Die Bürgermeister Oliver Schmid (links) und Thomas Miller (rechts) überreichen Gerhard Adrian (Mitte) beim Neujahrsempfang in der Sporthalle Hag einen Geschenkkorb und eine Holz-Aktentasche. Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder-Bote

Neujahrsempfang: Präsident des Deutschen Wetterdienstes erklärt die Arbeit der Meteorologen

Ein Stelldichein haben sich gestern Kommunalpolitiker und Bürger aus Rosenfeld und Geislingen beim gemeinsamen Neujahrsempfang beider Städte gegeben. Um das Wetter und wie man es vorhersagt ging es im Vortrag des Gastredners.

Rosenfeld. Gerhard Adrian, Präsident des Deutschen Wetterdienstes, hatte tagsüber vor Schülern der Klassen 9 und 10 des Progymnasiums und der Gemeinschaftsschule erklärt, wie Wettervorhersagen gemacht werden.

Voll besetzt war die Sporthalle Hag, in der Rosenfelds Bürgermeister Thomas Miller die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinen, Kirchen, Behörden und Organisationen begrüßte.

Der Musikverein Heiligenzimmern mit Dirigent Stefan Bisinger bot ein buntes Programm aus sinfonischer Blasmusik, Pop und Märschen. Im Mittelpunkt stand "Pilatus: Mountain of Dragons" von Steven Reineke. Das Stück setzt die Legende musikalisch um, dass auf dem gleichnamigen Schweizer Berg einst Drachen lebten.

Wie einst und jetzt die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes Prognosen ausarbeiteten, das schilderte Gerhard Adrian, Chef der dem Bundesverkehrsministerium unterstellten Bundesbehörde mit Sitz in Offenbach. Sie verfügt über 182 Wetterstationen und rund 1800 ehrenamtlich betreute Stationen, dazu "phänologische" Stationen, wo die Vegetation beobachtet wird.

Der Deutsche Wetterdienst sammelt diese Daten und gibt auch amtliche Unwetterwarnungen heraus. Er ist weltweit vernetzt und tauscht Wetterdaten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen, Ballons und Stationen im Rahmen der Weltorganisation für Meteorologie aus. Die Grundlagen für die moderne Prognose schuf 1904 Vilhelm Bjerknes. Er sah die Wettervorhersage als physikalisches Problem und entwickelte die Idee, aus Wettererscheinungen Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, aus denen das künftige Geschehen in der Atmosphäre vorhergesagt werden kann.

1922 kam Lewis Fry Richardson auf die Idee, mit numerischer Mathematik an das Problem heranzugehen.

Bis in die 1970er-Jahre saßen die Meteorologen vor Karten und übertrugen Daten mit verschiedenfarbigen Stiften. Dies wurde abgelöst durch Großrechner, die mit Hilfe von Gleichungen Strömungsmodelle produzieren und eine rasche Prognose erlauben – für Adrian eine "stille Revolution". Die Qualität der Wettervorhersage habe sich ständig gesteigert. Doch er warnte: "Die Vorhersagbarkeit bleibt beschränkt."

Millers Geislinger Kollege Oliver Schmid verglich die Wetterprognosen mit der Kommunalpolitik: "Wenn’s passt, ist alles schön; wenn nicht, hat es jeder besser gewusst." Er überreichte Adrian einen Präsentkorb und eine Aktentasche aus Holz, gefertigt von der Firma Wochner in Heiligenzimmern. Aus aktuellem Anlass fügte er an: "In Zeiten, da der Populismus an Boden gewinnt und ein Bürgermeister einer Kreisgemeinde die Gemeinderäte auslacht, will ich ein klares Signal setzen: Die ehrenamtliche Arbeit schätze ich in höchsten Maße."

Bevor das Büfett eröffnet wurde und die Laufgruppe des Sportvereins die Bewirtung übernahm, animierte Stefan Bisinger das Publikum wie beim Wiener Neujahrskonzert zum Mitklatschen beim Radetzky-Marsch.