Die Schülerinnen Luisa Wirth, Alison Virnich und Lena Wandel (von links) stellten Thomas Hitzlsperger zahlreiche Fragen, die er offen beantwortete. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Thomas Hitzlsperger besucht das Eugen-Bolz-Gymnasium zum Zivilcouragetag / Mit seinem Bekenntnis großen Mut bewiesen

Von Annika Rath

Rottenburg. Als Thomas Hitzlsperger das Foyer des Eugen-Bolz-Gymnasiums betritt, singt Xavier Naidoo "Dieser Weg wird kein leichter sein" aus den Boxen. Dem einstigen Profifußballer fiel der Besuch nicht schwer, freuten sich doch alle über seinen Auftritt. Nicht ganz so einfach dürfte ihm vor knapp einem Jahr der Gang in die Öffentlichkeit und sein Outing zur Homosexualität gefallen sein.

"Couragiertes Handeln heißt, sich mutig für andere einsetzen", begrüßte Stefan Jäger die Zuhörer. Der Lehrer hatte den Zivilcouragetag am Eugen-Bolz-Gymnasium und den Besuch von Thomas Hitzlsperger organisiert. In diesem Jahr fiel der Tag auf den 70. Todestag des Namensgebers der Schule. "Er ist gestorben, weil er Mut bewiesen hat", blickte Jäger zurück.

Nach der Begrüßung zog es alle in die Sporthalle. Dort sollte sich Hitzlsperger Schülern und Lehrern stellen. Im ausgetragenen Wettbewerb ging es um die Schussgeschwindigkeit. Eigens hierfür hatte die Digital-AG des Gymnasiums ein Messgerät konstruiert. Natürlich war "Hitz the Hammer", wie er in England wegen seines harten Schusses genannt wurde, mit über 70 km/h nicht zu schlagen. Daniel Michel aus der sechsten Klasse gewann aber als bester Schüler mit 61 km/h trotzdem einen original signierten Ball.

Die Schülerinnen Luisa Wirth, Lena Wandel und Alison Virnich führten das Interview mit dem einstigen Nationalspieler. "Wir sind aufgeregt, weil im Vergleich zu den vorherigen Zivilcouragetagen der heute viel größer ist", verrieten sie davor. Von ihrer Anspannung war aber nichts mehr zu spüren, sobald sie gemeinsam auf der Bühne saßen und ihre Fragen stellten.

Sieben Jahre bei Bayern München, mit 18 der Wechsel nach England, dann 2007 deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart, 52-maliger Nationalspieler und schließlich Stationen in Italien, noch einmal England und Wolfsburg. "Ich hatte 13 Jahre eine schöne Zeit im Profifußball", so Hitzlsperger. Wegen Verletzungen beendete er seine Karriere vor eineinhalb Jahren.

Lange sollte es nicht dauern, bis er wieder in aller Munde war. Anfang 2014 outete er sich zu seiner Homosexualität. Er habe schon während seiner Zeit in Wolfsburg darüber nachgedacht, fühlte sich aber noch nicht bereit. Auch hätten ihm Gesprächspartner davon abgeraten.

"Anfang 2014 dachte ich dann: Jetzt warte ich nicht mehr, jetzt bin ich stark genug, um Kritik auszuhalten", beschrieb er. Und erhielt viel bewundernden Zuspruch für seinen Mut. Seit diesem Zeitpunkt setzt er sich auch für andere Menschen ein. "Man muss den Leuten klar machen, dass es keine Schwäche ist, wenn man anders ist als der Mainstream", forderte er. Dabei gehe es nicht darum, sich einer Gefahr auszusetzen, sondern Gefahren zu erkennen und andere zu unterstützen. Deshalb sei es "vorbildlich", dass es am Rottenburger EBG einen Tag gebe, an dem es um Mut, Hilfsbereitschaft und Toleranz gehe.

Ein Schüler stellte Thomas Hitzlsperger 25 Fragen, die er mit richtig oder falsch beantworten sollte. Neben ernsten Fragen mischten die Schüler auch witzige darunter. "Stuttgart ist viel schöner als Wolfsburg", beantwortete der ehemalige Fußballer in Anlehnung an seine beiden früheren Vereine schnell mit "Ja". Darüber freuten sich die Hörer ebenso wie über seine Einschätzung, dass der VfB nicht absteigen werde.

Zum Abschluss überreichte Stefan Jäger ihm einen Honig der Imkerei-AG und ein T-Shirt des Gymnasiums. "Das können Sie tragen, wenn sie das nächste Mal ein Europa-League-Spiel kommentieren", schmunzelte er.