Das brandneue Buch des Sülchgauer Altertumsvereins bietet viel Interessantes aus lokalgeschichtlicher Sicht. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Altertumsverein legt spannendes Werk vor / Rottenburger Historie in vielen Facetten

Archäologie und Regionalgeschichte in und um Rottenburg sind das Thema des neuen Sülchgau-Bandes, der mit "Eigenspuren" betitelt ist.

Ro ttenburg . Der 263 Seiten starke Aufsatzband des Sülchgauer Altertumsvereins präsentiert ganz verschiedene Themen, die von Rottenburger Autoren erarbeitet wurden. Das Spektrum reicht von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und tangiert Rottenburg und seine Umgebung. Die beschriebenen Bereiche sind bauhistorischer Art, kulturhistorisch, personengeschichtlich oder auch kirchlich. Aber auch die Technikgeschichte kommt zur Sprache. Hier ist der Aufsatz zur Eisenbahn im Oberen Neckartal zu erwähnen. Stadtarchivar Peter Ehrmann bildet dabei auf 20 Seiten die neue und hoffnungsreiche Epoche der Eisenbahngeschichte ab.

Herbert Stemmler ergänzt Ehrmanns Aufsatz mit einem Referat zur Oberen Neckarbahn im Rahmen der württembergischen Staatseisenbahnen. Er erarbeitet dabei die Aspekte der Geschichte, des Baus, der Fahrzeuge, des Verkehrs und der Anlagen. Die beiden Aufsätze zur Geschichte der Eisenbahn im Oberen Neckartal werden ergänzt durch historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen, etwa vom Rottenburger Bahnhofsgelände in den 1950er-Jahren, vom Eyacher Bahnhof und Restaurant um 1910 oder mit Ansichten vom Horber Marmorwerk oder vom Horber Güterbahnhof. Zeichnungen und Postkartenansichten runden die Texte ab.

Herbert Stemmler hat auch das Jubiläum "150 Jahre Eisenbahn Reutlingen-Rottenburg" aufgearbeitet und versieht seinen Aufsatz mit historischen Fotos des Fest-Sonderzugs sowie der Jubiläumslok. Man findet auch historische Aufnahmen des Rottenburger Bahnhofes, Kartenmaterial oder historische Ansichten von besonderen Zügen, etwa des Trans-Europ-Express.

Kulturamtsleiter Karlheinz Geppert steuert einen Nachruf zu Professor Franz Fischer bei, der Ordinarius zur Vor- und Frühgeschichte an der Tübinger Universität war.

Alexander Heising verfasste ein Gedächtnisprotokoll zu Sumelocenna und Rottenburg und legt Neues und Altbekanntes zur römischen Stadt vor.

Umfangreich dokumentiert Michael Mohr lateinische Inschriften in Rottenburg, dies anhand eines umfangreichen Bildmaterials aus der Morizkirche, der Königstraße, aus dem Lapidarium am Stadtgraben, aus der Sülchenkirche und dem Weggental. Mitgearbeitet haben an der Dokumentation Schüler des Eugen-Bolz-Gymnasiums. Auch die Inschrift an der Altstadtkapelle wird von Mohr und seinen Schülern entziffert.

Alfons Zettler geht dem Bezug der Prunklatrine im römischen Stadtmuseum zu Latrinen im Kloster Sankt Gallen nach, hier ergänzen etliche Skizzen und Zeichnungen den umfangreichen Aufsatz.

Die Martinskirche in Kilchberg ist Zentrum der Dokumentation von Tilmann Marstaller. Dargestellt wird die Martinskirche unter anderem als Forschungsobjekt der Uni Tübingen. Bildmaterial macht die Erkenntnisse sehr anschaulich. Franz Quarthal erarbeitete eine Dokumentation zum Leben und Werk des 27. Probstes des Chorherrenstiftes St. Moriz, Johann Evangelista Weittenauer, der auch Geschichtsschreiber der Stadt Rottenburg und des Stiftes war.

Wigbert Schuberth erklärt in seinem Aufsatz die Geschichte des Arbeitshauses in Rottenburg als Vorläufer des Gefängnisses. Historische Fotos belegen die geschichtlichen Aspekte von Schuberths Aufsatz.

Peter Ehrmann legt die Geschichte historischer Rottenburger Gastwirtschaften dar, etwa die des "Ochsen" oder des "Kreuz" oder des "Kaiser". Unterm Strich ist der neue Sülchgauband für Archäologen und Historiker sowie all jene, die sich für Lokalgeschichte interessieren, sehr lesenswert.