Im Rathaus freut man sich schon auf das neue Gemälde der Gräfin Mechthild. Foto: Scharnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Ein Porträt der Gräfin Mechthild ziert bald die Wand vor dem OB-Büro im Rathaus

Von Marly Scharnowski

Gräfin Mechthild war eine der herausragenden Persönlichkeiten des Spätmittelalters und ist in Rottenburg nicht nur an der Fasnet eine bekannte Figur. Nun soll ein Gemälde im Rathaus an sie erinnern.

Rottenburg. Gräfin Mechthild gehört in Rottenburg vor allem in der fünften Jahreszeit wohl zu den bekanntesten Persönlichkeiten, ist sie doch bei den Narren an der Fasnet nicht mehr wegzudenken.

Für CDU-Stadträtin Dorothea Lichtenau war es wichtig, dass auch verdiente historische Frauen ihren Platz in Form von Gemälden im Rathaus finden. Oberbürgermeister Stephan Neher schloss sich dieser Ansicht an: "Eigentlich hängen nur Männer im Rathaus herum", war seine augenzwinkernde Aussage.

Dorothea Lichtenau stellte vor einem Jahr den Antrag und freute sich, dass er auf offene Ohren stieß. Nachdem sie ihr Anliegen vorgebracht hatte, präsentierte die Stadträtin gleich einen Künstler, der für ein solches Porträt prädestiniert sei: Horst Fenn. Ein Künstler, der sich tief in die Materie einarbeitet. Farben, Stil, die Charakteristika des 15. Jahrhunderts und Studien über die Erzherzogin zogen ihn in den Bann.

Bei der Finanzierung trugen sowohl die Narrenzunft, als auch die Stadt Rottenburg etwas dazu bei. Den Rest finanzierte die Familie Lichtenau.

 Die Gräfin von Württemberg und Erzherzogin von Österreich war eine beeindruckende Persönlichkeit. Zu einer Zeit, als Frauen eher als "Deko" für ihre Männer existierten, hat sie viel in die Wege geleitet.

1419 in Heidelberg geboren, wurde sie 1434 mit Graf Ludwig I. von Württemberg verheiratet, der 1450 verstarb. Die zweite Ehe mit Erzherzog Albrecht VI. dauerte elf Jahre, bis sie wieder Wittwe wurde. 1457 beteiligte sie sich an der Gründung der Universität Freiburg und 1477 an der Universität Tübingen. Ihre Versuche, die Grafschaft Hohenberg ihrem Sohn Eberhard im Bart und damit Württemberg zuzuspielen, scheiterten bis zuletzt am Widerspruch des Hauses Österreich.

Ab 1455 residierte Mechthild in Rottenburg. Als feingeistige Dame versammelten sich Künstler und Literaten um sie, auch war sie Festen nicht abgeneigt, in der "Sülchgauer Scholle" (1927) wird geschildert, dass sie "gar köstliche Vasnachten" abhielt.  Seit den 1930er-Jahren ist die Gräfin Mechthild die Vor-Figur der Narrenzunft Rottenburg. Das Porträt der Mechthild wird neben dem ihres Sohnes, Graf Eberhard im Bart, direkt neben der Tür zum OB zu bewundern sein; allerdings geht sie zuerst auf Reisen. Am Donnerstag, 14. Januar, um 18.30 Uhr wird eine Ausstellung "Mechthild – gestern, jetzt und morgen" im Sülchgau-Museum in der Zehntscheuer eröffnet, bei der der Künstler Horst Fenn anwesend ist. Diese dauert bis zum 3. April an.