Zu einer Reise in das Innere des Menschen lud Erwin Bieker die Besucher ein. Er stellte die neueste Technik für den Blick in den Körper vor. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder-Bote

Tag der Selbsthilfegruppen: Spannende Vorträge und intensive Gespräche / Veranstaltung gut besucht

Thorsten Doneith ist Notarzt. Aus Leidenschaft und Überzeugung. Und ein Arzt, der gerne mit den Patienten spricht. Er war einer der Referenten beim Tag der Selbsthilfegruppen am Samstag in Rosenfeld.

Rosenfeld. Eigentlich hat Thorsten Doneith selten Zeit. Am Samstag nahm er sie sich. Der Notarzt am Zollernalb-Klinikum erklärte in der Rosenfelder Festhalle, was vom ersten Anruf über das Ausrücken bis hin zur Versorgung vor Ort und schließlich in der zentralen Notaufnahme passiert. Und: er hatte den Einsatzwagen dabei. Viele Interessierte sahen gebannt zu, als er Monitore, Defibrillator und Medikamente erklärte.

Gut besucht waren die Vorträge im Untergeschoss der Halle. Dimitrios Vasilakis gab einen Einblick in Diagnose und Therapie von Schlaganfällen. Erwin Bieker lud zu einer Reise in unser Ich ein und erklärte anschaulich, wie MRT, CTG oder Röntgen einen Blick in den menschlichen Körper ermöglichen. Heinz Weisser von der Anti-Mobbing-Gruppe und der Burnout-Hilfe Zollernalb erzählte den Zuhörern, was in der Arbeitswelt heute schief läuft.

Unter der Schirmherrschaft von Landrat Günther-Martin Pauli hatten Selbsthilfegruppen aus dem gesamten Zollernalbkreis eingeladen, um sich und ihre Arbeit vorzustellen. Auge in Auge mit anderen Betroffenen – für den Schirmherrn eine quasi unbezahlbare Sache. Ebenso wie für den Rosenfelder Bürgermeister Thomas Miller. Letzterer ist selbst für die Selbsthilfegruppen engagiert und begrüßte neben den ausstellenden Gruppen auch den ehemaligen Sozialdezernenten des Landratsamts, Eberhard Wiget, unter den Gästen.

Es waren die persönlichen Gespräche, die den Tag in Rosenfeld für Macher und Besucher zu etwas ganz Besonderem machten. Das, so Pauli und Miller, sei eben das Wesentliche bei Selbsthilfegruppen. Wer eine neue Diagnose bekomme, der könne bei anderen Erkrankten schnelle und unbürokratische Hilfe und Tipps erhalten.

Zur Einstimmung auf die Stunden für Information und Austausch spielte die Jugendmusikschule unter der Leitung von Martin Grohmann. Und dann hieß es: informieren, sich austauschen, Hilfe und andere Betroffene finden.

Weit mehr als 20 Institutionen und Selbsthilfegruppen waren am Start. Schlafapnoe, Diabetes, Angsterkrankung oder Pflege – kein Thema wurde ausgelassen. Im Mittelpunkt immer das gemeinsame Motto, "Miteinander – Füreinander".

Darum war zum Beispiel auch Hildegard Bayer nach Rosenfeld gekommen. Sie vertrat die Selbsthilfe Körperbehinderter im Zollernalbkreis und klärte mutig und engagiert auf. Zum Beispiel darüber, dass Parkplätze für Behinderte eben für diese reserviert und benötigt werden. "Wir sind Menschen mit Gefühlen, Wünschen und Pflichten. Mitgefühl ist fehl am Platz und schließt uns aus." Bayer und ihre Mitstreiter rufen dazu auf, Steine aus dem Weg zu räumen.

Mit einem Stand vertreten war auch die Tinnitusgruppe. Das Geräusch im Ohr kennen viele – und bei den meisten verschwindet es nach einigen Minuten wieder.

"Tinnitus ist eine Erkrankung, die warnt", so die Gruppe. Überforderung könne eine Ursache sein. Vier Prozent der Menschen in Deutschland leben, wie zu erfahren war, mit den Geräuschen im Ohr. Am Tag der Selbsthilfegruppen haben sie Kontakte mit anderen Betroffenen geknüpft und erfahren, dass sie nicht allein sind.