückner vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt, wie Tiere entlang der Autobahn geschützt werden

Naturschutzvorgaben für Bauprojekte sind immer strenger geworden. Um Tierarten zu schützen, entstehen zum Beispiel "Eidechsen-Burgen" an der Autobahn bei Ergenzingen.

Rottenburg-Ergenzingen (stb). Ungewöhnliche Pflanzungen und Aufschüttungen an der Auffahrt zur Autobahn 81 auf Höhe Rottenburg-Ergenzingen und Bondorf erstaunen viele Fahrer – ein wenig sieht es aus wie bei der Landesgartenschau. Es handelt sich um einen vorgezogenen Ausgleich zum Umweltschutz für den anstehenden Ausbau zu einem sogenannten Kleeblatt.

Zuständig ist Landschaftsplaner Klaus Brückner (64) vom Regierungspräsidium Stuttgart. "Weil der größere Teil der Maßnahmen auf Markung Bondorf stattfindet und nur ein kleinerer Teil auf den Markungen Ergenzingen/ Seebronn, sind wir und nicht das Regierungspräsidium Tübingen zuständig", erklärt Brückner. Er ist seit 39 Jahren im Straßenbau tätig. In dieser Zeit sind die Naturschutzvorgaben für Projekte immer strenger geworden. So gelten alle Vögel, die sich in den Sträuchern der Autobahnauffahrt aufhalten, die abgeholzt werden, als "besonders geschützt". Hauptsächlich sind das Heckenbrüter wie Amseln, Finken und Meisen. Die ebenfalls im betroffenen Gebiet lebenden Zauneidechsen sind laut Europäischer Naturschutzrichtlinie sogar "streng geschützt". "Die Artenschutzmaßnahmen müssen vor Baubeginn fertig sein", sagt Brückner.

Wo vorher Ackerflächen waren, wurden deshalb im Frühjahr dieses Jahres auf beiden Seiten der Autobahn Gräser gesät und Gehölze gepflanzt. Der Planfeststellungsbeschluss dazu ist bereits aus dem Jahr 2009. Östlich hat das Stuttgarter Regierungspräsidium auf 2100 Quadratmetern 1400 Pflanzen setzen lassen, westlich sind es auf 2400 Quadratmetern 1600 Pflanzen. "Die Heckenbrüter finden in Feldahorn, Spitzahorn, Linden, Vogelkirschen, Schlehen, Haselnusssträuchern, Wildrosen und Vogelbeeren Nahrung", so Brückner. Die klare Anordnung in Reihe sei erfolgt, damit die Pflege leichter ist. In etwa zwei Jahren werden die Sträucher und Bäume feste Wurzeln geschlagen haben und austreiben.

Für die Zauneidechsen hat man vier "Eidechsen-Burgen" errichtet. Östlich sind jeweils zwei in der Nähe der Autobahn. Westlich war dort kein geeigneter Platz. Die mit eingezäunte Fläche wurde deshalb am Rand eines Feldwegs geschaffen. Die oberste Schicht des Ackerbodens hat das Regierungspräsidium abtragen lassen und mit Steinen belegt. Für die Burgen wurden zudem auf drei mal drei Metern ein 80 Zentimeter tiefe Löcher gegraben und zusätzlich aufgeschüttet. Vor diesen als Rückzugsraum gedachten Hügeln wurde Sand verteilt. "Diesen lockeren, leicht grabbaren Untergrund brauchen die Eidechsen zur Eiablage", so Brückner. Davor wurden einige Hölzer und Wurzelstöcke gelegt. Ein Folienzaun am Boden soll verhindern, dass die Eidechsen später herauskommen. "Die Holzumzäunung haben wir errichtet, damit das Gelände nicht befahren wird oder jemand dort Müll ablagert", sagt Brückner. Die Kosten für Eidechsen-Burgen und Pflanzungen bezifferte er auf rund 100 000 Euro. Darin sind auch vier Jahre Pflege enthalten. "Weil die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben, mussten wir Material wie die Steine extra bringen lassen", erklärt Brückner die Summe. Nach vier Jahren gehe die Zuständigkeit für die Pflege an die Autobahnmeisterei über.

Unklar ist, wie viele Zauneidechsen es insgesamt in dem Gebiet gibt. Bis März sind die Tiere in der Winterstarre und können sich nicht bewegen. "Erfahrungsgemäß sechs- bis achtmal mehr, als man sieht", so Brückner. Sie halten sich bevorzugt an warmen, trockenen Rändern von Gebüschen und Böschungen auf. Biologen untersuchen derzeit die genaue Anzahl und wie und wann sie am besten umgesiedelt werden können.

Wahrscheinlich werden die Zauneidechsen in mehreren Durchgängen einzeln eingesammelt. Ihre Burgen sind schon bereit.