Bei der gläsernen Produktion auf dem Schönblickhof der Familie Richter dreht sich alles um die Schweinehaltung auf Stroh. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Betrieb der Familie Richter passt sich den Gegebenheiten der Zeit an / Schweine blieben vier Monate im Stall

Seit mehr als 20 Jahren gibt es die "Gläserne Produktion", für die sich jedes Jahr ein anderer landwirtschaftlicher Betrieb zuständig zeichnet. In diesem Jahr ist es der Schönblickhof der Familie Richter, der den Zuschlag erhalten hat.

Rottenburg-Ergenzingen. Daher hatten die Richters nun Besuch vom Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes, Jörg Kautt, dessen Geschäftsführer Martin Zaiser und von Michael Bilger, Leiter der Abteilung Landwirtschaft, Baurecht und Naturschutz im Landratsamt Tübingen.

In einem Pressegespräch erläuterten Christa und Peter Richter die Besonderheiten ihres Betriebes. In diesem gibt es am Samstag ab 18 Uhr die Möglichkeit, zünftig zu vespern, sich beim Kabarett mit Elke Pelz-Thaller zu vergnügen und den Burroländer Musikanten zuzuhören.

Schweinehaltung ist die wichtigste Säule

Am Sonntag, 25. Juni, ist ab 10 Uhr zum Gottesdienst im Freien eingeladen und nach der Eröffnung (11 Uhr) gibt es Betriebsführungen durch Stallungen und Biogasanlage. Die Aufgaben haben sich die Richters geteilt. Peter Richter ist für das technische Know-How und die Fragen der Besucher zuständig, Ehefrau Christa für den Rahmen der gläsernen Produktion.

Peter Richter, der einst im Qualitätsmanagement eines großen Autokonzerns sein Geld verdiente, hat den Schönblickhof vor rund zehn Jahren von seinen Eltern übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war infolge der eingeführten Milchquote schon keine Kuh mehr im Stall. Seit dato ist die Schweinehaltung das wichtigste Produktionsverfahren im Hause Richter.

Zwar werden noch immer unterschiedliche Kulturen wie Mehlweizen, Futtergetreide und Energiepflanzen wie Mais, Hirse und Zuckerrüben angebaut, aber richtig Geld verdienen lässt sich damit auch nicht. So werden Energiepflanzen wie Mais und Hirse zu Gärsubstraten für die Gemeinschaftskläranlage, die von zwei hauptberuflichen Landwirten und drei Nebenerwerblern betrieben wird. Der Anbau von Zuckerrüben sei auch nicht mehr sonderlich gewinnbringend. Teilweise würden diese zur Stromerzeugung genutzt, so Richter.

Bei dem Bau der Gemeinschaftsbiogasanlage sei man dem damaligen Run auf die erneuerbaren Energien erlegen, so Richter, der keine allzu guten Prognosen in Aussicht gestellt werde. Biogas in den Ort zu kriegen, habe sich aus vielerlei Gründen als nicht machbar erwiesen. So werde die Anlage auch zur Gülletrocknung genutzt, was im Umkehrschluss dafür sorge, dass weniger Gülle auf die Felder komme.

"Es ist halt so", meint Richter, "die Betreiber werden klein gemacht, damit die Großkonzerne übernehmen können". Die Geschichte der Monokulturen, die mit Biogasanlagen in Verbindung gebracht werden, wollte Jörg Kautt vom Bauernverband nicht so stehen lassen, zumal jede Art von Magerbepflanzung zu Monokulturen führe.

Letztlich ist im landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Richter die Schweinehaltung auf Stroh das Pfund, auf das man setzt. Zwar falle diese aus dem üblichen Rahmen, weil sie teurer und aufwendiger sei, aber Tierschutz und Tierwohl seien in dem Familienbetrieb seit 40 Jahren prioritär, sagt Richter. Den Schweinen wird täglich in großem Rahmen das saugfähige Gerstenstroh eingestreut. Der alte Mist bleibt dann darunter liegen und verdichtet sich im Laufe der Zeit zu einer Matratze, die 30 bis 40 Zentimeter dick werden kann.

Fertigfutter in Pelletsform

Die Schweine stehen immer trocken, sind beschäftigt und haben reichlich Gelegenheit zu wühlen. Die Fütterung erfolgt durch Fertigfutter in Pelletsform, zum einen, weil die Schweine dieses Futter mögen, zum andern, weil es hygienischer ist als herkömmliches Futter, erläutert Richter.

Vier Monate bleiben die Schweine dann in ihrem Stall, bis sie das Gewicht von rund 130 Kilogramm haben. Rund 1000 Schweine pro Jahr sind es, die auf dem Schönblickhof für den Verbraucher hochgezogen und an den Metzger verkauft werden.

Den Preis muss Peter Richter mit Letzterem aushandeln. Dann entscheidet sich, ob sich die etwas andere Tierhaltung gelohnt hat. Allerdings, und das ist ein Manko: Fleisch explizit vom Schönblickhof kann man nicht kaufen, man muss den Metzger fragen, woher das Fleisch kommt.