Das von Horst Fenn geschaffene Porträt von Gräfin Mechthild weckte viel Aufmerksamkeit, ebenso wie die bei der Ausstellung anwesende "Mechthild". Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Horst Fenn erschafft Werk zur großen Persönlichkeit der Stadtgeschichte / Historische Tafeln über das Wirken

Von Angela Baum

Rottenburg. Zur Vernissage der neuen Mechthild-Schau kamen rund 150 Besucher ins Sülchgaumuseum. Der Raum in der Zehntscheuer platzte aus allen Nähten, so viel Gäste kamen schon lange nicht mehr zu einer Ausstellungseröffnung des Sülchgaumuseums. "Mechthild – gestern, jetzt und morgen" ist die Ausstellung überschrieben, und sie gerät zu einem veritablen Porträt der Erzherzogin.

Die Schau ist eine Hommage an eine der herausragenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Dichter haben Erzherzogin Mechthild besungen und viele Autoren haben sie gewürdigt. Josef Eberle setzte ihr ein literarisches Denkmal.

Stadtarchivar Peter Ehrmann gibt Überblick über Leben und Wirken

Der Künstler Horst Fenn erarbeitete eine Serie von Bildern zu Erzherzogin Mechthild, am Ende stand ein farbiges Porträt mit dem Konterfei der Gräfin. Ermöglicht haben den Ankauf der Arbeit für das Sülchgaumuseum die Familien Lichtenau und Kaupp.

Horst Fenn, der in Rottenburg lebt und arbeitet, malte Erzherzogin Mechthild im Auftrag der Stadt und setzte sie interpretierend ins Bild. Somit wurde der Werkzyklus zu Mechthild, den Horst Fenn schuf, zu einer neuzeitlichen Interpretation einer Person des Mittelalters.

Die Ausstellung zeigt neben dem Hauptwerk zu Mechthild auch zahlreiche Vorstudien – mal gezeichnet, mal gemalt. Zudem sind historische Tafeln über das Wirken von Gräfin Mechthild im 15. Jahrhundert zu sehen.

Stadtarchivar Peter Ehrmann führte in die Ausstellung ein und gab einen Überblick über das Leben und Wirken von Mechthild, die in Rottenburg mit ihrem Hofstaat lebte. Dass dieser Hofstaat samt Mechthild an der Fasnet in Erscheinung tritt, wusste im Saal jeder. Aber die Rottenburger Narrenzunft kam zur Überraschung mit "Mechthild" und einem Teil des Hofstaates mitsamt Zunftmeister Rolf Eißler und anderen Vertretern der Zunft. Alle waren in ihr Häs gewandet, was ein richtig schöner Anblick war. Auch mittelalterliche Musik war bei der Vernissage zu hören, hier agierten virtuos Peter Minden mit seinem Flöten- und Duelsackensemble "Sumelo".

Ehrmann verstand es aufs Beste, die Zuhörer mit Fakten zu Mechthild zu füttern. So war Mechthild Landesmutter, die die Universitäten Freiburg und Tübingen gemeinsam mit ihrem Sohn, Graf Eberhard im Bart, gründete. Sie ist heute Fasnetsfigur und stand früher im Mittelpunkt einer glanzvollen Rottenburger Hofhaltung. Hier soll sie "gar köstliche Vasnachten" gehalten haben, zudem war sie Mäzenatin der Künste und Literatur in ihrem Musenhof.

Auch war Mechthild Bauherrin, was die Ausstellung zeigt und eine selbstbestimmte starke Frau – schon im Mittelalter. Peter Ehrmann gab auch eine Anekdote preis: So wurde vor einigen Jahren überlegt, das Zweite Städtische Gymnasium "Mechthildgymnasium" zu nennen. Aber dieser Gedanke wurde wieder verworfen, da befürchtet wurde, dass dann der eine oder andere "Fasnetsgymnasium" sagt.

Mechthild wurde bereits nach ihrer Geburt dem Grafen Ludwig versprochen, "das Ideal der Liebesheirat kam damals nicht zum Tragen", so der Stadtarchivar. Sechs Kinder soll Mechthild geboren haben. Zwei verstarben gleich nach der Geburt, von den anderen war vor allem Graf Eberhard im Bart bekannt.

Ehrmann erklärte, dass Totgeburten im Mittelalter an der Tagesordnung gewesen waren. Auch seien viele Kinder nach der Geburt gestorben, und die Mütter verstarben nicht selten im Kindbett.

Nach dem Tod ihres Gatten Ludwig war Mechthild Witwe und damit ein "Mensch zweiten Ranges", so der Stadtarchivar. Doch Mechthild heiratete wieder, Erzherzog Adolf von Österreich, und damit begann die vorderösterreichische Geschichte Rottenburgs.