Florian Kipp, Chef der Firma Kipp-Solar. Foto: Kipp Foto: Schwarzwälder-Bote

Photovoltaik-Fachmann Florian Kipp reagiert auf jüngste Vorwürfe gegen die Branche

Rosenfeld-Bickelsberg. "Hitze belastet die Stromnetze", "Solarstrom ist schuld und treibt die Kosten in die Höhe": So die jüngsten Schlagzeilen landauf und -ab. Florian Kipp, Chef der Firma Kipp-Solar in Bickelsberg, möchte das nicht auf der Branche sitzen lassen und spricht im "pv magazine" von einer Medienkampagne von Lobbyisten.

Solarstrom "verstopfe" die Stromleitungen heiße es da unter anderem. Den Verbraucher werde es teuer kommen, denn zahlreiche netzstabilisierende Eingriffe seien nötig wegen eines "immensen Anstiegs an Sonnenstrom". In der Tat sei der Sommer die Saison von Solarstrom, kontert Kipp: "Das ist natürlich und einfach planbar." Es gebe bei Hitze aber nicht mehr Photovoltaik-Strom, sondern im Gegenteil etwas weniger.

Auch heiße es, die Hitze gefährde die Kühlung konventioneller Atom- und Kohlekraftwerke. So habe etwa das AKW Brokdorf bereits gedrosselt werden müssen und das Atomkraftwerk Grohnde habe im Juli kurz vor der Notabschaltung gestanden – mangels Kühlwasser. "Gott sei Dank haben wir da eine funktionierende Photovoltaik, die kein Kühlwasser braucht und keine Flüsse fast zum Kochen bringt, sondern einfach nur zuverlässig Bevölkerung und Wirtschaft verbrauchernah mit Strom versorgt", kommentiert Kipp.

Von einem "immensen Anstieg an Sonnenstrom" sei die Rede – aber woher sollte der kommen? "Seit der Kahlschlagpolitik der Union mit wechselnden Juniorpartnern werden in Deutschland kaum noch große Solarstromanlagen gebaut", weiß der Solarstrom-Fachmann. Und die bereits vorhandenen hätten auch bisher schon Sonnenstrom produziert. "Wo liegt also die Dramatik, wie sie vermittelt werden soll?"

Hohe Kosten für Verbraucher? Ja, die werde es geben. Aber nicht etwa, weil der aktuelle Fördersatz für große Solarstromanlagen mit rund 8,5 Cent pro Kilowattstunde so teuer wäre. Vielmehr bekämen die Energiekonzerne viel Geld für ihre Kraftwerke – "ob sie laufen oder nicht".

Dieses politische Zugeständnis an die Atom-Kohle-Lobby führe dazu, dass der Hauptnutzen der Energiewende, nämlich eine zuverlässige, nachhaltige und kostengünstige Versorgung mit Energie, ins Hintertreffen gerate: "Das ist etwa so, als müsste man trotz Sommerhitze den Heizöllieferanten für nicht verbrauchtes Öl bezahlen", argumentiert Kipp. So einen Vertrag schließe wohl kein normaler Mensch ab, bringt er es auf den Punkt.

Gerade in der Region gebe es viele Unternehmen, die tagsüber viel Strom brauchen. Da sei es gut, wenn der auch in der Region produziert werde – zum Beispiel über Photovoltaik – und nicht über weite Strecken her geleitet werden müsse. "Vor allem dann, wenn die Kohle- und Atomkraftwerke an Neckar und Donau wegen Hitze und Wasserknappheit gedrosselt oder abgeschaltet werden müssen."