Menschen, die selber von der Armut betroffen sind, engagieren sich seltener in einem Ehrenamt. Foto: Steffen Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinnützig: Caritasmitarbeiter hält Vortrag über soziales Engagement / Auftakt einer Weiterbildungsreihe

"Zu arm für ein Ehrenamt" hieß ein Vortrag zur Auftaktveranstaltung der Weiterbildungsreihe für Bürgerengagement und Ehrenamt. Heiner Heizmann vom Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart referierte über das Thema.

Rottenburg. Zahlreiche Ehrenamtliche sorgen dafür, dass das gesellschaftliche Leben in Rottenburg funktioniert. Ob im Sport- oder Musikverein, bei der Arbeit mit Flüchtlingen oder an vielen anderen Stellen – die Freiwilligen machen viele Angebote erst möglich.

Doch wie hängt eigentlich das Ehrenamt mit der finanziellen Situation einer Person zusammen? Der Vortrag "Zu arm für ein Ehrenamt?" bildete die Auftaktveranstaltung der Weiterbildungsreihe für Bürgerengagement und Ehrenamt in Rottenburg.

Trotz eines spannenden Themas, kamen weniger Interessierte in den Veranstaltungsraum der Sparkasse als erwartet. "Vielleicht liegt es an der Champions League heute Abend", mutmaßte Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher bei der Begrüßung. Die Anwesenden erhielten anschließend statt Fußball spannende Informationen aus dem Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg. Den Vortrag hielt Heiner Heizmann. Er ist verantwortlich für armutspolitische Fragen im Kompetenzzentrum Sozialpolitik beim Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Im Vergleich der Bundesländer fällt das freiwillige Engagement in Baden-Württemberg überdurchschnittlich aus. Etwa ein Viertel der Bevölkerung ist regelmäßig – das heißt mindestens einmal im Monat – ehrenamtlich aktiv.

Erfreulich ist auch, dass die 18- bis 25-Jährigen mit knapp 30 Prozent die aktivste Gruppe ausmachen. Auch die über 65-Jährigen fallen mit ihren 20 Prozent positiv auf.

Aber trotzdem: "Das Ehrenamt hängt deutlich mit der finanziellen Situation zusammen", erläuterte der Referent die Schwachstelle im zunächst positiven Bild. Denn nur jeder Zehnte, der zu den Armutsgefährdeten gehört, engagiert sich mindestens einmal im Monat freiwillig. "Wichtiger Einflussfaktor auf das Ehrenamt ist der Bildungsstandard", so Heizmann. Dieser ist dann auch für die finanzielle Situation verantwortlich.

Ganz praktisch schilderte OB Neher die Situation: "Bei manchen Familien stellt sich schon die Frage: Was können wir uns leisten?" Dabei gehe es um Mitgliedsbeiträge, aber auch zusätzliche Kosten, die beispielsweise durch besondere Kleider, anderem Material oder einen gemeinsamen Ausflug anfallen. "Auch die eingeschränkte Mobilität beschränkt die gesellschaftliche Teilhabe", führte Heizmann weiter die Probleme aus.

Diese Befunde klingen zunächst einmal bedrückend. Aber, so wendet es der Experte: "Wichtig ist, dass wir das ganze als Auftrag verstehen." So könne man sich als Vereinsverantwortliche einmal fragen, welchen Hintergrund die eigenen Mitglieder haben.

Informationen gibt es bei der Stadtverwaltung

Entspricht das den sozialen Gruppen, die es sonst in Rottenburg gibt? Wenn nicht, wie könnte man auf diese Gruppen zugehen? "Durch den Armutsbericht sollten wir eine gewisse Sensibilität entwickeln", hoffte er weiter, "denn in diesen Menschen steckt natürlich auch viel Potenzial für unsere Gesellschaft."

Der Vortrag bildete den Auftakt einer ganzen Weiterbildungsreihe für Bürgerengagement und Ehrenamt. Die weiteren Veranstaltungen stellte im Anschluss Andrea Narr, zuständig für das Bürgerengagement bei der Stadtverwaltung, vor.

Themen wie das Steuerrecht, Versicherungen, Buchhaltung oder Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen stehen an den einzelnen Tagen im Mittelpunkt. Nähere Informationen erhalten Interessierte bei der Stadtverwaltung.