Dieses Wappenfenster im Historischen Sitzungssaal erinnert an die Bürgerwache und ihr 700-jähriges Bestehen. Foto: Scharnowski

Verein erhält Anerkennung in Form eines Wappenfensters. "Clowns im Dienst" und "Oberst-Schöttler-Versehrten-Stiftung" profitieren.

Rottenburg - Es bot sich ein prächtiges Bild im historischen Saal des Rathauses. Die Bürgerwache war in voller Montur anwesend, ebenso das Dreigestirn Stephan Neher, Volker Derbogen und Thomas Weigel.

Anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Bürgerwache bedachte die Stadt den Verein mit der Anbringung eines Wappenfenster im ehrwürdigen historischen Sitzungssaal. OB Stephan Neher gratulierte sichtlich dem historischen Verein, auf den er als Stadtoberhaupt stolz ist.

Major Rudi Ulmer von der Bürgerwache hielt Rückblick auf das Jubiläumsjahr. Zunächst bedankte er sich bei der Stadt, Politik, Verwaltung, allen Mitgliedern und Mitarbeitern für die unbürokratische Hilfe, ohne die so ein Riesenprogramm nicht gestemmt hätte werden können.

Im März wurde im Rahmen eines Festaktes das Buch "Die Bürgerwache Rottenburg (Streifzüge durch 700 Jahre Geschichte)" von Stadthistoriker Dieter Manz vorgestellt.

Im Juli erlebte die Stadt ein großartiges Fest, 40 historische Bürgerwachen trafen sich, um gemeinsam am Festprogramm teilzunehmen.

Zwei Schecks über je 2870 Euro

Den Abschluss bildete das Benefizkonzert mit dem Heeresmusikkorps Ulm. Die Einnahmen aus dieser Veranstaltung gingen an Oberst-Schöttlers Versehrten-Stiftung und "Clows vom Dienst" im Klinikum Tübingen.

Dann kam der große Augenblick: Rudi Ulmer stiftete zwei überdimensionale Schecks über je 2870 Euro.

Ein Scheck ging an die "Clowns vom Dienst". Die Seelentröster betreuen acht Stationen in der Kinderklinik. Die Gruppe ist zertifiziert, die Mitarbeiter müssen eine Ausbildung absolvieren und sich ständig weiterbilden. Jeder Euro ist wichtig, um die Arbeit weiterführen zu können und die kleinen, oft traurigen und verzweifelten Patienten abzulenken oder zum Lachen bringen.

Der zweite Scheck ging an die Oberst-Schöttler-Versehrten-Stiftung. Eine Stiftung die kaum jemand kennt, die aber extrem wichtig ist.

Der Krieg ist weit weg, obwohl man hin und wieder von Angriffen auf die Bundeswehr hört. Was viele Menschen nicht wissen: Dass der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan zahlreiche tote deutsche Soldaten gefordert hat. Die Zahl der teils schwer verletzten Kameraden geht in die Hunderte. Viele werden ihr Leben lang an den Folgen ihrer Verwundungen leiden.

Auch Helfer von Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks geraten in Gefahrensituationen. Neben offensichtlichen Verletzungen wie abgetrennten Gliedmaßen werden die Verletzungen an der Seele betreut. Viele Heimkehrer kommen mit ihrem Leben nicht mehr zurecht, ihnen wird versucht, unbürokratisch zu helfen.

2006 hatte Oberst Schöttler die Idee einer Stiftung, nachdem ein Freund an Leib und Seele zerstört zurück kam. Dann erfolgte eine Odyssee bürokratischer Hürden. "Das ist einem traumatisierten Verletzten nicht zuzumuten", so Schöttler. Nachdem er die Bürokratie überwunden hatte, wurde 2007 die Stiftung ins Leben gerufen. Sie besteht aus sieben Vorstandsmitgliedern, die sich ehrenamtlich intensiv um die Probleme kümmern. Auch hier ist jeder Euro notwendig.

Die Entscheidung der Bürgerwache wurde einhellig mit Begeisterung akzeptiert. Im Anschluss gab es einen Umtrunk mit Vesper, die Möglichkeit eines gemütlichen Zusammentreffen wurde genutzt und das Fenster gebührend bewundert.

Weitere Informationen: www.clowns-im-dienst.de und www.oberst-schoettler-versehrten-stiftung.de