Von der Fasnetskapelle zur Big Band: Die Hurgler feiern ihr 30-jähriges Bestehen im Haus Nepomuk

Von Nadine Reiband

Rottenburg. Es wird nach Noten gespielt. Seit dem ersten Treffen bis zum heutigen Tag. Die Hurgler aus Rottenburg feierten stolz ihr 30-jähriges Bestehen. Was als Fasnetskapelle begann, ist heute Bigband-Sound und Unterhaltungsmusik der besonderen Art.

Das Haus Nepomuk war gut gefüllt: Die Hurgler hatten zum Jubiläumsabend geladen. 30 Jahre Unterhaltungsmusik waren Anlass, zurückzublicken und auch die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren.

Das Abendprogramm war gespickt mit dem, was die Musiker am besten können: Unterhaltungsmusik, Schlager und Evergreens. "Hab ich Dir heute schon gesagt", "Sentimental Journey" oder "Silvering Monnrise" – knappe zwei Stunden spielte die Band für ihre Gäste. Vereinschef Gerhard Johner berichtete dazwischen immer wieder von den Geschehnissen und den Anekdoten der vergangenen 30 Jahre.

Irgendwann passte das Eingeübte nicht mehr zur Fasnet

Als Fasnetskapelle begann es 1984. Die Motivation war dieselbe, die es heute noch ist: "Wir wollen musizieren." Als Altstadt-Hirgler startete die Gruppe damals. Die Voraussetzung von Dirigent Erwin Schlossarek war, dass nach Noten gespielt wird. Eine Selbstverständlichkeit? Bei weitem nicht. Fasnetskapellen spielten damals frei und laut, berichtete der Vorsitzende. Die Altstadt-Hurgler – wie sie sich damals noch nannten – trugen ihr Notenständerchen vor sich her. Diese Art und Weise des Musizierens führte dazu, dass auch andere Literatur eingeübt werden konnte. Dann passte das Eingeübte nicht mehr zur Fasnet. Der Wandel begann.

Nach ein paar Jahren sei klar gewesen, dass man das ganze Jahr über mit der eingeübten Literatur auftreten könne. "Durch die komplette Saxofon-Besetzung ging unsere Klangfarbe in die Richtung von Big Bands", sagte Gerhard Johner. Diese Richtung wurde bis heute beibehalten.

Nach dem Tod von Erwin Schlossarek übernahm dessen Sohn Dieter die Band und sis heute leitet er sie. Er sorgt dafür, dass die musikalischen Wünsche der Bandmitglieder umgesetzt werden können, ändert Arrangements ab.

"Deutliche Wechsel" habe die Band hinnehmen müssen. 1998 musste man als Quartett spielen, da nur noch vier Spieler übrig waren. Immer wieder stießen neue Musiker dazu. Momentan sind es zwölf Musikliebhaber, die sich dem gemeinsamen Hobby widmen. Von den Ursprungs-Hurglern sind noch wenige mit dabei. Einer von ihnen ist Walter Fischer, der als 89-Jähriger noch kräftig auf die Pauke haut.

2000 nahmen die Hurgler aus ihrem Ursprungsnamen das "Altstadt" heraus, 2002 wurde die Band ein eingetragener Verein und Mitglied im Blasmusikverband Neckaralb. 2010 kam das Sextett+ zu den Hurglern dazu, eine Gruppe, die ausschließlich in sozialen Einrichtungen spielt. Die Hurgler sind mit Saxofonen, Trompeten, Posaunen, Keyboards und Schlagzeug bestens besetzt.

Die aktuelle Hurgler-Besetzung reicht von Jugendlichen mit 14 Jahren bis hin zum 89- Jährigen. Jeden Donnerstag wird geprobt. Interessierte sind jederzeit willkommen, sagte Johner. Auch in Zukunft wollen die Hurgler aktiv bleiben und zusammen musizieren.

Vom anfänglichen Marschieren durch "d’r Flecka" ist nichts mehr übrig geblieben. Einige Auftritte sind im Kloster Marchtal, beim Horber Neckarblühen oder der Landesgartenschau Nagold gewesen, natürlich findet man die Hurgler beim Martinsmarkt und Goldenen Oktober in Rottenburg. Rund zwölf Auftritte haben die Hurgler im Jahr. Es ist die Freude am Musikzieren, die die Gruppe motiviert. Das sah man den Musikerinnen und Musikern beim Jubiläumsabend an. Es sprühte von Spaß und Witz aus den Gesichtern direkt in die Ohren der Gäste im voll besetzten Haus Nepomuk. Zum   Jubiläumsabend  sprach Dirigent Dieter Schlossarek ein dickes Dankeschön an seine Band und auch an die ehemaligen Hurgler aus, die zum Jubiläumsabend gekommen waren.

Das Jubiläum wurde zum Anlass genommen, treue und langjährige Mitglieder zu ehren. Allen voran freute man sich, Walter Fischer im "Ur-Hurgler-Häs" für seine 30-jährige aktive Treue zu den Hurglern ehren zu können. Auch Dieter Schlossarek erhielt für 30-jährige Treue ein Dankeschön vom Vereinschef. Marlies und Peter Wagner sowie Adelheid Schlossarek wurden als passive Mitglieder und Unterstützer für ihre Treue geehrt.