Christian und Klaus Schellhammer aus Heiligenzimmern sind 8000 Kilometer     weit nach Westafrika gefahren

Rosenfeld-Heiligenzimmern. Eine aufregende Reise haben Christian und Klaus Schellhammer hinter sich: Mit einem 15 Jahre alten Land Rover sind sie von Heiligenzimmern nach Westafrika gefahren und haben einiges erlebt.

Nach Monaten der Vorbereitung, dem Kauf des Geländewagens und wochenlangen Reparaturen brachen die Schellhammers am 20. Dezember kurz vor 6 Uhr auf. Schon nach 200 Kilometern war eine Bremse glühend heiß, und langsam kamen Zweifel auf, ob man es bis Westafrika schaffen würde. 80 Kilometer vor dem Hafen machte ein anderer Autofahrer die beiden Heiligenzimmerner darauf aufmerksam, dass unten Wasser auslaufe. Da das Schiff im Hafen von Livorno nicht wartete, gaben die Schellhammers Gas – die Augen immer auf der Temperaturanzeige.

In Livorno verfuhren sich die Beiden, bis ihnen ein völlig überladener schrottreifer VW-Bus entgegen kam. Somit war klar: "Dem müssen wir folgen." Bei der Polizeikontrolle vor der Fähre habe man sich schon "wie in Afrika" gefühlt. Zusammen mit elf Freunden aus Bayern waren die Schellhammers die einzigen Europäer auf dem Schiff mit 800 Fahrzeugen und 2000 Passagieren.

Christian Schellhammer sah sich am zweiten Tag der Überfahrt mit einem unerwarteten Hindernis konfrontiert: "Auf der Motorhaube war eine Karte mit der Route aufgeklebt, und dort war die Grenze zwischen Marokko und der Westsahara eingezeichnet. Für Marokko existiert dieses Land jedoch nicht. Das Problem wurde binnen weniger Minuten mit ein paar Aufklebern gelöst. Danach wurde erst mal mein Geburtstag gefeiert."

Nach mehr als 60 Stunden erreichten die Westafrika-Fahrer Tanger. Dort hieß es warten bei Polizei und Zoll – fünf Stunden lang. Erst am Mittag konnten Vater und Sohn Schellhammer in Richtung der 500 Kilometer entfernten Stadt Marrakesch starten. Bei dichtem Nebel trafen sie mitten in der Nacht dort ein. Die längst erwarteten Freunde aus Leipzig und Trier kamen erst am Morgen an und berichteten, sie seien in Spanien ausgeraubt worden.

Schrecksekunde: Der Land Rover ließ sich nicht starten. "Aus dem Nichts tauchte ein Ladenbesitzer auf und meinte, er kenne einen Mechaniker." Der löste die Wegfahrsperre im Handumdrehen.

Weiter ging es über Pisten, die nicht breiter als das Auto waren, in Richtung Agadir und 1000 Kilometer weit durch die Westsahara. Die Schellhammers fuhren ein Stück auf den Bahngleisen des mauretanischen Erzzuges. Ein Glück war, dass ihnen dieser Zug mit 200 Waggons nicht entgegen kam – Ausweichen wäre unmöglich gewesen: Auf der einen Seite lagen Minen, auf der anderen war weicher Sand.

In der Wüste fuhren sie an einem Häuschen vorbei, als plötzlich ein anderer Autofahrer hinter ihnen hupte und ins Funkgerät schrie: "Dreht um!" Sie hatten aus Versehen eine Polizeikontrollstelle durchbrochen – die Beamten hatten geschlafen, wurden aufgeschreckt und griffen zum Maschinengewehr. Aus dieser Klemme befreiten sich die Heiligenzimmerner mit "ein paar netten Worten und einem T-Shirt als Geschenk".

Da Öl an der Servolenkung auslief, machten die Beiden Halt in einer Bahnarbeitersiedlung. "In weniger als fünf Minuten waren wir von dutzenden Kindern belagert. In meinem schlechten Französisch fragte ich aus Spaß nach dem Öl für meine Servo. Unglaublicherweise gab es in einem Schuppen genau das von mir benötigte Öl. Die drei Liter reichten für 150 Kilometer, dann war die Lenkhilfe wieder weg", so Schellhammer.

Während Zöllner und Polizisten an der Grenze zum Senegal ihnen jeweils 200 Euro abknöpften, bestanden die Grenzer in Guinea-Bissau darauf, dass ein Polizist mitfahren sollte. Das Problem: Die Beamten hatten ihnen die Pässe abgenommen, bis ein Vorgesetzter sie fragte, ob sie tatsächlich 8000 Kilometer von Deutschland nach Westafrika zurückgelegt hatten, und ihnen die Papiere zurückgab.

Endstation für den Land Rover war in der Hauptstadt Bissau: Dort wurde das verschrammte und verbeulte Fahrzeug verkauft. Zuvor verschenkte Christian Schellhammer ein Bobbycar, das die gesamte Reise mitgemacht hatte, an eine Familie mit vielen Kindern.

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