Henker Marco Haug (unten links mit Kapuze) hat Grund zum Jubeln: Er hat den Maibaum erobert (oben). Die Hochzeitsgesellschaft (rechts) gehörte zum Festumzug. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Etliche Gäste kommen zum Pfingstritt

Von Angela Baum

Rottenburg-Wurmlingen. Wenn Mohrenkönig und Henker, Pfingstbutz und Doktor Eisenbart aufeinander treffen, ist in Wurmlingen klar: Es muss Zeit für den Pfingstritt sein. Gestern tummelten sich diese Gestalten nahe der berühmten Kapelle.

Einige tausend Zuschauer kamen gestern zum Wurmlinger Pfingstritt. Zunächst gab es einen Festumzug durchs Dorf, angefangen beim "Adler", wo sich die Pfingstdamen und Pfingstreiter mit Sekt und Bier stärkten. Eine Hochzeitsgesellschaft sowie ein Kutschenwagen mit dem Pfingstreiterjahrgang des Vorjahres und eine Kutsche mit Prominenz komplettierte den Festumzug.

Phantasievoll ist das Pfingstspiel, welches seit Jahrzehnten Tradition und unterhalb der Wurmlinger Kapelle tausende Zuschauer erfreut hat. Beim Pfingstritt reitet der Rekrutenjahrgang des jeweiligen Jahres, heuer der Jahrgang 1995/1996 um den Maien, der in der Mitte des Reitplatzes aufgestellt ist.

Im stringenten Galopp müssen dabei die Reiter den Maibaum schnappen – eine schwierige Sache, wie auch gestern wieder deutlich wurde. Henker Marco Haug war der Glückliche, der den Maien schnappte und so der Sieger des Jahres 2015 ist. Seine Jahrgänger feierten ihn im Anschluss an den Siegesritt.

Zwei Durchgänge brauchte es, bis Marco Haug als Sieger hervorging – hätte er es nicht geschafft, wäre der Pfingstbutz zum Sieger gekürt worden. Der wurde vom Henker Marco Butz im Pfingstspiel "geköpft", das heißt, die Blätter, in die der Butz eingehüllt war, wurden entfernt – mit der Axt.

Mit dem Pfingstritt soll der Winter endgültig ausgetrieben werden, man hofft auf Wachstum und Fruchtbarkeit für die Landwirtschaft. Diese Merkmale verkörpert der Pfingstbutz, der in Laub gehüllt den Regen herbeiführen und so Fruchtbarkeit bringen soll. Dies gelang auch äußerst eindrucksvoll, denn prasselnder Regen setzte pünktlich zum Pferdewettstreit ein.

Daher verwundert es nicht, dass einige der Reiter stürzten und auf dem nassen Gras ausglitten. Verletzt wurde dabei niemand, nur ein Pferd ging durch und musste wieder eingefangen und beruhigt werden.

Verschiedene historische Figuren charakterisieren den Pfingstritt. Da gibt es den Platzmeister, heuer Marcel Hoffmann, der sich und seinem Gefolge Platz verschafft: "Macht Platz, macht Platz, Mann, Weib und Kind, der König kommt mit seinem Regiment." Zum Regiment gehört dabei etwa der Adjutant, der Quartiermeister, der Fähnrich, ein Maienträger, oder auch der Mohrenkönig.

Der erntete mit seinem lustigen Spruch viel Gelächter, doch es fragt sich schon, ob das Bild des Mohrenkönigs heute noch zeitgemäß ist. Doch das Pfingstspiel ist historisch gewachsen, und so darf der auch sagen, dass seine roten Lippen die Mädchen "fein abgeschleckt" haben und er seine weißen Zähne bleckt. Auch sagt er zum Schluss: "Drum nehmt euch ihr Mädchen vor mir in Acht, ich komme zu euch, wie der Dieb in der Nacht."

Auch der Koch des Königs spielt beim Pfingstritt mit. Er kocht angeblich mit Spitzmäusen, Fröschen und Spinnenbeinen. Naja, da will man nicht gerne kosten, dies meinte auch Moderator Frank Foitzik.

Der Kellermeister berichtet von seinem guten Leben, und der Hintergrund des Weißen Mannes ist bis heute unklar. Wenn dann der Doktor Eisenbart sein Lied gesungen hat, kommen die Pfingstdamen groß raus mit ihrer Pfingstpredigt. Hier wird das Geschehen der vergangenen zwei Jahre im Flecken karikiert. Gestern erfuhr man von Fasnetsmasken, die keine Löcher trugen und so den Ausblick verwehrten, von einem herausgerissenen Klo und dergleichen mehr. Auch sei der Auftakt zum Pfingstritt diesen Jahres recht feuchtfröhlich gewesen, erfuhr man aus der Pfingstpredigt.

Sechs Monate haben die Reiter das Reiten trainiert, bevor sie den Pfingstritt ausführten. Chapeau, kann man hier nur sagen, und der Sieger Marco Haug musste dann seine Kameraden im Festzelt freihalten.