Beim schwäbischen Derblecken in Rottenburg herrschte gute Stimmung: Eckart Frahm (von links), Reinhard Kilian, Jörg Beirer und Willibald Roscheinski. Foto: Scharnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwäbischen Politikern in Rottenburg den Kopf gewaschen / Sieben Schläger zum Fassanstich

Von Marly Scharnowski

Rottenburg. Das bayerische "Derblecken" hat lange Tradition. Da wird auf dem Nockherberg/München den Politikern gründlich der Kopf gewaschen.

Dass unseren schwäbischen Politikern auch eine Kopfwäsche gut tun würde, auf diese Idee kamen Edmund Teufel und sein Team. Die Idee wurde Reinhard Kilian, Michael Schimek und Willibald Roscheinski unterbreitet, die waren von der Idee begeistert, allesamt hatten sie in der Zusammenarbeit "teuflisch" gute Ideen.

Unter dem Titel: "Oh du lieb’s Teufele – fascht (a) Predigt" wurde ein schwäbisches Derblecken dargebracht. Der Ausdruck Derblecken ist vergleichbar mit "den Eulen-Spiegel" vorhalten, und süffisant, humorig auf einzelne "Schwach-Punkte" hinweisen, es gibt dafür auch deftige schwäbische Ausdrücke. 

Mit den Worten "Salve pater atriae! Bibas, princeps optime!" begrüßte Edmund Teufel die Gäste. Der Brauch des Fastentrunkes Bier, war bereits im Mittelalter bekannt. Nicht nur in Bayern, der Oberpfalz und Tirol wurde diese Sitte gepflegt, auch in den schwäbischen Gefilden war ein "Hauch von Brauch" zu entdecken.

Die Premiere, dieser süddeutschen Tradition, natürlich in eigener Form der Firma Teufel, fand am Freitagabend im Bürgerheim statt. Bewusst wurde Rottenburg ausgewählt, um die Verbundenheit der Bier-Manufaktur zu Land und Leuten aufzuzeigen.

Die Firma präsentierte sich als perfekter Gastgeber, die geladenen "Großkopfete", meistens Politiker, erschienen fast vollzählig. Es gab einen Wermutstropfen, Landesminister Winfried Hermann war verhindert wegen einem familiären Trauerfall; für ihn sprang charmant Rita Haller-Haid MdL ein.

"Man kann nicht schaffa ohne Vesper, aber vespere ohne schaffa" 

Der Ablauf war harmonisch und gut durchdacht. Zunächst wurde Gaisburger Marsch und Brezeln serviert, denn, wie man später von "Bruder Jörg" erfuhr: "Man kann nicht schaffa ohne Vesper, aber vespere ohne schaffa." 

Zur Unterhaltung spielte die Bierjazz-Combo "Gluzger", sie liefen an diesem Abend zur Hochform auf; auch die Weitinger Vokalgruppe "Wild Voices" brachte mit ihren Songs und schwäbischer Logik das Publikum zum Lachen, Klatschen und Schmunzeln. Beide Künstlergruppen waren ein voller Erfolg.  

Kurz nach 19 Uhr hörte das "Herz-Zittern" von Rita Haller-Haid auf. Sie gestand, noch nie einen Fassanstich vorgenommen zu haben. Nach sechs Schlägen – das Publikum soll ja auch seinen Spaß haben – saß der Siebte perfekt.

Unter einem Tusch der Gluzger wurde das Zapfbier in Steinkrügen verteilt.

Ein weiterer Höhepunkt folgte: Bruder Jörg, alias Jörg Beirer aus Ammerbuch, hielt die Fastenpredigt in sauberstem Schwäbisch, manch ein "Reingschmeckter" dürfte seine Not gehabt haben.

Zunächst philosophierte er über Schwaben und deren Wortwahl, bevor er sich mit dem anwesenden Stephan Neher beschäftigte.

Nach dem Aufzählen, was der Schultes alles können muss/sollte, worauf er zu achten hat – oder auch nicht – bekam er den Spitznamen: Gisbert Würfele.

Es ging um den Martinsberg und dessen Bebauung, das Schänzle, die Bahnschranke, Poller am Marktplatz, die moderne Architektur, diverse Ämter, darunter auch Ehrenämter: "Beim Ehrenamt ist Politik immer gleich mit Lob dabei; aber da muss man aufpassen vom Ehrenamt zum Ehrenkäs ist es oft nicht weit. Über Aroma kann man streiten, wenn es a ›Gschmäckle‹ hat." 

Auch Volker Derbogen blieb nicht verschont: "ein Mann der öffentlichen Verwaltung, der mit drei Standardsätzen auskommt: ›Das ist nicht darstellbar‹, ›Das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig‹, ›Demokratie ist wahnsinnig anstrengend‹."  

Die Parteien von CDU und SPD wurden sehr spitz und hinterhältig kommentiert.

Boris Palmer und Tübingen bekamen es dicke; ob von der Stadtplanung, den Parkhäusern, oder den Radfahrern. "Leute behaupten, er schwätzt mit hoher Drehzahl im Leerlauf, noi des ka gar et sei, höchstens mit überdrehter Drehzahl." Bezüglich der Parkplatzprobleme auf dem Schnarrenberg hat Bruder Jörg ebenfalls einen Vorschlag: "Er könnte persönlich mit seinem Pedel-Eck mit Anhängerle de Leute den Buckel nuff und wieder ra fahre. Menschlich wäre, wenn man seine Irrtümer erkennen würde."

Der Abend war ein voller Erfolg, ob Musik, Essen oder dem Programm, es gab immer wieder Pausen in denen man sich unterhalten konnte, es wurde politisiert, gealbert und gelacht.

Die anwesenden Gäste verabschiedeten sich per Handschlag von Edmund Teufel, immer mit der gleichen Aussage: "Das behalten wir bei, dieser Abend war wunderschön, einmal etwas anderes, herzlichen Dank."

Die Biermanufaktur Baisinger der Familie Teufel hat eine über 230-jährige Familientradition und braut nach familieneigenen Rezepten.

In den letzten drei Jahren konnte sich die Brauerei aus Baisingen mit bereits vier Goldmedaillen beim internationalen Bierwettbewerb European Beer Star gegenüber 1366 Mitstreitern durchsetzen.