Chormusik: Konzert der Mädchenkantoreien eröffnet Fest

Von Annika Rath

Rottenburg. Zwar schwimmt die eigentliche Bühne des Neckarfests auf dem Neckar. Jedoch lohnt sich am Freitagabend auch ein Besuch im Dom. Dort eröffnen die Sängerinnen der Mädchenkantorei am Rottenburger Dom traditionell das anstehende Festwochenende.

Gerade sind die letzten Töne des lateinischen "Ex ore innocentium" von John Ireland verklungen. Das getragene, eher ruhige geistige Stück regte zum Nachdenken an. Da legen die Sängerinnen ihre Notenmappen auf den Boden und beginnen lautstark in verschiedenen Rhythmen zu klatschen. Ganz im Kontrast zum Stück davor steht das intensive "O clap your hands" von Douglas Coombes. Neben dem Klatschen wurde auch taktvolles Stampfen in die Komposition eingebaut. Passend zum Namen applaudieren die Zuhörer begeistert, als das Stück zu Ende ist.

Dass die Rottenburger Sängerinnen das Neckarfest eröffnen, ist bereits eine Tradition. Aber zum ersten Mal wurde ein gemeinsames Chorprojekt mit der Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard in Stuttgart ins Leben gerufen. Unter dem treffenden Motto "O come, let us sing" stand der musikalische Freitagabend im voll besetzten Dom St. Martin.

Auftritte in mehreren Kathedralen absolviert

Mit dem gleichnamigen Werk von Egil Hovland begann das Konzert auch. Zuvor waren die Mädchen und junge Frauen in mehreren Gruppen von hinten, links und rechts die Gänge entlang in den vorderen Teil des Kirchenbaus gegangen. In mehreren Reihen aufgestellt ergab sich ein beeindruckendes Bild. Dieses wurde vom gesanglichen Können und den vollen Stimmen mehr als unterstrichen.

Die Rottenburger Mädchenkantorei besteht aus etwa 140 Sängerinnen zwischen fünf und 20 Jahren, in Stuttgart sind es 150 zwischen fünf und 18. Beide Chöre begeistern nicht nur in ihren Heimatorten mit ihrer Chormusik von Mendelssohn Bartholdy über Brahms oder Willcocks.

Die Rottenburgerinnen traten in den vergangenen Jahren in den Kathedralen von Trier, München und Speyer auf. Den Höhepunkt bildete ein Konzert im Pariser Notre Dame und Aufnahmen mit dem Südwestrundfunk. Die Stuttgarterinnen wurden 2008 sogar von der Landesstiftung Baden-Württemberg bei mehreren Konzerten unterstützt.

Am Freitag gaben beide Chöre abwechselnd zusammen oder in ihrer eigentlichen Besetzung geistige Chormusik zum Besten. Dirigiert wurde die Rottenburger Kantorei von Christian Schmitt, die Stuttgarter stand unter der Leitung von Martin Dücker. Schon vor Beginn des Konzerts war für ihn Applaus erklungen. Die Zusammenarbeit am Freitagabend stellte für ihn der Abschied in den Ruhestand dar. Abgerundet wurde das Programm vom Saxophonisten Matthias Anton. Mit seinen Improvisationen erfüllte er den Dom klanglich.

Wie die beiden Chöre das Konzert gemeinsam begonnen hatten, so beendeten sie es auch. Nicht nur das Zusammenwirken, sondern auch das Singen eines modernen Stücks bildete einen schönen Rahmen. "Cantate Brasilia!" von Roger Emerson forderte noch einmal zum Singen auf, so wie es auch "O let us sing" getan hatte.