Ein farbenfrohes Musical zu Pater Josef Kentenich begeistert die Besucher in der Breitwiesenhalle. Foto: Jethon Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte des Schönstatt-Vertreters regt zum Nachdenken über sich selbst an / Viele Bewährungsproben

Von Anne Jethon Rottenburg-Ergenzingen. Bunte Choreographien, überzeugende Schauspieler und lautstarke Sänger – das Musical "Auf dem Hochseil" wurde in der Breitwiesenhalle aufgeführt.Die Halle war voll besetzt und begeistert. Schon im Oktober wurde das Musical aufgeführt – zum 100-jährigen Jubiläum des Schönstatt-Zentrums. Erfolgreich war es allemal: "Das Musical hat überzeugt. Wir haben Anfragen bekommen, es an anderen Stellen ebenfalls aufzuführen. Wir sind zum Beispiel in Würzburg, Fulda und Oberkirchen gewesen", erklärt Schwester Siglinde, Provinzoberin im Schönstatt-Zentrum.

Sie hat das Musical mit vielen Anderen organisiert. Viele ehrenamtliche Schauspieler, Sänger und Choreographen wirken mit. Zusammen mit Wilfried Röhrig, Autor und Komponist, und Hans Werner Scharnowski, Arrangeur und Produzent, wurde ein Musical erarbeitet, das vom Leben Josef Kentenichs erzählt.

Er gründete die Schönstatt-Bewegung und war schon in frühen Jahren davon überzeugt, Priester werden zu wollen. Der Zuschauer lernt die Mutter Kentenichs kennen, Freunde, Vorgesetzte und Schüler. Josef Kentenich als Person bekommt der Zuschauer jedoch nicht zu Gesicht. Ein Seilartist stellt Josef Kentenich dar, er hält sich aber meist im Hintergrund.

Es sind eher Gedichte und Lieder, die den Besucher mehr über Kentenich erfahren lassen. Die Geschichte beginnt damit, dass die Mutter Josef Kentenichs mit einem Pfarrer über seine Kindheit spricht. Dass Josef ohne Vater aufwachsen muss und deshalb im Waisenhaus lebt, macht der Mutter zu schaffen. Eine weitere Szene zeigt, wie es im Waisenhaus zugeht. "Gleichschritt, Marschieren!", singt ein Chor im Hintergrund, während eine Gruppe von Tänzern die Situation choreographisch symbolisiert.

Dass Josef Kentenich Priester werden möchte, wird zum Problem, da er ein uneheliches Kind ist. So gibt es eine Versammlung von Pallotinern, die sich gegen eine Priesterweihe Kentenichs aussprechen, sich dann aber an seine Studienzeit erinnern. An seine inneren Konflikte und die Suche nach Wahrheit.

Hier kommt der Seiltänzer aktiv ins Geschehen: er versucht, auf dem Seil zu gehen, schafft es aber nicht und geht zurück. Lieder wie "Wüstenzeit" symbolisieren seine schwere Zeit. In verstörenden Bewegungen geht der Seiltänzer immer wieder ins Freeze, symbolisiert mit Pantomime, was Josef Kentenich damals wohl gefühlt haben muss.

Der Zuschauer stößt auf eigene Lebensfragen und wird in die existenzielle Auseinandersetzung Kentenichs mit hineingenommen: "Wer bin ich? Wo ist Gott?" Dass das Musical nicht nur auf Geschichtliches aus ist, wird spätestens hier klar: Sänger, die Personen aus der heutigen Zeit darstellen, treten auf der Bühne auf.

Dann der Umbruch: Kentenich wird zum Priester geweiht und zu einer brenzlichen Situation herangezogen. Schüler des Studierendenheims beschweren sich über die Regeln und Prügelstrafen. Pater Josef Kentenich soll die Situation aufklären.

Er stellt seinen Schülern ein neues "Programm" vor: "Wir wollen lernen, uns unter dem Schutze Mariens zu erziehen zu festen, freien, priesterlichen Charakteren", zitiert ein Schüler den Pater. Dieser Beginn wandelt sich in großen Erfolg um. Die Schüler sind von Kentenich vollauf begeistert.

Am Ende verändert sich die Lage, der große "europäische Krieg" bricht ein. Neben der Sorge um die Schüler scheint Kentenich noch etwas anderes intensiv zu beschäftigen. Er spricht von einer stillen "Lieblingsidee". Was die Schüler davon halten, bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen.