Ulrike Wolf aus Flözlingen referierte zum Abschluss der ökumenischen Themenreihe auf dem Kleinen Heuberg zum Thema: "Wie trauern Kinder und wie begleiten wir sie?" Foto: Ruf Foto: Schwarzwälder-Bote

Letzter Vortrag im Bürgerhaus: "Wie trauern Kinder und Jugendliche und wie können wir sie begleiten?"

Von Margrit Ruf

Rosenfeld-Bickelsberg. Die letzte Veranstaltung der ökumenischen Reihe auf dem Kleinen Heuberg, "In der Trauer dem Leben auf der Spur", fand im Bürgerhaus Bickelsberg statt. Das Thema: "Wie trauern Kinder und Jugendliche und wie können wir sie begleiten?"

Zahlreiche Eltern, Großeltern, Lehrer und Erzieherinnen waren der Einladung gefolgt. Sie wurden von der Referentin Ulrike Wolf ermutigt, offen mit Kindern umzugehen, wenn es um das Thema Sterben Tod und Trauer geht – sei es der Tod eines Angehörigen oder eines Tieres.

Trauer ist das bei Menschen unbeliebteste Gefühl. Es gehört aber ebenso zum Leben wie die großen und kleinen Abschiede. Trauer entsteht nicht nur durch Tod, sondern kann auch bei einer Scheidung oder einem Umzug auftreten. Wichtig ist die Trauernden nicht zu meiden, sondern sie anzusprechen.

Kinder haben feine Antennen und bemerken sofort Geheimniskrämerei, Verschweigen, Ausweichen und Verleugnung – und bekommen Angst. Auch wenn sie nicht wissen, warum die Erwachsenen traurig sind, meinen sie, sie seien daran Schuld. Deshalb sollte man ehrliche, kindgerechte Erklärungen geben.

Aussagen wie "jemand ist für immer eingeschlafen" oder "weggegangen" sollten vermieden werden, denn sie schüren Ängste vor dem Schlafengehen oder wenn jemand im wörtlichen Sinn weggeht. Man sollte auch zugeben, wenn man etwas nicht weiß.

Man kann Kinder fragen, was sie denken, wo der Verstorbene jetzt ist. Hilfreich sind bildhafte Erklärungen, zum Beispiel der Vergleich mit einem Luftballon: Die Luft im Ballon ist nicht sichtbar, so wie die Seele im Körper, aber sie ist doch da. Wenn die Luft entweicht, bleibt nur die schlaffe Hülle.

Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren haben eine große Unbefangenheit gegenüber dem Tod. Sie haben Angst vor dem Verlassensein. Zwischen sechs und sieben Jahren begreifen Kinder den Zusammenhang zwischen Alter, Krankheit und Tod, der von ihnen jedoch nicht als endgültig wahrgenommen wird.

Ab etwa acht Jahren wächst das wissenschaftliche Interesse am Tod. Fehlende Atmung und Bewegung oder der Kälte des Körpers werden sachlich und nüchtern wahrgenommen. Erst etwa ab zehn Jahren haben die Jugendlichen zunehmend die Erwachsenenvorstellungen. Ihre Angst vor dem Verlust des Lebens wächst.

Für Kinder ist es sehr wichtig, den Verlust zu begreifen, deshalb sollte man sie ermutigen, den Verstorbenen zu sehen oder auch anzufassen. Sie können ihm auch etwas mitgeben, zum Beispiel ein Bild oder einen Brief.

Als nächstes müssen sie den Trauerschmerz erfahren. Ihre Traurigkeit kann sich in Wut oder Aggressivität ausdrücken. In dieser Zeit ist Verständnis sehr wichtig. Kinder und Jugendliche haben die Kraft, mit der Trauer umzugehen – wenn man sie trauern lässt. Es sollte aber auch trauerfreie Zeiten geben.

Als nächstes folgt die Anpassung an ein Leben ohne die fehlende Person. Hier ist Stabilität im Alltag sehr wichtig, dann kommt auch die gefühlsmäßige Ablösung. Hier kann man der Person einen neuen Platz im Leben geben, sich eventuell an ihre Gewohnheiten erinnern, Rituale einführen und Gedenktage, zum Beispiel den Geburtstag oder Todestag, feiern.

Wenn Eltern selbst trauern und nicht die Kraft haben, Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer zu begleiten, kann es hilfreich sein, wenn ein anderer Begleiter da ist, der ihnen beisteht und bei dem sie alles fragen dürfen. Dies kann ein Bekannter oder Verwandter oder auch eine Trauergruppe sein. Dort erleben die Kinder und Jugendlichen, dass sie nicht alleine sind.

Ulrike Wolf aus Flözlingen arbeitete als Krankenschwester auf Intensivstationen, bevor sie ein soziales Studium absolvierte. Als Referentin für Erziehungskurse machte sie eine Ausbildung im Hospiz in Stuttgart und arbeitet heute bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Rottweil als Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche.