Stephan Heesen (Dritter von links) hat im Rahmen der Vortragsreihe über christlliche Erziehung die Probleme in der Pubertät angesprochen. Viele Eltern haben im Gemeindehaus Isingen seine Ausführungen verfolgt. Foto: May Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Thema Pubertät stößt auf großes Interesse / Heesen: Jugendlichen Vertrauen entgegen bringen

Warum die Pubertät Kindern wie Eltern gleichermaßen Probleme bereitet, hat ein Experte bei einem Vortragsabend erläutert.

Von Klaus May

Rosenfeld-Isingen. Im Rahmen der Vortragsreihe "Lasst die Kinder zu mir kommen – Kinder christlich erziehen" referierte Stephan Heesen, Leiter der ökumenischen psychologischen Beratungsstelle Albstadt, im evangelischen Gemeindehaus in Isingen. Der Einladung waren Eltern, Lehrer und fünf Pfarrer gefolgt.

Mit diesem Thema hatten die katholische Seelsorgeeinheit "Am Kleinen Heuberg" und die evangelischen Kirchengemeinden einen spannenden Bereich ausgewählt.

Eingangsfrage: "Wie umarme ich einen Kaktus?"

Nach der Begrüßung durch Pfarrer Johannes Kiefner konkretisierte Heesen die Problematik der Jugendzeit. "Wie umarme ich einen Kaktus?", war seine Eingangsfrage. Die Veränderungen bei Jugendlichen seien sehr vielfältig, so Heesen, und es komme zu vielen Auseinandersetzungen. Oft machten sich bei den Eltern Wut und auch Ohnmacht breit.

Der Referent, selbst Vater von drei Kindern, forderte die Eltern auf, das vertrauensvolle Verhältnis aus der Kindheit zu erhalten. In einer Zeit, in der Themen wie Alkohol, Drogen, Kriminalität, Kleidung, Piercing, Freundschaften und Sexualität auf die Kinder einprasselten, sollten die Eltern bei Problemen nicht in voller Wut den Jugendlichen entgegen treten, sondern erst in einer Ruhephase oder einen Tag später das Gespräch suchen. Oft komme Verunsicherung und Fremdheit auf; man kenne die Kinder nicht mehr. Es komme eine gefühlte Ohnmacht hinzu, und die Grenzen der Toleranz würden ausgelotet. Hilfreich sei auch für die Eltern, die Erinnerung an die eigene Pubertät zu suchen. Die Jugendlichen wollten nicht mehr zu den Eltern gehören; diese seien oft "peinlich".

Heesen motivierte die Eltern, ihre Kinder auf dem Weg zu verantwortungsvollen und selbstbewussten Jugendlichen zu begleiten. Obwohl Jugendliche oft provozierten und Spaß an der Konfrontation fänden, solle das Vertrauen nicht in Frage gestellt werden. Heesen ermunterte die Anwesenden: "Schulen Sie Ihre Wahrnehmung und predigen Sie nicht auf Ihre Kinder ein, ansonsten wechseln die Kinder nur in die Opposition." Viel abgewinnen konnte der Referent auch der alten Weisheit: "So wie man in den Wald hinein schreit, so kommt es auch wieder heraus." Abschließend sprach er den Eltern Mut zu, das Gespräch zu suchen und die Probleme gemeinsam zu besprechen, den Jugendlichen Verantwortung zu übergeben und, wenn es notwendig ist, sich bei den Jugendlichen zu entschuldigen. "Eltern müssen authentisch sein", so Heesen, und er motivierte zum Gebet für die Söhne und Töchter.