OB Stephan Neher bezog Stellung zu den drängenden Fragen der Stadt. Foto: Rath Foto: Schwarzwälder-Bote

Auch der Bahnhof und das DHL-Gelände sollen sich verändern / OB Stephan Neher tritt im nächsten Jahr zur Wiederwahl an

Rottenburg (ar). Kommen Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Rottenburg, um einen sonnigen Tag am Neckarufer oder bei einem Eis auf dem Marktplatz zu verbringen, dann sehen sie zuerst den Bahnhof. Dieser erste Eindruck soll bald ein ganz anderer sein, wie in der Bürgerversammlung zur Sprache kam.

Bahnhofsareal

Für die Sanierung des Bahnhofsgebietes hat die Stadt einen Preis ausgeschrieben. Schon morgens haben Pendler häufig das Problem, dass alle Parkplätze in unmittelbarer Nähe belegt sind. Deshalb wird neben einer Überführung über die Bahngleise, der Erneuerung der Wartehalle und der Überdachung des Busbahnhofes auch der Bau eines Parkhauses überprüft. Momentan befindet sich die Stadt mit Architekten und Investoren im Gespräch. Wenn alles gut läuft, soll das Projekt Ende 2015 gestartet und innerhalb der nächsten sieben bis acht Jahre fertiggestellt werden. "Wenn man am Bahnhof ankommt, dann erkennt man nicht, dass es die Hauptachse zur Innenstadt ist. Das wollen wir ändern", formulierte OB Stephan Neher das Anliegen der Stadt.

Stadtbibliothek

Das wichtigste Bauprojekt der kommenden Jahre ist die Stadtbibliothek. Den Bürgern zeigte der OB den geplanten Bau: "Er wird kein Nachbau der Umgebung, sondern hat seinen eigenen Charakter und soll das 21. Jahrhundert widerspiegeln."

Weil das Gemurmel unter den Zuhörern lauter wurde, lenkte er ein: Natürlich könne man darüber streiten. Mit der Wahl des Ortes in der Königstraße und der Nähe zur Innenstadt und dem Eugen-Bolz-Platz sei aber die richtige Entscheidung getroffen worden. Neben den Bereichen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene soll im Erdgeschoss ein Café seinen Platz finden. Es wird mit dem "Freundeskreis Mensch" betrieben. "Das sieht doch gut aus, oder?", schmunzelte der OB am Ende seiner Ausführungen.

Rathaus

Auch das Rathaus bekommt einen neuen Anbau. Er findet seinen Platz in der Lücke hinter dem historischen Rathausgebäude. Besonders weil auch bei der Stadt die Zahl der Teilzeitbeschäftigten zunimmt, werden die Räumlichkeiten immer knapper. Von der oberen Gasse her wird der Anbau einen barrierefreien Zugang und einen Aufzug haben. Dieser könne, so die Anfrage aus dem Publikum, aufgrund der Unterhaltskosten nicht rund um die Uhr öffentlich benutzt werden. Insgesamt kostet der Bau rund drei Millionen Euro und soll im Juni 2017 einzugsfertig sein.

DHL-Gelände

Ein weiteres Diskussionsthema war das DHL-Gelände. Dort möchte die Stadt ein Einkaufszentrum mit einem Elektromarkt, einer Tankstelle und Gastronomie etablieren. "Es sollte zum Weihnachtsgeschäft 2013 eröffnet werden, jetzt sagen wir nur noch Weihnachtsgeschäft ohne Jahreszahl", lachte Neher. Er hoffe auf grünes Licht bis zu den Sommerferien. Ziel sei es, dass die Rottenburger, die heute fünf oder sechs Mal nach Metzingen fahren, künftig öfter in der Stadt bleiben. "Unsere Kaufkraft ist unterirdisch, dieses Defizit wollen wir abfangen", so Neher.

Kritisch äußerten sich die Bürger. Einerseits könnte das Gelände für neuen Wohnraum verwendet werden, weil der immer knapper werde. Dem stimmte der OB zu. Deshalb sollen neben dem Einkaufszentrum Wohnheime für Flüchtlinge und Studenten entstehen. Andererseits kaufen doch sowieso immer mehr Menschen über das Internet ein. "Wichtiger ist es, dass in zehn Jahren noch einer ein Geländer an ihr Rathaus montieren kann", äußerte sich ein örtlicher Metallbauer und setzte sich damit für das produzierende Gewerbe und das Handwerk ein. Die finanzierbaren Gewerbeflächen wird der Gemeinderat diskutieren.

Neben den großen Bauprojekten gibt es auch zahlreiche kleinere. Dazu gehören zum Beispiel die Ortsdurchfahrt von Seebronn oder die Sanierung der Brücke in Bad Niedernau.

Neher zeigte sich positiv, dass alle Projekte gestemmt werden können, gerade weil die Stadt im Kernhaushalt seit 2014 schuldenfrei sei. Auch warb er für die OB-Wahl im kommenden Jahr, für die er sich gerne wieder aufstellen lassen möchte.