Peter G. Kremsner wirkt bei der Behandlung und Erforschung von multiresistenten Erregern der Tuberkulose mit. Foto: May

Gesundheit: Professor Peter Kremsner leitet Tropenklinik und forscht in Gabun. "Geisel der Menschheit".

Rosenfeld - Tuberkulose war und bleibt die Geisel der Menschheit. Auch heute noch ist die Infektionskrankheit eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen für die Menschen. Laut Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 2,5 Milliarden Menschen, also rund ein Drittel der Erdbevölkerung, von den Krankheitserregern latent befallen.

Professor Peter Gottfried Kremsner aus Heiligenzimmern leitet das Tropeninstitut an der Universität Tübingen wie seit 25 Jahren auch die Forschungsabteilung am Albert-Schweizer-Hospital in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun. Vor drei Jahren wurde ein Forschungszentrum, eine Art Universitätsklinikums am Campus des Albert-Schweizer-Hospital gegründet, in dem geforscht, behandelt und auch gelehrt wird. Auch dieses Kompetenzzentrum für Infektionskrankheiten für Zentralafrika leitet der Mediziner aus Heiligenzimmern. Kürzlich wurde dort eine Bettenstation für Tuberkulose-Kranke integriert.

Bei etwa fünf Prozent der latent infizierten Menschen bricht die Krankheit aus. Sorgen bereiten den Ärzten jedoch die multiresistenten Tuberkelbakterien, die bei fünf Prozent der erkrankten Patienten diagnostiziert werden. Zur Behandlung reichen die herkömmlichen Medikamente nicht aus. Wenn diese Erreger erkannt werden, hilft, so Kremsner, nur noch eine Behandlung mit einer Kombination von mehreren Medikamenten, die wegen ihren Nebenwirkungen nur von speziell ausgebildetem Personal ausgeführt werden darf.

Die zur Anwendung kommenden Medikamente seien teuer und oft unverträglich. Wegen der großen Ansteckungsgefahr, so Kremsner, würden die Patienten mit Spezialausrüstung wie Masken und Handschuhen behandelt.

Zehn Millionen neue Tuberkulosekranke gebe es jährlich, davon würden rund 1,5 Millionen sterben. Tuberkulose kommt nach Angaben des Leiters des Tropeninstituts vor allem in Ländern mit armer Bevölkerung und besonders in den subtropischen und tropischen Regionen in Südasien, Afrika und Südamerika vor. Häufig bestehe, so Kremsner, bei den erkrankten Patienten eine Vorbelastung durch eine Immunschwäche, hervorgerufen etwa durch AIDS.

Große Probleme habe die Krankheit in Mitteleuropa am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert bereitet. Dank der Verbesserung der Hygiene und einer besseren Ernährung habe die Erkrankung auf ein Minimum zurückgeführt werden können, jedoch gebe es heute immer noch Fälle von Tuberkulose in Deutschland.

Bislang gebe es gegen die Krankheit nur den Impfstoff BCG, der vor etwa 100 Jahren entwickelt worden sei und nur bei der sogenannten extrapulmonalen Art der Tuberkulose und bei Kindern Schutz bringe. Kremsner: "Aktuell gibt es keine Aussicht auf einen neuen Impfstoff oder wirksamere Medikamente."

In der neuen Abteilung in Lambaréné werden Patienten, die mit den multiresistenten Bakterien befallen sind, behandelt. Das Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der EU unterstützt. So können Ärzte, Medikamente und Ausrüstung bereit gestellt werden. Die Regierung Gabuns leistet ebenfalls einen Beitrag. Kremsner kann auf 200 Mitarbeiter in Gabun bauen, wobei Ärzte und Wissenschaftler aus Europa für ein Jahr oder länger dort arbeiten.

Regelmäßig pendelt der Mediziner zwischen Tübingen und Lambaréné, wobei er auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten zu den weltweit führenden Forschern gehört.

  Im Rahmen des Kolping-Bezirkstags am Freitag, 11. November, wird Kremsner von seinen Forschungen und seiner Arbeit im Tropeninstitut Tübingen und in Afrika berichten.