Erika Grammer (Mitte) wurde für ihre 15-jährige Tätigkeit als Leiterin der Theatergruppe vom Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Alfred Nisch (links) und der geistlichen Leiterin Claudia Hofrichter mit einem Schirm, einer Tasse und einem Blumengebinde bedacht. Erika Grammer führte nicht nur Regie, sondern zählte auch früher zu den Aktiven der Laienspielgruppe. Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Fulminante Premiere der Ergenzinger Kolpingsfamilie / Vermeintliche Erbtante aus Amerika entpuppt sich als Fälschung

Sie können es einfach, die Laienspieler der Kolpingsfamilie, die in dem äußerst amüsanten Vierakter "Verlogene Gesellschaft" von Walter Pfaus am Donnerstag eine überaus gelungene Premiere feierten.

Rottenburg-Ergenzingen. Im Grunde war es wie immer in den vergangenen Jahren: Der Adolph Kolping-Saal war nicht ganz ausverkauft, das treue Premierenpublikum, darunter auch Regierungspräsident Klaus Tappeser mit Gattin Prisca, kam überwiegend von auswärts und es durften zwei Stunden lang Tränen gelacht werden.

Die ausgebuffte Crew um Erika Grammer bot Laienspiel in Profimanier. Die durch die Bank hervorragend besetzten Rollen wurden von den Akteuren in Text, Gestik und Mimik nahezu perfekt ausgespielt, was die vielen Besucher ein ums andere Mal mit Beifall auf offener Szene quittierten.

Dass Leo Böckle und seine zielstrebige Gattin Dunja von einem Ehepaar (Dorothee und Reiner Heilig) gespielt wurden, sollte sich als Volltreffer erweisen. Man nahm den beiden ihre Rollen einfach ab.

Reiner Heilig mimte den selbstzufriedenen Beamten, den seine Gattin mit dem Hang zu Höherem gerne als Landtagsabgeordneten gesehen hätte. In ihrer Fantasie führte diese schon ein Leben als Abgeordnetengattin mit Dienstmädchen und Chauffeur. Das teilte sie auch so ihrer amerikanischen Erbtante Rita mit.

Dienstmädchen und Chaffeur vorgegaukelt

Als Letztere ihren Besuch ankündigte, drohte das ganze Lügengebäude einzustürzen. Um die Erbschaft, die man ins Auge gefasst hatte, zu retten, kam Leos Freund Werner Frisius auf die Idee, der Erbtante das Ganze einfach vorzugaukeln. Flugs ging es an die Rollenverteilung. Da wurde Freund Frisius (Oskar Honz) unversehens zum Chauffeur und seine Gattin Lisa (Heike Wagensommer) zum Dienstmädchen.

In die Vorbereitungen hinein platzte Böckles Mutter Erna (Erika Grammer). Sie war mit gesundem Durst ausgestattet und ihre schlitzohrigen, schlagfertigen Bemerkungen verliehen dem Ganzen noch eine besondere Würze.

Als dann Erbtante Rita, toll gemimt und mit amerikanischem Akzent sprechend von Hannelore Renz, dann tatsächlich auftauchte und Dunja Bökle in einer verfänglichen Situation mit Freund Jörg Mendes (Harald Löffler) erwischte, wurde die ursprüngliche Rollenverteilung zur Makulatur – zumal besagte Erbtante der Meinung war, Mendes sei der Ehemann von Dunja.

Letztere ließ sie in dem Glauben und tat kund, die Erbtante sei "et ganz bacha". So wurde erneut umdisponiert. Aus Dunjas Ehemann Leo wurde fortan ein Butler, dessen Rolle Reiner Heilig glänzend verkörperte.

Ein Gebilde aus Lügen und Verwechslungen

Was dann folgte war Situationskomik am laufenden Bank. Sehr zur Freude des Publikums wusste aufgrund vieler Verwechslungen und Lügen eigentlich niemand mehr so richtig, wer eigentlich wer war. Leos Mutter Erna (Erika Grammer) wusste nach dem Genuss von einigen Hochprozentigen auch nicht mehr so richtig, wie viele Söhne sie tatsächlich hatte. Dass am Schluss noch ein Einbrecher (Oliver Künnert) der Familie einen Besuch abstattete und auch die Erbtante "Rita" gar nicht die richtige Erbtante, sondern eine Freundin von dieser war, passte so richtig zu dem lustigen Tohuwabohu.

Jedenfalls tauchte die richtige Erbtante in Person von Erika Roth auch noch auf und sorgte für "Friede, Freude, Eierkuchen". Lang anhaltender Beifall gab es am Schluss für eine schauspielerische Glanzleistung.

Grund zur Freude hatte auch der DRK Ortsverein Ergenzingen. Dessen Vorsitzender Gunther Schäfer durfte getreu dem Motto der Akteure "Wir spielen und wir spenden gerne" einen Betrag von 500 Euro entgegen nehmen.

Die Spielleitung oblag Erika Grammer, die Soufflage Monika Künnert. Für die Maske zeigte Manfred Schäfer verantwortlich, für die Technik Daniel Künnert. Den Bühnenaufbau hatten Joachim und Andreas Haas sowie Stefan Kilian bewerkstelligt. Für die Bestuhlung hatte die Sportgruppe der Kolpingsfamilie gesorgt.

Gespielt wird der lustige Vierakter noch am 7., 8., 13., 14. und 15. Januar um 19 Uhr, am 8. und 15. Januar zusätzlich um 15 Uhr. Die Nachmittagsveranstaltungen sind allerdings bereits ausverkauft.