Eine Gedächtnisausstellung für Hellmuth Erath zeigt derzeit der Kulturverein Zehntscheuer. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Retrospektive von Hellmut Ehrath in der Zehntscheuer / Telefonbuchmumien aus den 80er-Jahren zu sehen

Von Angela Baum Rottenburg. Noch bis zum 5. September zeigt der Kulturverein in den Räumen der Zehntscheuer eine Gedächtnisausstellung für den im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler Hellmut Ehrath.Kulturvereinsvorsitzender Karl Friedrich Baur berichtete bei der Vernissage von seiner engen Freundschaft zu Hellmut Ehrath. 1968 habe er ihn kennengelernt, gleich zu Beginn seines Studiums in Tübingen. Zuerst sei er von Hellmut Ehraths filigranen Zeichnungen beeindruckt gewesen. Später habe ihn das umfangreiche anatomische Wissen des Künstlers erstaunt.

Hellmut Ehrath habe bei einer Filmfirma gearbeitet, die medizinische Lehrfilme herstellte. In den 40 Jahren der Freundschaft zu Hellmut Ehrath habe er einen außergewöhnlichen Menschen kennengelernt und seine künstlerische Entwicklung begleitet. Erst gab es Zeichnungen, Filme und Buchillustrationen, später kam der große künstlerische Einschnitt durch die Beschäftigung mit Metall und das künstlerische Arbeiten mit dem Schweißgerät. Irgendwann kam dann auch noch die Kunst am Bau dazu, als weiteres wichtiges Feld des künstlerischen Schaffens des Herrenberger Künstlers.

Baur erinnerte an viele gemeinsame Aktivitäten der vergangenen 40 Jahren, etwa Buchprojekte, Ausstellungen, musikalische Aktionen und Reisen. Den Wenigsten bekannt sein dürften die Cartoons von Hellmuth Ehrath oder seine Objektkästen. Baur betonte, dass er Ehrath immer schon zu den begnadeten Zeichnern der Region gezählt habe, der seine Virtuosität und seine Fantasie kongenial verbinden konnte. Nie habe er sich den Zwängen des Kunstmarktes unterworfen. Baur erinnerte an einen Menschen, der kritisch sich und anderen gegenüber gewesen sei und dabei von einer großen humanistischen Grundhaltung geprägt gewesen sei.

Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf plastischem Werk

Hellmut Ehrath wurde 1938 in Oberndorf am Neckar geboren, weitere Stationen waren Böblingen und Sindelfingen sowie das Kunststudium an der Akademie Stuttgart.

Die Ausstellung in der Zehntscheuer wurde begleitet von Ehraths Witwe Doris. Zu sehen sind Zeichnungen und Gemälde, der Schwerpunkt liegt auf dem plastischen Werk des Künstlers mit Skulpturen aus Bronze oder Buchbildern. Eine Besonderheit sind die Telefonbuchmumien des Künstlers, die er seit den frühen 1980er-Jahren schuf. Sie sind durch eine ganz eigene Formensprache geprägt. Die schmalen, hoch aufragenden Skulpturen sind durch scharnierähnliche Gelenke miteinander verbunden.

Die Figuren stehen einzeln oder in Gruppen, Ehrath wollte dadurch Beziehungen darstellen. Die glatten Oberflächen der stelenartigen Figuren erinnern an Gesteine, die im Laufe der Gezeiten geschliffen wurden. Oder man könnte auch an blank polierte Knochen denken. Ehrath schichtete und drehte die Telefonbucher zusammen, verleimte sie und sägte und feilte dann die Figur heraus.

Auch einige der über die Jahre im Herrenberger Atelier entstandenen Objektkästchen zeigt die Schau. Der Künstler verwahrt in Hüllen aus Plastik Sammelstücke und Artefakte, es entstand ein Archiv der kleinen Formen. Bekannter sind die Bronzeskulpturen des Künstlers, etwa der Wünschelrutengänger vor dem Wasserwerk in Poltringen. Auch einige Buchobjekte von Hellmut Ehrath zeigt die Schau.

Weitere Informationen: Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.