Soziales: Rasthaus feiert Jubiläum / Gründerin rückt Besuchern Arbeit mit Obdachlosen ins Bewusstsein

"Begegnen – beraten – beheimaten" – unter dieser Prämisse sorgt sich das Rasthaus in Rottenburg um Menschen in Not und gibt diesen ein Obdach. Kürzlich feierte der Verein sein fünfjähriges Bestehen.

Rottenburg. Zum Rasthaus gehört nun eine Kleiderkammer, in der Bedürftige für Centbeträge Kleidung erwerben können. Neu ist das "Frauenzimmer", welches als Notunterkunft für Frauen, Schwangere oder Mütter mit Kindern eingerichtet wurde und in Rottenburg quasi ein fehlendes Frauenhaus ersetzt. Zudem wird den Bewohnern des Rasthauses sozialpädagogische Beratung angeboten. Geschäftsführerin Julia Mildner-Powell erzählt, dass das Rasthaus im Jahr 2009 mit einer Unterkunft für Menschen in Not begonnen hat, die innerhalb von zwei Tagen belegt war. 2011 wurde der Verein RastHaus gegründet, der Menschen helfen soll, wieder auf die Beine zu kommen.

Gedacht ist das Leben im Rasthaus für wenige Tage, bis die Menschen eine feste Bleibe gefunden haben. "Für viele Menschen war das Rasthaus schon ein Ort zum Innehalten und zur Orientierung", sagt Elke Mildner, die Gründerin der Oase und Urheberin der Elke-Mildner-Caritas-Stiftung. Elke Mildner meint auch, dass zum Innehalten im Alltag der Glaube und das Gebet gehört. "Wir machen mit dem Beten, unserem regelmäßigen Rasthaus-Praying, gute Erfahrungen", sagt sie. Im Gebetskreis sei die Not der Wohngemeinschaft gut aufgehoben, so Elke Mildner. "Glaube hilft beim Überwinden der Sucht", erzählt Mildner weiter, die sich in der Oase um chronisch und mehrfach geschädigte Alkoholkranke kümmert.

Ihr ist es ein Anliegen, dass die Arbeit mit Obdachlosen im Rasthaus ein wenig ins Bewusstsein der Rottenburger rückt. Dies gelang mit dem kleinen Festakt unter freiem Himmel. Im Rahmen der Feier weihte Diakon Matthias Schneider die neue Kleiderkammer. Diese wurde in die Räume des ehemaligen Weltladens verlegt und hat damit mehr Raum und Aufmerksamkeit gewonnen. Die Gäste brachten gleich gebrauchte Kleidungsstücke mit, so wie es sich Julia Mildner-Powell gewünscht hatte. Wer wollte, konnte dazu am Spendenrad drehen und so ein Bewusstsein dafür erlangen, dass auch die vielen Kleinigkeiten im Alltag des Rasthauses Geld kosten. Die Schauspielerin und Schirmherrin des Rasthauses, Dietlinde Elsässer, las einige Verse vor.

Seit vielen Jahren bietet die Oase therapeutische Wohngemeinschaften an – in 19 Wohnungen in Rottenburg verteilt. Elke Mildner sah aber auch in ihrer Arbeit, dass es einen Bedarf für kurzfristige Unterbringung von akut obdachlosen Menschen gibt. Hier setzt die Hilfe des Unterschlupfes und des Rasthauses an. Im Rasthaus verweilen die Menschen vier Tage oder länger – eine kurze Zeit, aber auch eine wichtige, sagt Mildner.